Der 22-jährige Serbe Andrej Pavlovic bewarb sich bei seinem Lieblingsklub für einen Posten. Die Bewerbungsgrundlage: seine Leistungen beim Computerspiel „Football Manager“. Er wurde tatsächlich genommen und arbeitet nun als Daten-Analyst.
Es ist noch gar nicht so lange her, da war der Fußball ein geschlossenes System. Zu Trainern oder Managern wurden vor allem ehemalige Spieler ernannt, zumindest musste man eine wie auch immer geartete Karriere im Profifußball vorweisen können.
Das hat sich geändert. Mittlerweile schaffen es auch Menschen einen Platz im Business zu ergattern, die keine Profilaufbahn absolviert haben. Ein Beispiel wäre hier Taktikblogger und ehemaliger abseits.at-Autor Rene Maric, der es bis zum Co-Trainer beim deutschen Bundesligisten Borussia Mönchengladbach geschafft hat.
Ein fast noch ungewöhnlicherer Weg liegt hinter dem 22-jährigen Serben Andrej Pavlovic. Pavlovic lebt in Belgrad und ist passionierter Zocker des Computerspiels „Football Manager“. Seinen Lieblingsverein FK Bezanija führte er dort zu einigen Meisterschaften und in die Champions League. „Ich will nicht prahlen, aber ich bin eine Legende in meinem `Football Manager`- Universum“, gab Pavlovic gegenüber dem Onlineportal Sportbible stolz an.
Nun gibt es sicherlich einige Spieler von Managersimulationen, die das von sich behaupten – aber Pavlovic hat es tatsächlich geschafft, einen Job bei seinem Lieblingsverein zu bekommen. Das liegt vor allem wohl auch daran, dass FK Bezanija in diesem Sommer aufgrund finanzieller Schwierigkeiten von der zweiten serbischen Liga in die Gruppe B der städtischen Liga Belgrad absteigen musste.
Pavlovic wollte bei dem Niedergang seines Herzensklubs nicht länger zuschauen, und bewarb sich kurzerhand bei Bezanija. „Ich habe mich mit meinen Erfolgen beim ‚Football Manager‘ an sie gewandt und vorgeschlagen, ihnen zu helfen“, so Pavlovic. Dass sich wirklich jemand bei ihm melden könnte, daran dachte er nicht.
Doch die Verantwortlichen des Vereins kontaktierten ihn tatsächlich: „Ich war schockiert, aber als wir uns unterhielten, fragten sie mich, ob ich nicht freiwillig für sie arbeiten könnte, da sie finanziell in einer schwierigen Lage sind“, erzählt Pavlovic Sportbible.
Vor der Partie gegen FK Dedinje sollte der studierte Mediziner seine Einschätzung des Gegners abgeben. Und tatsächlich gewann Bezanija das Spiel mit 2:1. Auch die anschließende Spielanalyse beeindruckte den Verein. Pavlovic: „Ich habe den Bericht kurz gehalten und einige interessante Angriffs- und Verteidigungsstatistiken erstellt.“
Pavlovic wird in Zukunft weiter als Daten-Analyst für Bezanija tätig sein – wenn auch erst einmal ohne finanzieller Entlohnung: „Momentan werde ich nicht vom FK Bezanija bezahlt, aber ich mache das, weil ich den Verein und den Job liebe.“
Die Geschichte an sich klingt schon so verrückt, dass eine Festanstellung nur der folgerichtige nächste Schritt wäre. Falls es dazu kommt, könnten Millionen Computerspieler von ihren Eltern den Werdegang von Andrej Pavlovic als Beweis vorzeigen, dafür, dass die zahlreichen Stunden vor dem Bildschirm nicht umsonst sein müssen.
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