Aktuell sind aufgrund der Corona-Pandemie keine Zuschauer in den englischen Stadien gestattet. Vor dem Spiel zwischen Manchester United und dem Liverpool FC war dennoch im und rund um das Stadion einiges los, da die Manchester-United-Fans ein Zeichen gegen die amerikanischen Besitzer des Klubs richten wollten. Die Glazer-Familie war nämlich eine der treibenden Kräfte bei den Planungen an der inzwischen zumindest vorläufig gescheiterten Super League.
Nachdem sich United-Fans vor Spielbeginn Zutritt ins Stadion verschafften wurde der Anstoß zur Partie gegen den Liverpool FC zunächst ein wenig nach hinten verschoben. Ein wenig später wurde die Partie komplett abgesagt und die beiden Teams werden die Begegnung an einem anderen Termin nachtragen müssen. Der Verein gab Sicherheitsbedenken an, betonte jedoch auch, dass man das Recht auf freie Meinungsäußerung und den friedlichen Protest anerkennen würde.
Die Super League war sicherlich der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, doch das Management des Vereins und die Fans haben sich schon seit der Glazer-Übernahme Mitte der 2000er-Jahre immer weiter auseinander entfernt. Der Klub, dessen Aktie an der New Yorker Börse gehandelt wird, hatte im März 2021 rund 455 Millionen Pfund Schulden, während sich die Eigentümer orbitant hohe „administration fees“ auszahlen und alle paar Jahre einige Millionen der United-Aktien abstoßen. 2018 verkündete der Guardian, dass der Klub seit der Glazer-Übernahme rund eine Milliarde Euro an Zinsen, Gebühren und Dividenden an die Besitzer auszahlten. Mit der Super League wäre der Aktienkurs sicherlich in neue Höhen vorgestoßen, was in erster Linie abermals der Glazer-Familie genutzt hätte.
Die Reaktionen auf die Fan-Proteste
Während die Fans weltweit Sympathien für die United-Anhänger aufbrachten, verurteilte die Premier League erwartungsgemäß die Aktion: „“We understand and respect the strength of feeling but condemn all acts of violence, criminal damage and trespass, especially given the associated COVID-19 breaches.“
Es gibt allerdings auch prominente Ex-Spieler, die den Fans den Rücken stärken. Gary Neville kritisierte die Eigentümer des Klubs und forderte sie auf ihre Anteile zu verkaufen: „“If you think about the club they picked up in 2004, they had the best stadium in the country, probably one of the best in Europe; the best training ground in this country, probably the best training ground in Europe; the team was getting to Champions League semi-finals, quarter-finals and finals regularly and winning the league every season or every other season. You look at the club now. This stadium, if you go behind the scenes, is rusty and rotting. The training ground is probably now not even in the top five in this country. They haven’t got to a Champions League semi-final for 10 years and haven’t won the league for eight years. The land around the ground is undeveloped, dormant and derelict when every other club seems to be developing their facilities and their fan experiences. The Glazer family are struggling to meet the financial requirements and the fans are saying the time is up. They’re going to make a fortune if they sell this football club. If they were to put it up for sale now I think the time would be right and it’d be the honourable thing to do.”
Der ehemalige Mittelfeldspieler Roy Keane stellte fest, dass die Fans aus Liebe zu ihrem Klub zum Stadion kamen. Er meinte, dass sich die Spannungen schon lange aufbauten und dass diese Aktion erst der Anfang war. Auch Liverpool-Legende Jamie Carragher verstand die Aktion der Anhänger und betonte, dass man von ihm keine Kritik hören wird.
Zensur auf ESPN
Interessant wurde es als Sportkommentator Jon Champion auf ESPN deutliche Worte zu den Machenschaften der Eigentümer bzw. zur Amerikanisierung des Fußballsports fand. Der Sender brach kurzerhand die Übertragung ab:
Gil Scott-Herons Textzeile “The revoultion will not be televised” trifft hier wohl auch zu.
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Stefan Karger
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