Das Streben nach Geld – reine Gier oder konsequente Ausnutzung des Marktes?
Fußball & Business 5.August.2013 Alexander Munz 0
Fußballer wechseln für astronomische Summen den Verein. Gelockt werden die Spieler mit ebenso hohen Gehältern, die den sportlichen Status des neuen Teams ausgleichen sollen. Wir werfen einen Blick auf die Moral von Transfers und die Auswirkung derselben, wenn das Geld im Vordergrund steht.
Vereinstreue sowie der Wille nach maximalem sportlichem Erfolg zu streben, sind für einige Fans noch immer der Maßstab, um einen Spieler vollständig in ihre Herzen zu schließen. Fußballer, die sich für einen Wechsel zu einem anderen Verein entscheiden, weil dieser höhere sportliche Ziele verfolgt und einen weiteren Schritt in der Entwicklung der Spieler darstellen kann, werden von den Fans verstanden. Dass sie bei ihrem neuen Klub auch mehr Geld verdienen, spielt erstmal keine Rolle. Um das Geld geht es, wenn Spieler sich bei Angeboten mehrerer Vereine für einen Transfer zum vermeintlich schlechtesten Klub entscheiden, der über hohe finanzielle Kapazitäten, dafür über ein geringeres Standing verfügt. Den Ausschlag zum Wechsel hat dann ausschließlich das Geld gegeben, die Stadt, das Umfeld und die Perspektive spielen hierbei keine Rolle, so die Ansicht vieler Fans. Fußballer, die nach dieser Absicht wechseln, werden gemeinhin als „Söldner“ bezeichnet. Das Wort Söldner ist negativ belegt, es bescheinigt dem wechselnden Spieler, das Geld, das er bei seinem neuen Verein verdient, vor seine sportlichen Interessen zu stellen. Ihm fehlt somit jegliche Leidenschaft für den Fußball, er sitzt lieber auf der Bank, als dass er weniger Geld verdient.
Der Fußball – eine Wirtschaft, die manchmal keine sein will
Entgegen den Hoffnungen vieler Anhänger des Fußballs sind sämtliche Vereine fest in den Schlingen des Kapitalismus gefangen. Heutzutage sind Vereine nüchtern betrachtet nichts anderes als Unternehmen. Wenig anders als in der Arbeitswelt sind die Vereine Arbeitgeber und die Spieler Arbeitnehmer. Beide Seiten haben wirtschaftlich gesehen einen ähnlichen Anspruch: Profitmaximierung. Dafür ist Erfolg wichtig, denn Erfolg bringt im Fußball das Geld.
Ein konkretes Beispiel: Dieses Jahr wechselte der Kolumbianer Radamel Falcao von Atlético Madrid zum AS Monaco. Angebote hatte er aus der ganzen Welt, sämtliche europäische Topklubs bemühten sich um die Dienste des 27-Jährigen. Unter den Fans sorgte seine Wechselentscheidung für Aufsehen und Unverständnis. Bei Lichte betrachtet ist allerdings lediglich Folgendes passiert: Ein Arbeitgeber sucht einen Spieler, der für viel Geld bereit ist, dem Klub Erfolg zu bringen. Der Spieler entscheidet sich gegen die höchstwahrscheinlich gesicherte sportliche Situation bei einem Topklub, für mehr Geld bei einem Verein mit Zukunftsperspektive. Letztendlich profitieren beide Seiten von dem Deal. In der Wirtschaft etwas ganz Normales.
Großes Geld, große Spieler – kommt dadurch auch große Begeisterung?
Schwierig wird es, wenn es um die Außenwirkung des Teams geht. Ein wirtschaftlicher Bestandteil des Fußball bzw. seiner Vereine sind nämlich zweifelsohne die Kunden, in diesem Fall die Fans. Sie sorgen für große Teile der Einnahmen, indem sie das Stadion zu Spieltagen besuchen und ihr Geld in Merchandising investieren. Damit ein Fan sein Geld gerne für den Stadionbesuch oder den Toaster mit Vereinswappen ausgibt, muss er sich mit dem Team identifizieren können. Dies kann er allerdings nur, wenn auch die Spieler eine Identifikation mit dem Verein nach außen tragen. Wenn Geld der primäre Grund für den Wechsel war, wird es für den neuen Spieler deutlich schwieriger seine Liebe und Verbundenheit zum Verein authentisch zu vermitteln. Voraussetzung ist, dass er dies besitzt. Der Verein profitiert also nicht nur von einem „Söldner“, er muss darauf achten ein Team zu formen, das immer noch den Eindruck erweckt, aus Liebe zum Fußball und zum Verein sein täglich Brot zu verdienen. Zudem sollte der Hunger nach Erfolg spürbar sein, Fans haben nichts von dem Geld, das die Fußballer verdienen, sie wollen Erfolge sehen und diese feiern.
Gefeiert wird, wer scheinbar ehrlich ist
Vielleicht muss die gängige Beurteilung eines Fußballspielers überdacht werden. Auch er ist Arbeitnehmer und strebt nach dem Bestmöglichen. Ob er sich für das Geld oder die sportliche Perspektive entscheidet, seine Entscheidung ist immer egoistisch, nach außen hin bleibt dieser gemeinsame Nenner jedoch häufig unbeachtet. Entgegen der Annahme zwei oder drei Millionen mehr oder weniger Gehalt im Jahr würden unterm Strich keinen nennenswerten Unterschied machen, muss ein Spieler immer an seinem gewohnten Lebensstandard gemessen werden. Luft nach oben ist immer, mit mehr möglichem Geld wachsen auch die Bedürfnisse. Fußball ist Wirtschaft und die Spieler ein Teil davon.
Noch immer gibt es Spieler, denen ihr Verein bzw. der Erfolg mehr wert als Geld ist. Bestes Beispiel hierfür ist der Spanier Joseba Etxebarria, der von 1995 bis 2010 für Athletic Bilbao spielte und seine letzte Saison bei den Basken sogar ohne Gehalt bestritt, da sein Club mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Doch was nützt es einen Spieler zu verurteilen, der rein formal gesehen seine Chancen nach Profitsteigerung konsequent ausnutzt, wenn Fußball doch Wirtschaft ist? Lieber wird gefeiert, wer nach Toren sein Wappen küsst, auch wenn er in Gedanken schon aufs Trainingsgelände seines zukünftigen Arbeitgebers fährt. Man könnte sagen, dass das alles viel zu logisch betrachtet wird. Fußball ist Tradition, Leidenschaft und Herzblut. Doch solange sich nicht alle Fußballer den großen Summen verschreiben, bleibt der Fußball was er ist. Und das ist vielleicht auch gut so.
Alexander Munz, abseits.at
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