Quer durch Europa geraten nicht wenige Vereine in große finanzielle Schwierigkeiten, nachdem sie in der Königsklasse mitmischten. Viele Klubs nehmen in Erwartung zukünftiger Millioneneinnahmen... Der Fluch der Champions League – warum die Königsklasse für viele Vereine kein Segen ist

Quer durch Europa geraten nicht wenige Vereine in große finanzielle Schwierigkeiten, nachdem sie in der Königsklasse mitmischten. Viele Klubs nehmen in Erwartung zukünftiger Millioneneinnahmen zu viel Risiko und stürzen ab, wenn die neuerliche Champions-League-Qualifikation misslingt.

Es ist nicht leicht die notwendige Mischung zu finden, die es einem Verein, der sich zum ersten Mal für die Champions League qualifiziert, erlaubt, einerseits konkurrenzfähig zu sein, andererseits aber im Falle einer Nicht-Qualifikation im kommenden Jahr finanziell gesund da zu stehen. Eines der bekanntesten Beispiele ist sicherlich Leeds United A.F.C.,  das sich nur wenige Jahre nach dem Erreichen des Champions-League- Semifinales zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in der dritthöchsten Spielklasse wiederfand.

103 Millionen Pfund Schulden

Leeds-United-Fans erinnern sich nur äußerst ungern an ihren ehemaligen Präsidenten Peter Ridsdale. Der englische Geschäftsmann, der vor seiner Karriere als Vereinspräsident bei zahlreichen Firmen ein erfolgreicher Manager war, hinterließ  bei seinem Rücktritt im Jahr 2003 103 Millionen Pfund Schulden. In den ersten Jahren war Ridsdale durchaus erfolgreich und pflegte ein gutes Verhältnis zu den Fans. Der Verein spielte Jahr für Jahr in der Premier League vorne mit und schaffte es 2001 sogar bis ins Champions-League-Semifinale, wo gegen den FC Valencia allerdings Endstation war. Der Klub nahm daraufhin hohe Kredite auf, deren Rückzahlung nur möglich war, wenn sich der Verein abermals für die europäische Königsklasse qualifiziert.

Es kam wie es kommen musste – Newcastle United schnappte Ledds United den letzten Champion-League-Platz weg, woraufhin der Klub die ersten Spieler abgeben musste. Rio Ferdinand wurde an „Erzfeind“  Mancher United verkauft, später verließen Starspieler wie Robbie Fowler, Robbie Keane, Harry Kewell und Lee Bowyer den Klub. Der Verein erholte sich in den Folgejahren nicht mehr von den finanziellen Belastungen und musste unter anderem das Stadion und die Trainingsplätze verkaufen. Der traurige Höhepunkt war der Abstieg in die dritthöchste Spielklasse. Mittlerweile spielt der Traditionsverein immerhin wieder in der Football League Championship, der zweithöchsten Spielklasse, wo der Klub nach 27 Spieltagen an der elften Stelle steht.

Ridsdale sagte einmal zu einem Leeds-United-Fan: „Well, you enjoyed the ride, didnt you? Der Großteil der Fans denkt jedoch anders und heute blicken die meisten Leeds-United-Anhänger mit Schrecken auf die damalige Zeit zurück. Der Klub besaß auch schon vor den größenwahnsinnigen Investitionen eine gute und eingespielte Mannschaft, aber das Management riskierte alles für den kurzfristigen Erfolg. Leeds-Fan Scott Collinson beantwortete die Frage von Präsident Ridsdale in einem Diskussionsforum: „No, we didn’t (enjoy the ride). It was a nightmare we still haven’t recovered from”

Weitere Beispiele – Lierse SK und Boavista

Während Leeds United aufgrund der riesigen Fan-Basis die Möglichkeit hat, sich Schritt für Schritt von diesem Missmanagement zu erholen, ist eine derartige Misswirtschaft für kleinere Vereine noch viel gefährlicher. Der belgische Klub Lierse S.K. wurde in der Saison 1996/97 überraschend Meister und begab sich auf Einkaufstour, um in der Königsklasse einen guten Eindruck zu hinterlassen. Unter den zahlreichen Neuzugängen befand sich übrigens auch der österreichische Stürmer Ralph Hasenhüttl, der zuvor für KV Mechelen in 27 Spielen immerhin acht Tore erzielte. Der Verein konnte sich in den kommenden Jahren jedoch nicht mehr für die Champions League qualifizieren. Dafür plagte den Klub eine Schuldenlast, die schließlich zum Abstieg in die zweite Liga führte. Erst mit dem Verkauf des Vereins an den Ägypter Maged Samy konnte sich der Klub von den Schulden befreien – allerdings zu einem hohen Preis, der Aufgabe der Unabhängigkeit.

Noch schlimmer lief es für Boavista Futebol Clube, denn auch der portugiesische Verein verspekulierte sich nach dem überraschenden Gewinn der Meisterschaft im Jahr 2001. Da die Champions-League-Millionen in den Folgejahren ausblieben konnte der Verein seinen teuren Kader nicht mehr bezahlen und stürzte in ein finanzielles Loch, aus dem der Klub bis heute nicht mehr herauskam. Zusätzlich zu den hohen Schulden gab es Anschuldigungen, dass der Verein Schiedsrichter beeinflusste, die schließlich zu einem Zwangsabstieg in die zweite Liga führten. Aufgrund der aussichtslosen finanziellen Situation schaffte Boavista nicht einmal in der zweithöchsten Spielklasse den Klassenerhalt, sodass der Verein momentan in der Segunda Divisão, der dritthöchsten Spielklasse, zu finden ist.

Probleme im sonnigen Spanien

Celta de Vigo ist ein weiteres gutes Beispiel für einen Verein, der hohe Ziele vor Augen hatte und sich letztendlich übernahm. In der Saison 2002/03 qualifizierten sich die Spanier noch für die Champions League, nachdem der Klub auch in den Jahren davor gute Ergebnisse ablieferte. Der Verein überlebte zwar die Gruppenphase, schaffte jedoch in der heimischen Meisterschaft nicht nur nicht die erneute Qualifikation, sondern stieg als 19. der Tabelle in die Segunda División ab. Es folgte zwar der Wiederaufstieg, aber die Schuldenlast war so groß, dass der Klub fast ausschließlich auf eigenen Nachwuchs und billige Legionäre setzen musste und in der Saison 2006/07 wieder abstieg. Seit damals schaffte es der Verein nicht, in die Primera División aufzusteigen.

Auch Deportivo La Coruña spielte fünf Saisonen in Folge in der Champions League und erreichte 2004 sogar das Semifinale. Als in den Folgejahren die Qualifikation nicht mehr klappte wurde der Schuldenberg immer bedrohlicher, aber die Vereinsverantwortlichen entschieden sich dafür, noch mehr Schulden zu machen, um sie in der Champions League abbauen zu können – ein Plan der nicht aufging. Vergangenes Jahr stieg der Verein in die Segunda División ab.

Fazit

Besonders kleinere Vereine sollten darauf achten, dass nach dem Erreichen der Champions League die Gehaltskosten nicht explodieren. Neue und teure Spieler sind keine Garantie dafür, dass man sich wieder für die Champions League qualifiziert. Viele Manager scheinen jedoch überfordert zu sein, wenn sie auf einmal große Geldsummen zur Verfügung haben und gehen verantwortungslos mit den Millionen um, die in den Jahren danach zur Belastung werden können. Natürlich freuen sich die Medien und Fans über spektakuläre Neuverpflichtungen und wenn alles wie am Schnürchen läuft, dann denkt man nur ungern an mögliche Misserfolge. Das schlimmste, das einem Sportdirektor im Normalfall passieren kann, ist, dass er entlassen wird und woanders unterkommt. Auch Peter Ridsdale bekam nach dem Leeds-United-Debakel noch genug Möglichkeiten, um bei anderen Klubs sein Unwesen zu treiben. Den Preis für die Misswirtschaft zahlen letztendlich die Vereine und ihre Fans.

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

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