Der unglaublich teure Hulk, oder wie ernst man festgelegte Ablösesummen nehmen darf
Fußball & Business 3.August.2011 Daniel Mandl 0
Dass der FC Porto eine der besten Talenteschmieden auf dem Kontinent ist, ist hinlänglich bekannt. Nicht nur Spieler, wie etwa Hugo Almeida, Lisandro Lopez, Diego oder Deco, wurden exportiert, sondern mit Jose Mourinho und Andre Villas-Boa auch gevifte Taktiker. Mit dem Brasilianer Hulk hat man eine weitere heiße Aktie, die aber nicht so schnell hergegeben werden soll.
Laut Hulks Berater Teodore Fonseca gebe es zwar einige Interessenten für den bulligen Stürmer, leisten kann ihn sich wohl aber kaum jemand. Erst im Mai hatte Hulk seinen Vertrag in Porto bis 2016 verlängert. Der Champions League-Sieger von 2004 würde wohl bei 100 Millionen Euro schwach werden, was den Mittelstürmer zum teuersten Spieler aller Zeiten machen würde. Angebote sind bereits eingetrudelt, das höchste lag bei 80 Millionen Euro, doch Porto lehnte auch bei dieser Summe jedwede Verhandlungen ab. De facto ist Hulk unverkäuflich. Doch schon mehrere Curriculi Vitae haben gezeigt, dass ein möglicher Käufer nur ein bisschen warten muss, bis er den Wunschspieler verpflichten kann.
RONALDINHOS WEG VON UNVERKÄUFLICH ZU 25 MILLIONEN
Beim FC Barcelona galt der Edeltechniker mit der markanten Frisur und dem ebenso einzigartigen Grinsen zwischen 2004 und 2006 als das Nonplusultra auf zwei Beinen, zwei Mal hintereinander – 2004 und 2005 – war er Weltfußballer des Jahres, was davor nur Zinedine Zidane und Ronaldo vorbehalten war. Jede Summe wäre für die Katalanen zu wenig gewesen, Ronadlinho galt als unverkäuflich. 2006 begann sein Stern allerdings zu sinken und im August 2008 wollte Barca ihn schließlich los werden. Um 25 Millionen Euro wechselte er schließlich zum AC Mailand, wo er nach einer guten Saison 2009/10 auch aussortiert wurde und im Jänner dieses Jahres zu Flamengo Rio wechselte. Plötzlich waren es keine unglaublichen Summen mehr, die verlangt wurden, kolportierte drei Millionen Euro zahlten die Brasilianer an die Italiener.
UMGEKEHRTER WEG – IBRAHIM AFELLAY
Der Niederländer mit marokkanischen Wurzeln wechselte im Jänner 2011 um ebenfalls drei Millionen Euro nach Barcelona. Um den Ergänzungsspieler nicht zu vergraulen, rief Barca eine Ablösesumme von 100 Millionen Euro aus. Auch das Gehalt des hochtalentierten Außenbahnspielers ist stattlich, seine Fähigkeiten bekam man im Winter im Spiel zwischen Holland und Österreich vor Augen geführt. Sollte sich Afellay aber verletzen, seine Form nicht halten können oder sich nicht sonst nicht durchsetzen, werden sich die Katalanen wohl mit einer kleineren Ablösesumme zufrieden geben müssen, was bei drei Millionen Euro, die gezahlt wurden, auch nicht so schlimm sein wird.
UNTER SICH
Diese Ablösesummen, die für die hoch veranlagten Kicker gezahlt werden sollen, solange diese voll im Saft stehen, schrecken natürlich kleinere Vereine ab. Zum Kreis dieser kleineren Vereine dürfen sich aber immerhin Clubs wie Arsenal oder der FC Bayern zählen. Alles, was für über 30 Millionen Euro Ablöse ein neues Trikot überzieht, kann sich zwar den Arbeitgeber aussuchen, der Kreis ist allerdings klein. Lediglich Chelsea, Inter Mailand, AC Mailand, Manchester City, Real Madrid oder eben Barcelona sind derzeit bereit, so tief in die Tasche zu greifen, nicht einmal Manchester United, ZSKA Moskau oder Shakhtar Donezk geben derzeit so viel Geld aus. Die Spieler sind somit so fest an ihren Verein gebunden, dass sie sich eben schon selber einiges antun müssen, um zu wechseln.
KOMMT ZEIT, KOMMT SPIELER
Will man einen Spieler vom Kaliber Hulk, Sneijder oder Afellay kaufen, braucht es aber lediglich eines – Geduld. Das wissen die Sportdirektoren, denn die unglaublichen Ablösesummen fallen wie Kartenhäuser in sich zusammen, wenn die Leistung nicht stimmt. Diese kann aber von kaum einem Spieler konstant über zwei, drei Saisonen erbracht werden. Dem Beispiel Ronaldinho folgend verfiel sein (geforderter) Transferwert innerhalb von nur fünf Jahren von quasi über 100 Prozent auf lediglich drei. Dem umgekehrten Gedankenexperiment nach würde ein Spieler wie Junuzovic, wenn er einen tollen Herbst spielt, wohl auch um drei Millionen Euro wechseln können und seinen Transferwert, so wie Afellay, um über 3000 Prozent steigern.
UNGLAUBLICH GERING
Anhand weniger Beispiele kann bewiesen werden, dass keinesfalls so heiß gegessen wie gekocht wird. Im Zuge des neuen Financial Fairplays werden sich die weiter oben genannten Clubs auch überlegen müssen, wie sie mit den unglaublichen Summen, die für Spieler nicht nur verlangt, sondern auch gezahlt werden, umgehen. Der 75 Millionen Euro-Flop „Ibrahimovic beim FC Barcelona“ ist ein mahnendes Beispiel. In der Pole Position um die Nachfolge der großen Namen als Branchenführer im europäischen Fußball stehen seriös wirtschaftende Vereine aus Deutschland, Frankreich oder England, die die Zeichen der Zeit rechtzeitig erkannt haben und sich nicht auf Spekulationen der Marken Perez oder Al-Fahim einlassen.
Hulk wird niemals um 100 Millionen Euro wechseln, nicht einmal um die Hälfte. Porto möchte sich absichern, dass der Stürmerstar in Portugal bleibt. Die Hand voll Vereine, die aber um 80 Millionen Anfragen abschicken, werden alsbald Probleme mit Michel Platini bekommen – und das ist gut so!
Georg Sander, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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