Dichter Terminkalender: Verletzungen als Folge des straffen Spielplans
Fußball & Business 12.Oktober.2024 Andreas Nachbar
Wir Fußballfans können gar nicht genug von unserer geliebten Sportart bekommen und freuen uns über jedes Spiel. Doch das Strahlen unserer Gesichter durch die erhöhte Spielanzahl wirft seine Schatten voraus. Karim Adeyemi, Josip Stanisic und Xaver Schlager sind Spieler, die der deutschen Bundesliga aktuell mit Muskel- oder Bänderverletzungen fehlen. Alle Drei sind bei Klubs beschäftigt, die national sowie international viele Spiele bestreiten und werden regelmäßig zu den Lehrgängen der Nationalteams berufen. Ein prominentes Beispiel aus England ist der spanische Europameister Rodri (Manchester City), der in der abgelaufenen Spielzeit 50 Spiele alleine auf der Klubebene absolviert hatte, zudem stand er in sechs von sieben Spielen bei der Europameisterschaft in der Startelf. Die jüngsten Verletzungen sind derzeit in Spanien zu finden, dort hat Marc-André ter Stegen sowie Dani Carvajal, ein ähnliches Schicksal ereilt wie den Mittelfeldmotor von Manchester City.
163.000 (!) Reisekilometer: Hohe Reisebelastung der Spieler
Seit langer Zeit kritisierten Trainer wie Jürgen Klopp oder Pep Guardiola die hohe Belastung der Profifußballer. Neben der körperlichen Belastung spielt besonders die Reisehäufigkeit eine große Rolle, in der Spieler keine Zeit zur Regeneration finden. Besonders gravierend sieht die Situation beispielsweise bei südamerikanischen Spielern aus. Nehmen wir Cristian Romero zum Beispiel, der Spieler von Tottenham Hotspur legte nach Angaben der Spielergewerkschaft FIFPOR eine Strecke von 163.000 km während einer Saison zurück. Am 23.03.24 stand er für Argentinien in Los Angeles am Platz, nur vier Tage später war er mit der Nationalmannschaft in Philadelphia aktiv. Wiederum nur drei Tage später bestritt er mit Tottenham Hotspur in London das Premier League-Spiel gegen West Ham United. Nicht zu vergessen ist dabei, Tottenham war in der letzten Saison in keinem europäischen Wettbewerb vertreten! Eine Pause für die Spieler ist nicht abzusehen – im Gegenteil. Durch Reformen müssen die Spieler in einem immer engeren Spielplan mehr Begegnungen absolvieren. Die europäischen Teamwettbewerbe wurden aufgestockt, die „normale“ Weltmeisterschaft und die Klub-WM finden in einem neuen Format statt, was mehr Spiele mit sich bringt. Drei Gewerkschaften aus Italien, England und Frankreich fordern nun von der FIFA, die Spieler mehr in den Spielplan einzubeziehen.
Zu Beginn der Saison äußerten sich Spielergrößen wie Kevin de Bruyne und eben jener verletzte Rodri zu der überhöhten Belastung. Zunehmend stimmen immer mehr Spieler den Aussagen zu und fordern Einsicht von der FIFA. Auf einen Streik will es die Spielergewerkschaft FIFPRO nicht ankommen lassen. „Wir unterstützen die Spieler, wir arbeiten für sie und erklären ihnen die Situation. Vielleicht ist ein Streik die letzte Lösung, aber das wollen wir nicht. Wir wollen, dass gespielt wird“, äußerte sich Vorstandsmitglied der FIFPRO aus Frankreich, David Terrier, zu der brisanten Thematik. Dabei kommt es der Gewerkschaft nicht auf eine Abschaffung der Wettbewerbe oder Verkleinerung der Spielanzahl an. Sie vermissen eine klare Regelung der Spielobergrenze pro Spieler.
Mehr Spiele pro Saison gleichbedeutend mit höherem Gewinn der Teams?
Diese Frage ist nur schwer zu beantworten. Bei einigen Teams kommt es sicher zu einem höheren Umsatz durch Eintrittsgeldern und Prämien, beispielsweise durch die erhöhte Anzahl der Champions-League-Spiele. Doch kann es für die Vereine aufgrund von überlastungsbedingten Verletzungen zu indirekten Kosten kommen. Denn neben den hohen Summen an Versicherungsbeiträgen könnte der Verein Umsatzverluste an TV-Geldern erleiden. Ein Team wird durch den Ausfall von Leistungsträgern geschwächt und rutscht in der Tabelle ab, sodass sie zum Ende der Saison einen schlechteren Platz belegen und weniger Fernsehgelder einstreichen können. Eine Verletzung kann einen Rattenschwanz an Kosten nach sich ziehen. Durch die schwächere Leistung, kommen eventuell weniger Fans in die Stadien, was Verluste an Ticket-Einnahmen bedeutet. Bei all diesen Faktoren ist man im Profisport schnell im zweistelligen Millionenbereich. Eine Obergrenze für die Anzahl der Spiele für Profis ist demnach nicht nur positiv für die Spielerseite, sondern kann auch die Kassen der Vereine schützen.
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