In Europa wird nahezu täglich Ligafußball gespielt und dies zu den unterschiedlichsten Uhrzeiten. Viele Ligen verfügen dabei über eine Kernanstoßzeit, zu der die meisten... Die Anspielzeiten in Europas Ligen – Teil 1: Der deutsche Sprachraum

In Europa wird nahezu täglich Ligafußball gespielt und dies zu den unterschiedlichsten Uhrzeiten. Viele Ligen verfügen dabei über eine Kernanstoßzeit, zu der die meisten Spiele stattfinden, da dies den Zuschauern die Planung erleichtert und gewisse Gewohnheiten fördert. Dem gegenüber steht jedoch die immer intensivere Vermarktung, die dazu führt, dass diese Kernanspielzeiten immer weiter aufgelöst werden, um möglichst über das gesamte Wochenende Spiele zu platzieren, was den Fernsehstationen entgegenkommt. Für die Ligen und Verbände gilt es hier, die Balance zwischen den Begehrlichkeiten des Medienmarkts und den Zuschauern in den Stadien zu finden, was sich nicht immer als einfach erweist.

Teil 1 der Serie befasst sich mit den Anspielzeiten in Österreich, Deutschland und der Schweiz.

Österreich

Bis inklusive der Saison 2003/04 war in Österreich – angelehnt an Deutschland – Samstag 15:30 die Kernanspielzeit der Bundesliga, zudem gab es seit dem Ende der 1990er ein Fernsehspiel am Sonntagnachmittag. Dieses Schema wurde jedoch nicht durchgängig angewendet und es gab zahlreiche Abweichungen, so dass beispielsweise oftmals auch erst am Abend oder am späteren Nachmittag gespielt wurde. Auch Matineen mit Ankick am Vormittag waren nicht unüblich, ab der zweiten Hälfte der 1990er aber nicht mehr anzutreffen.

Eine richtige Struktur mit durchgängig geregelten Anspielzeiten in jeder Runde kam  in der Saison 2004/05 auf, als die Fernsehrechte an Premiere (heute Sky) veräußert wurden und es erstmals Liveübertragungen aller Bundesligaspiele gab. Dies erforderte eine gewisse Kontinuität, da der Fernsehzuschauer ein Gewohnheitstier ist und zudem die Sendeabwicklung deutlich einfacher ist, wenn man mit fixen Terminen planen kann. Als Folge dessen entfernte man sich vom Termin um 15:30 und setzte vier von fünf Bundesligaspielen fortan am Samstagabend um 18:00 (später 18:30) an, da Premiere verhindern wollte, dass sich die Übertragungen der deutschen und österreichischen Bundesliga überschneiden, damit der Fernsehzuschauer möglichst viele Spiele konsumieren kann. In den Sommermonaten Juli und August wurde erst um 19:30 angekickt, um der größten Hitze zu entgehen, zudem gab es sonntags eine Partie um 15:30.

Diese Struktur hat weitestgehend bis zum heutigen Tage Bestand, auch wenn immer wieder kleinere Adaptierungen vorgenommen wurden. So wurde von der Saison 2007/08 bis 2009/10 ein Freitagsspiel um 20:30 eingeführt, das bei Vereinen und Publikum aber nur mäßig ankam und in der nächsten (aktuellen) Periode des Fernsehvertrags wieder abgeschafft wurde.

Da Premiere sich auch dazu verpflichtete, von allen Zweitligaspielen live zu berichten, wurde für diese Liga ebenfalls ein einheitlicher Spieltermin geschaffen, zumeist am Freitagabend (für drei Jahre wurde ein Spiel auch auf den Samstagnachmittag ausgelagert).

Heute stellt sich die Situation so dar, dass die Bundesliga eine einheitliche und durchaus nachvollziehbare Struktur für ihre Anspielzeiten geschaffen hat. In beiden Profiligen werden die Spiele ausschließlich um 16:00, 18:30 und 20:30 angepfiffen, wobei der Freitag mittlerweile rein für die zweite Spielklasse reserviert ist, mit dem Topspiel zur Prime Time. In der Bundesliga finden drei Spiele am Samstag um 18:30 und eines um 16:00 statt, wobei letzteres aus klimatischen Gründen im Sommer ebenfalls auf den späteren Termin verschoben wird. Am Sonntag macht das Topspiel der Runde um 16:00 den Abschluss. Müssen aufgrund des Europacups (jedem Team steht eine Pause von zwei spielfreien Tagen zu) mehrere Partien am Sonntag angepfiffen werden, geschieht dies ebenfalls um 16:00 bzw. 18:30. Englische Wochen finden durchgängig am Dienstag (ein Spiel) und Mittwoch (vier Spiele) um jeweils 20:30 statt. Dies stellt zu früheren Zeiten eine Verbesserung dar, wo aufgrund des Fernsehens oftmals um 18:00 zu einer sehr zuschauerunfreundlichen Zeit angepfiffen wurde, was teils Fanproteste nach sich zog.

Die aktuelle Struktur ist als durchwegs positiv zu anzusehen, da eine durchgängige Linie verfolgt wird, die für den Zuschauer nachvollziehbar ist. Zudem darf ein wenig bezweifelt werden, ob 15:30 an einem Samstag heute noch als optimal zu bezeichnen ist, da dieser Termin aus einer Zeit stammt, als am Samstag die Geschäfte (wenn überhaupt) bis 12:00 geöffnet hatten, während  heute am Samstagnachmittag wohl viele Angestellte Probleme hätten, ein Stadion zu besuchen bzw. ein Spiel im Fernsehen zu verfolgen. Dennoch könnte man darüber nachdenken, in den Wintermonaten (zumindest in Dezember und Februar) die Kernanspielzeit auf 16:00 zu verlagern, da am Abend oftmals schon empfindlich tiefe Temperaturen vorherrschen, was nicht selten schütter besuchte Stadien zur Folge hat.

Deutschland

Denkt man an die deutsche Bundesliga, kommt einem nahezu unweigerlich auch „15:30“ in den Sinn. Seit den späten 1960ern ist dies der Termin, zu dem der Großteil der Spiele der ersten Bundesliga stattfindet, jahrzehntelang wurde sogar nur am Samstagnachmittag gekickt.

Doch mit dem immer größer werdenden Medienaufkommen wurde es auch in Deutschland notwenig, scheibchenweise weitere Anspielzeiten zu kreieren; so kamen in den 1990ern Spiele am Freitag- und Sonntagabend auf, wobei man von ersteren bald wieder Abstand nahm und bis inklusive der Saison 2005/06 sieben Spiele samstags um 15:30 und zwei sonntags um 17:30 stattfanden.

In der Saison darauf wurde jedoch wieder ein Freitagsspiel um 20:30 eingeführt und seit 2009/10 gibt es nun insgesamt fünf unterschiedliche Anspielzeiten, da die von Sky als Topspiel vermarktete Partie (die dies jedoch aufgrund einer Limitierung, die festlegt, wie oft die einzelnen Mannschaften zu diesem Termin spielen dürfen, nur selten ist) nun am Samstag um 18:30 stattfindet und sonntags je ein Spiel um 15:30 und 17:30 ausgetragen wird. Zudem kann ein weiteres Spiel auf den Sonntag verschoben werden, sollten mehr als zwei Mannschaften am Donnerstag in Europa engagiert sein. Diese Regelung wurde erst nach jahrelangem Drängen der Vereine umgesetzt, die oftmals am Donnerstagabend noch ein Auswärtsspiel im Europacup zu bestreiten hatten und am Samstag, also weniger als 48 Stunden später, schon wieder in der Bundesliga antreten mussten.

Der DFL ist es somit recht gut gelungen, den traditionsreichen Termin am Samstag um 15:30 zu bewahren und gleichzeitig weitere Anspielzeiten zu schaffen, was für die nationale und internationale Vermarktung unabdingbar war. Aufgrund einer Verkürzung der Winterpause gibt es in Deutschland nun praktisch keine englischen Runden mehr, wird doch einmal unter der Woche gekickt, dann dienstags und mittwochs um 20:00.

Etwas auf der Strecke geblieben ist jedoch die zweite 2. Bundesliga, die nun mehr oder weniger als Füllmaterial fungiert und zu für den Stadionzuschauer nur bedingt attraktiven Zeiten wie freitags um 18:00, samstags um 13:00 sowie sonntags um 13:30 spielt. Seit jeher ist zudem die Partie am Montag um 20:15 ein Zankapfel, nicht selten tauchen in den Stadien Spruchbänder und Plakate auf, die den Sender Sport1 (früher DSF) attackieren, vor allem die Fans des FC St. Pauli haben sich diesbezüglich einen Namen gemacht.

Schweiz

Lange Jahre wurde in der Schweiz vor allem samstags um 19:30 erstklassiger Fußball gespielt, ein Termin den die Zuschauer ins Herz geschlossen hatten. Als man jedoch nach der Jahrtausendewende immer weiter davon abkam und sich der Spielplan aufgrund des Fernsehens zu einem Flickenteppich verwandelte, so dass nicht selten alle fünf Spiele zu unterschiedlichen Zeiten stattfanden, platzte den Fans der Kragen und die Initiative „Pro 19:30“, die in den Stadien auch mittels Choreographien aufwändig in Szene gesetzt wurde, wurde ins Leben gerufen. Der Erfolg blieb jedoch aus – 19:30 ist schon lange nicht mehr die Kernanspielzeit in der Schweiz.

Seit einigen Jahren finden in der Regel zwei Spiele am Samstag um 17:45 und drei am Sonntag um 16:00 statt. Abweichungen treten jedoch immer wieder auf, da sich das Schweizer Fernsehen pro Saison zehn Spiele für eine Übertragung im Free-TV aussuchen darf und diese auch um 14:00 oder 20:15 angesetzt werden können. Englische Wochen finden in der Schweiz in der Regel mittwochs und donnerstags  um je 19:45 statt.

OoK_PS, abseits.at

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