Die Anspielzeiten in Europas Ligen – Teil 3: Ost- und Südosteuropa
Fußball & Business 14.November.2011 OoK_PS 0
In Europa wird nahezu täglich Ligafußball gespielt und das zu den unterschiedlichsten Zeiten. Viele Ligen verfügen dabei über eine Kernanstoßzeit, zu der die meisten Spiele stattfinden, da dies den Zuschauern die Planung erleichtert und gewisse Gewohnheiten fördert. Dem gegenüber steht jedoch die immer intensivere internationale Vermarktung, die dazu führt, dass diese Kernanspielzeiten immer weiter aufgelöst werden, um möglichst über das gesamte Wochenende Spiele zu platzieren, was den Fernsehstationen entgegenkommt. Für die Ligen und Verbände gilt es hier, die Balance zwischen den Begehrlichkeiten des Medienmarkts und den Zuschauern in den Stadien zu finden, was sich nicht immer als einfach erweist.
Der dritte und letzte Teil der Serie widmet sich den Ligen im Osten und Südosten Europas.
Anders als in den meisten westeuropäischen Ligen, existieren in jenen Osteuropas nur selten geregelte Spielpläne, die eine durchgehende Struktur verfolgen.
Russland
Dass es in Russland keine einheitlichen Anspielzeiten gibt, ist angesichts der Erstreckung des Landes über nicht weniger als zehn Zeitzonen (UTC +3 bis UTC +12) wenig verwunderlich. Dieser Umstand tritt besonders zutage, wenn eine Mannschaft aus Wladiwostok, einer Stadt am japanischen Meer, an der Liga teilnimmt und Gegner aus dem Westen des Landes empfängt. Spitzenspiele finden in der Regel am Samstag- oder Sonntagnachmittag statt, was auch die beiden Hauptspieltage der Liga sind. Dennoch werden nicht selten auch Spiele am Freitag oder Montag abgehalten.
Polen und die Ukraine
In Polen gilt, dass es für die acht Spiele pro Wochenendrunde auch acht unterschiedliche Ankickzeiten gibt. Diese sind jedoch stets dieselben, so dass eine gewisse Orientierung möglich ist. Den Auftakt machen zwei Spiele am Freitag (18:00 und 20:30), gefolgt von drei samstäglichen (13:30, 15:45 und 18:00) sowie zwei am Sonntag (14:30 und 17:30). Abgerundet wird die Runde mit einem Match am Montagabend um 18:30.
Maßgeblich verantwortlich für diese Spreizung der Anspielzeiten ist wenig überraschend das Fernsehen, das mit den Spielen der Ekstraklasa möglichst viel Sendezeit füllen möchte.
In der Liga des zweiten Ausrichters der Europameisterschaft 2012 stellen sich die Verhältnisse grundsätzlich ähnlich dar, auch wenn nicht eine solche Konsistenz wie in Polen gegeben ist. Eine wirkliche Kernanspielzeit existiert nicht, die meisten Spiele werden am Samstag- und Sonntagnachmittag bzw. Abend abgehalten, zudem finden regelmäßig auch Spiele am Freitag und Montag statt.
Rumänien und Bulgarien
Die rumänischen Spielpläne sind wohl die mit am wenigsten durchschaubaren in ganz Europa. Zum einen gibt es für jedes der neun Spiele eine eigene Anspielzeit, diese sind allerdings nicht wie in Polen fix festgelegt, sondern variieren stark von Woche zu Woche. Gespielt wird grundsätzlich von Freitag bis Montag, an den beiden Werktagen wird jedoch nicht selten schon am frühen Nachmittag angekickt. Ebenso sind Spiele am Wochenende um erst 21:30 oder 22:00 keine Seltenheit.
Auch in englischen Runden werden nur selten Spiele zur selben Zeit angesetzt, was äußerst zuschauerunfreundliche Anspielzeiten zur Folge hat. So kann es schon einmal vorkommen, dass Dinamo Bukarest ein Heimspiel am Dienstag um 14:00 bestreiten muss, so dass sich nicht mehr als eine Hundertschaft an Zuschauern ins Stadion verirrt. Ein weiteres Manko ist, dass die Spielpläne in der Regel recht kurzfristig erstellt werden.
Neben dem Fernsehen liegt hier der Grund oft auch in der mangelhaften Infrastruktur, denn in manchen Stadien existieren keine Flutlichtanlagen.
In Bulgarien stellen sich die Verhältnisse grundsätzlich ähnlich wie beim rumänischen Nachbarn dar, auch hier werden die Spiele ziemlich gleichmäßig über das gesamte Wochenende verteilt. Zudem kann es vorkommen, dass ein kompletter Spieltag am Freitagnachmittag abgehalten wird, wie es im Oktober dieses Jahres der Fall war. Auch hier lässt die Infrastruktur oftmals nur Spiele bei Tageslicht zu.
Tschechien, Slowakei und Ungarn
In der tschechischen Gambrinusliga zieht sich ein Spieltag ebenfalls von Freitag bis Montag, jedoch mit im Normalfall geregelten Anspielzeiten. So gibt es eine Partie am Freitagabend um 20:15, zumeist zwei am Samstagnachmittag bzw. Abend, während der Sonntagnachmittag als Kernspielzeit fungiert. Das Topspiel der Runde findet zumeist am Montag um 18:30 statt.
In der Slowakei findet der Großteil der Spiele an den Nachmittagen und Abenden des Wochenendes statt, nicht selten wird aber auch eine Partie auf den Freitag vorgezogen. In englischen Wochen wird oftmals bereits am Nachmittag gespielt, zudem kommt es immer wieder zu kurzfristigen Terminverschiebungen.
In Ungarn finden die meisten Spiele am Samstagnachmittag statt, eröffnet wird die Runde jedoch mit einem Spiel am Freitag um 18:00. Am Sonntag gibt es in der Regel je ein Spiel um 16:00 und 18:00.
Ehemaliges Jugoslawien
In Serbien stellt zumeist der frühe Samstagnachmittag die Hauptspielzeit dar, nicht selten finden hier sogar alle Partien zeitgleich statt, selbiges gilt für Bosnien und Herzegowina.
In Kroatien ist der Spieltag hingegen zumeist von Freitag bis Sonntag aufgeteilt, wobei das Gros der Spiele am Samstagnachmittag angepfiffen wird. In Slowenien wird vor allem am Nachmittag und frühen Abend an Samstag und Sonntag gespielt.
Für alle diese Ligen gilt jedoch, dass es kein wirklich fixes Schema gibt, wie dies in Westeuropa für gewöhnlich der Fall ist.
Türkei und Griechenland
Die türkische Süperlig setzt ihre Spiele von Freitag bis Sonntag an, wobei auch Partien am Montag nicht unüblich sind. Gespielt wird zumeist am Nachmittag und frühen Abend, wobei oftmals jeweils zwei Spiele parallel stattfinden, was eine Vorgabe des TV-Partners Lig TV sein dürfte.
Ähnliche Anstoßzeiten finden sich auch in Griechenland, auch hier wird vor allem am Nachmittag und den frühen Abenden an den Wochenenden gespielt. Jedoch gilt es zu beachten, dass aufgrund zahlreicher Zwangsabstiege die Liga in ihrer aktuellen Saison dezimiert ist, so dass grundsätzlich weniger Spiele stattfinden, als in einer „normalen“ Saison.
OoK_PS, abseits.at
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