Die Voraussetzungen für eine Neuvergabe der Weltmeisterschaften 2018 & 2022
Fußball & Business 9.Juni.2015 Stefan Karger 0
Im Zuge des FIFA-Skandals wurden auch jene Stimmen lauter, die eine Neuvergabe der Weltmeisterschaften 2018 & 2022 forderten. Wir erhielten in letzter Zeit einige Anfragen von unseren Lesern, die wissen wollten, was genau passieren müsste, damit Russland und Katar die Turniere doch noch verlieren.
Zunächst müsste einmal ohne jeden Zweifel bewiesen werden, dass bei der Vergabe der Weltmeisterschaften Bestechungsgelder geflossen sind. Ein Problem ist, dass in den FIFA-Statuten nicht explizit festgelegt wird, was im Falle einer Bestechung im Rahmen einer WM-Vergabe zu geschehen hat, ein Umstand der im Lichte der jüngsten Enthüllungen schleunigst bereinigt gehört.
In jedem Fall müsste die Initiative zur Neuvergabe vom FIFA-Exekutivkomitee ausgehen. Einige Experten meinen, dass sich dieses auf den Artikel 85 der Statuten berufen kann, der besagt, dass das Komitee über alle in diesen Statuten nicht vorhergesehenen Fälle endgültig entscheiden kann, sofern “höhere Gewalt“ vorliegt. Da Bestechungsgelder nicht in den Statuten geregelt sind, könnte dieser Artikel zur Geltung kommen, die Frage ist jedoch, ob die jüngsten Vorfälle tatsächlich unter den Begriff “höhere Gewalt“ einzuordnen sind.
Falls die FIFA den Vertrag mit Russland und Katar aufgrund bewiesener Bestechungsvorwürfe auflöst, kann man davon ausgehen, dass die beiden betroffenen Nationen diese Entscheidung mit allen Mitteln anfechten werden. Das zuständige Gericht wäre in diesem Fall der Internationale Sportsgerichtshof in Lausanne und man muss wohl mit einem Verfahren rechnen, dass sich lange Zeit hinziehen wird.
Solange es noch keinen neugewählten FIFA-Präsidenten gibt, wird in dieser Hinsicht wahrscheinlich ohnehin nicht viel geschehen, auch wenn Dominco Scala, der interimsweise die Geschäfte führt, eine Neuvergabe für den Fall, dass Bestechungen bewiesen werden können, nicht ausschloss. Einen Termin für die Neuwahlen gibt es noch nicht, voraussichtlich wird der neue Chef der FIFA frühestens Ende 2015, oder im ersten Quartal 2016 gewählt werden. Wird dieser aber gleich in einer seiner ersten Amtshandlungen aufs Ganze gehen und eine Wahl zur Neuaustragung der Weltmeisterschaften fordern?
Die Zeit drängt
Russland könnte also frühestens im Jahr 2016 die Weltmeisterschaft verlieren und es ist fraglich, ob sich in der verbleibenden Zeit bis zum Turnierstart eine Nation finden wird, die die WM 2018 organisatorisch bewältigen kann. Selbst etablierte Länder wie Deutschland und England müssten ihre Stadien aufrüsten, beziehungsweise zumindest teilweise renovieren, auch um die aufwändigen TV-Übertragungen, die den Rahmen eines gewöhnlichen Meisterschaftsspiels sprengen, gewährleisten zu können. In diesem Punkt sieht die Lage für das Turnier 2022 wesentlich entspannter aus und es würden sich zahlreiche Bewerber finden, die diese Weltmeisterschaft liebend gerne austragen würden.
Das liebe Geld
Sowohl Russland, als auch Katar investierten bereits Unsummen an Geld in die beiden Turniere. Die FIFA hat zwar beeindruckende Geldreserven von 1,5 Milliarden Dollar, die aber im Vergleich zu den getätigten Kosten lächerlich gering ausfallen. Die Russen bezifferten die Kosten für die Austragung mit 20 Milliarden Dollar, Katar rechnet sogar mit 35 Milliarden. Gerade in Katar scheint das Geld abgeschafft worden zu sein und es werden ganze neue Städte rund um die teils futuristisch anmutenden Arenen gebaut. Sollte Russland und Katar gegen die Entscheidung erfolgreich vor Gericht berufen und Kompensation für die angefallenen Kosten bekommen, dann muss man kein großer Mathematiker sein, um auszurechnen, dass die FIFA hoffnungslos überschuldet wäre.
Dazu kommen noch die diplomatischen Aspekte. Vladimir Putin griff die USA schon im Rahmen der jüngsten Ermittlungen scharf an und die Entscheidung hätte wohl auch Auswirkungen auf das weltpolitische Klima. Katar hat seine Hände ebenfalls tief im europäischen Fußball vergraben. Die Katar Foundation pumpt bis 2016 etwa 165 Millionen Euro in den FC Barcelona, Qatar Sports Investments investierte seit der Übernahme von Paris Saint-Germain mehrere hunderte Millionen in den französischen Klub.
Fazit
Zusammengefasst kann man sagen, dass es äußerst unwahrscheinlich ist, dass Russland die Weltmeisterschaft verlieren wird. Selbst wenn das Exekutivkomitee eine Neuvergabe beschließt, wird Russland dagegen berufen und bis zur endgültigen Entscheidung wird zu viel Zeit vergehen, um kurzfristig eine andere Nation für dieses Turnier gewinnen zu können. Für die Weltmeisterschaft 2022 spielt der Zeitfaktor eine untergeordnete Rolle, allerdings ist die Frage, ob die FIFA gewillt sein wird, einen Bankrott und diplomatische Verwicklungen zu riskieren, was wir an dieser Stelle eher bezweifeln.
Stefan Karger, www.abseits.at
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