In dieser mehrteiligen Serie beleuchten wir die Rolle der Spielerberater, wobei wir uns auf die fünf großen europäischen Ligen (Spanien, England, Deutschland, Italien, Frankreich)... Die Welt der Spielerberater (Teil 3 ) – Größe der Agenturen, Arbeitszeiten und jede Menge junge Klienten

UnterschriftIn dieser mehrteiligen Serie beleuchten wir die Rolle der Spielerberater, wobei wir uns auf die fünf großen europäischen Ligen (Spanien, England, Deutschland, Italien, Frankreich) konzentrieren. Wir sehen uns unter anderem an wer die Big Player am europäischen Markt sind, welche Leistungen sie ihren Klienten vermitteln, welche Organisationsformen ihre Unternehmen haben und wie der Karriereweg eines typischen Spielerberaters aussieht. Dabei stützen wir uns auf die Daten einer hierzulande eher unbekannten, aber äußerst interessanten Studie des CIES (Centre International d’Etude du Sport) Football Observatory, die ihr hier downloaden könnt.

Im zweiten Teil unserer Serie widmeten wir uns den verschiedenen Tätigkeitsbereichen, die Spielerberater für ihre Klienten übernehmen. Nun wollen wir uns weitere Statistiken ansehen, etwa wie groß das durchschnittliche Unternehmen eines Spielerberaters ist und wie viel Arbeitsstunden Spieleragenten in ihren Job stecken müssen.

Große Haie, kleine Fische

Es gibt eine kleinere Gruppe an Unternehmen, die den Markt dominieren und eine Vielzahl von erfolgreichen Profis vermarkten. Wir werden in den kommenden Artikeln noch genauer auf diese Big Player eingehen und uns ansehen, was sie so erfolgreich macht und wie sie aufgestellt sind. Im Vergleich zu diesen gibt es eine Menge an kleinen Agenturen, die sich noch nicht am Markt etablieren konnten und um ihr Überleben kämpfen müssen. Nur wenige Unternehmen besitzen mehr als eine Geschäftsstelle. Insgesamt 31% aller befragten Agenturen gaben an, dass sie kein eigenes Büro besitzen, ganze 53% der Agenturen haben nur eine Geschäftsstelle. Nur 16% aller Agenturen haben zumindest eine Zweigstelle im Ausland!

Beliebte Geschäftssitze für Zweigstellen

Wenn ein Unternehmen über einen zweiten Geschäftssitz verfügt dann befindet er sich zu 40% aller Fälle in einem Land der Top-5-Ligen Europas und zu 21% in einem anderen europäischen Land. Am südamerikanischen Markt können Spielerberater natürlich noch immer gut verdienen, weshalb sich 27% aller Zweigstellen in Brasilien, Argentinien oder Uruguay befinden. Nur 7% setzen auf den US-amerikanischen Markt, der Rest fällt auf afrikanische Länder.

Die Anzahl der im Schnitt betreuten Spieler

Die stark variierende Größe der Unternehmen schlägt sich auch in folgenden Zahlen nieder: Laut der CIES-Studie vertreten 6,7% der Unternehmen 25% aller Spieler, die einen Berater engagiert haben. Im Gegensatz dazu hat etwa jeder zehnte Spielerberater zurzeit nicht einmal einen einzigen Klienten – viele geben nach einiger Zeit desillusioniert auf und hängen ihren Job an den Nagel. Weitere 45,6% aller befragten Spielerberater gaben an, dass sie zwischen einem und zehn Spieler betreuen. Nur 1,6% aller Spielerberater dürfen sich über 50 Klienten oder mehr freuen.

Vollzeit vs. Teilzeit

Nur 41% aller Spielerberater arbeiten Vollzeit in diesem Beruf, wobei es in Frankreich mit 55,1% prozentuell gesehen die meisten Vollzeitbeschäftigte in den Top-5-Ligen gibt. In Italien haben 42,1% aller Spielerberater daneben keinen anderen Job, in Deutschland sind es 38,2%, in Spanien 33,9%. Das Schlusslicht bilden die englischen Spielerberater, von denen nur 31% diese Tätigkeit als Ganztagsjob ausüben.

22,5% aller Studienteilnehmer gaben an, dass sie in der Woche weniger als 10 Stunden als Spielerberater tätig wären. Weitere 19,3% aller Spielerberater investieren nur 11 bis 20 Stunden in ihren Beruf. 8,6% aller Agenten erweisen sich als wahre Workaholics und arbeiten regelmäßig 60 Arbeitsstunden oder mehr pro Woche ab. Der Rest liegt in der Mitte.

Der Arbeitsaufwand steht natürlich mit der Menge an betreuten Spielern in Zusammenhang. Spielerberater die weniger als 20 Stunden arbeiten vertreten im Schnitt neun Spieler, bei einer Arbeitszeit von 21 bis 40 Stunden werden durchschnittlich elf Spieler betreut. Spieleragenten die zwischen 41 und 60 Stunden arbeiten haben im Schnitt 18 Klienten, während Spielervermittler, die mehr als 60 Stunden pro Woche arbeiten sich um 22 Fußballer kümmern müssen.

Jugendspieler im Visier

Einer der erstaunlichsten Punkte in der Studie ist, dass nur 42% aller Klienten Profifußballer sind! Zum überwiegenden Teil (58%) angeln sich Spielerberater Nachwuchskicker, die noch in Amateurmannschaften oder Akademien tätig sind. Junge Spieler haben oft noch keinen Berater, können diesem aber in Zukunft viel Geld bescheren. Gewiefte Spieleragenten haben meistens keine großen Schwierigkeiten die Jugendliche und deren Elternteile davon zu überzeugen, dass eine Vertretung die Karriere des Spielers schneller vorankommen lässt. Der englische Verband versucht dieser Entwicklung gegenzusteuern und auch die Vereine treffen Maßnahmen, um die Jugendspieler zu schützen. Chelsea etwa erteilte Spielerberatern bei Partien der Jugendmannschaften Hausverbot, Manchester United beschwört die Nachwuchsspieler auf soziale Netzwerke wie Facebook zu verzichten, da in letzter Zeit immer mehr Anbahnungen der Spielerberater über diesen Weg erfolgten.

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

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