In dieser mehrteiligen Serie beleuchten wir die Rolle der Spielerberater, wobei wir uns auf die fünf großen europäischen Ligen (Spanien, England, Deutschland, Italien, Frankreich)... Die Welt der Spielerberater (Teil 5 ) – Der Branchen-Krösus aus Portugal

Cristiano Ronaldo (Portugal, Real Madrid)In dieser mehrteiligen Serie beleuchten wir die Rolle der Spielerberater, wobei wir uns auf die fünf großen europäischen Ligen (Spanien, England, Deutschland, Italien, Frankreich) konzentrieren. Wir sehen uns unter anderem an wer die Big Player am europäischen Markt sind, welche Leistungen sie ihren Klienten vermitteln, welche Organisationsformen ihre Unternehmen haben und wie der Karriereweg eines typischen Spielerberaters aussieht. Dabei stützen wir uns auf die Daten einer hierzulande eher unbekannten, aber äußerst interessanten Studie des CIES (Centre International d’Etude du Sport) Football Observatory, die ihr hier downloaden könnt.

Im letzten Teil unserer Spielerberaterserie sahen wir uns ein Kooperationsbeispiel an und erläuterten, weshalb die Zusammenarbeit zwischen Spielervermittlern meist eine Win-Win-Situation ist. In diesem Artikel betrachten wir die portugiesische Spieleragentur Gestifute, die guten Gewissens als Branchen-Krösus bezeichnet werden kann.

Der König der Spielervermittler

Jorge Mendez strebte als Jugendlicher selbst eine Karriere als Profifußballer an, doch sein Talent sollte nicht dazu ausreichen, von seinem Traumjob leben zu können. Mittlerweile hat er aber seinen Platz im Fußballgeschäft gefunden und gilt als eine der einflussreichsten Personen in dieser Branche, was kein Wunder ist, wenn man sich seine Klientenliste ansieht. Der Portugiese vertritt nicht nur Spieler wie Cristiano Ronaldo, Radamel Falcao, Thiago Silva und Angel de Maria, sondern auch Trainerstar Jose Mourinho.

Als Jorge Mendez einsah, dass es mit der Fußballerkarriere nichts werden wird, versuchte er sich als Geschäftsmann und eröffnete unter anderem eine Videothek und einen Nachtklub, wobei keines seiner Unternehmen besonders gut florierte. Durch Zufall lernte er in einer Bar Torhüter Nuno Espírito Santo kennen, der zu dieser Zeit bei Vitória de Guimarães tätig war, jedoch gerne ins Ausland wechseln wollte. Jorge Mendez überredete den Goalkeeper, sich in Zukunft von ihm vertreten zu lassen und es gelang ihm tatsächlich einen Deal mit Deportivo de La Coruña einzufädeln. Für diesens Geschäft bekam er noch kein Beraterhonorar, aber seine Reputation stieg nach diesem Transfer und einige weitere portugiesische Spieler ließen sich fortan ebenfalls von ihm vertreten. Nach diesem ersten Erfolg schloss Jorge Mendez seine Videothek und konzentrierte sich ganz auf seinen Job als Spielervermarkter. Er  gründete die Firma Gestifute, die heute der Marktführer in dieser Branche ist, und schloss einen Deal mit der Agentur Formation ab, um einen Fuß in den englischen Markt hineinzubekommen. Den genauen Verlauf dieser anfangs erfolgreichen Kooperation beschrieben wir bereits in unserem letzten Artikel.

Die Gründe für den Erfolg

  • Konkurrent Jose Veiga dribbelt sich ins Abseits
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Bevor Jorge Mendez die Nummer Eins im Land wurde liefen die meisten Transfers in Portugal über den Spieleragenten Jose Veiga, der unter anderem auch den 60-Millionen-Euro-Deal einfädelte, als Luis Figo vom FC Barcelona zu Real Madrid wechselte.  Jose Veiga zestritt sich jedoch mit den Vereinsoffiziellen des FC Porto, die fortan keine Geschäfte mehr mit ihm machten. Diese Lücke füllt Jorge Mendez sofort aus und schnappte sich zudem nach und nach einige von Jose Veigas Klienten, weshalb es häufig zum Streit zwischen den Spielerberatern kam. Dieser entlud sich schließlich auf dem Lissaboner Flughafen, als Jose Veiga seinen Konkurrenten angriff und es beinahe zu einem Boxkampf zwischen den beiden kam.

  • Portugiesischer Markt ideal für Spielerberater
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Der portugiesische Markt ist wie geschaffen für Spielerberater, denn es tummeln sich zahlreiche Talente, die jedoch meist nicht lange in der heimischen Liga bleiben wollen, da diese zu klein ist. Dazu kommen die ausgezeichneten Kontakte nach Südamerika, denn Portugal dient vielen Brasilianern als Sprungbrett nach Europa. Jorge Mendez arbeitet auf diesem Markt eng mit dem legendären Spielerberater Pini Zahavi zusammen, dem wir demnächst ebenfalls einen Artikel widmen werden.

  • Perfektes Scouting
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Der vielleicht wichtigste Punkt ist das perfekte Scouting, das Gestifute betreibt. Cristiano Ronaldo wurde beispielsweise bereits als Jugendlicher unter Vertrag genommen und spricht von einer sehr guten Beziehung zu seinem Berater Jorge Mendez. In Portugal gibt es nicht viele talentierte Spieler, die der Scoutingabteilung des Unternehmens verborgen bleiben und aufgrund der mittlerweile großen Reputation schließen sich zahlreiche Top-Spieler schon in jungen Jahren der Agentur an.

Kontroversen rund um Gestifute

Neben dem Beinahe-Boxkampf am Flughafen und dem Gerichtsverfahren mit der englischen Agentur Foundation gibt es noch einige Kontroversen rund um Gestifute und Boss Jorge Mendez. Mehrere konkurrierende Spielerberater beschwerten sich, dass Gestifute systematisch hinterrücks Klienten abwirbt. So beschwerten sich etwa die Spielerberater von Bebe und Nani, dass ihre Klienten auf Drängen von Jorge Mendez ihren Vertrag auflösten, als diese zu Manchester United transferiert wurden.

Allem Anschein nach verhandelt Gestifute nicht nur die Verträge, sondern besitzt auch teilweise die Transferrechte an den Spielern. Als Bebe an Manchester United verlauft wurde, erhielt Gestifute 30% des Kaufpreises – rund 2,7 Millionen Euro. In Portugal und Südamerika ist es erlaubt Anteile von Spielern zu besitzte – die FIFA sieht das jedoch nicht gerne und in vielen Teilen Europas wird diese Geschäftspraxis mit Menschenhandel verglichen.

Ein paar Zahlen zum Abschluss

Über die Jahre strich Gestifute Beraterhonorare in Höhe von insgesamt 369,8 Millionen ein. Die 83 vertretenen Fußballer erreichen einen Marktwert von rund 536 Millionen Euro, wobei alleine Cristiano Ronaldo, Falcao und Thiago Silva zusammen auf 200 Millionen geschätzt werden kann.

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

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