Die Welt der Spielerberater (Teil 6) – Pini Zahavi, der perfekte Networker aus Israel
Fußball & Business 21.Juli.2013 Stefan Karger 1
In dieser mehrteiligen Serie beleuchten wir die Rolle der Spielerberater, wobei wir uns auf die fünf großen europäischen Ligen (Spanien, England, Deutschland,Italien, Frankreich) konzentrieren. Wir sehen uns unter anderem an wer die Big Player am europäischen Markt sind, welche Leistungen sie ihren Klienten vermitteln, welche Organisationsformen ihre Unternehmen haben und wie der Karriereweg eines typischen Spielerberaters aussieht. Dabei stützen wir uns auf die Daten einer hierzulande eher unbekannten, aber äußerst interessanten Studie des CIES (Centre International d’Etude du Sport) Football Observatory, die ihr hier downloaden könnt.
Im letzten Teil sahen wir uns das Imperium des portugiesischen Spielerberaters Jorge Mendez an, heute wollen wir uns einem seiner wichtigsten Kooperationspartner widmen, dem israelischen Spieleragenten Pinhas „Pini“ Zahavi.
Vom Journalist zum erfolgreichen Spielerberater
Pini Zahavi wurde am 24. August 1943 in Israel geboren und verliebte sich schon als Kind in den Fußball. Wie bei Jorge Mendez reichte es jedoch zu keiner Profikarriere, stattdessen begann er über Fußball zu schreiben und arbeitete als Journalist für die Zeitung Yedioth Ahronoth. Während dieser Tätigkeit lernte er zahlreiche Spieler und Vereinsfunktionäre kennen und baute gute Beziehungen zu ihnen auf, was ihm in seiner weiteren Karriere natürlich sehr behilflich war. Er besuchte als Journalist die Weltmeisterschaft 1974 und knüpfte dort Freundschaften zu internationalen Spielern und Trainern. Pini Zahavi wird als DER perfekte Networker beschrieben, der schnell das Vertrauen zu fremden Menschen gewinnt und Freundschaften hegt und pflegt. Er lud immer wieder ausländische Freunde nach Israel ein und organisierte sogar internationale Freundschaftsspiele. Besonders gute Kontakte erarbeitete er sich zu englischen Spielern und Vereinsfunktionären. Er flog alle vier Wochen nach England und brachte beispielsweise den Liverpool-Spielern Orangen aus Israel mit, als er sie bei einem Training besuchte. Kleine Geschenke erhalten eben die Freundschaft.
Seine ersten Transfers
Pini Zahavi arbeitete noch als Journalist, als er seinen ersten Transfer einfädelte. Als er den Liverpool-Vereinsoffiziellen Peter Robinson zufällig am Heathrow-Flughafen erblickte, fragte er ihn, ob er nicht Interesse an guten israelischen Spielern habe. Zahavi sagte später, dass sich in England kaum jemand für die Ligen außerhalb des Landes interessierte und es auf der Insel auch nur wenige Informationen über andere Meisterschaften gab. Peter Robinson zeigte aber Interesse und so fädelte Zahavi ein Probetraining ein, indem der vorgeschlagene Spieler, Avi Cohen, zu gefallen wusste. Der Transfer ging über die Bühne und Zahavi erhielt sein erstes Beraterhonorar.
Er erarbeitete sich nach und nach die Reputation, dass er israelische Spieler in der englischen Premier League unterbringen kann, weshalb sich ihm rasch einige andere Spieler anschlossen. Er gab seinen Job als Journalist auf und fädelte weitere Transfers ein, wobei sein Fokus weiterhin auf dem englischen Markt lag. Mittlerweile zählte er viele einflussreiche Personen zu seinen Freunden, etwa Sir Alex Ferguson, Terry Venables, Ron Atkinson, Graeme Souness und Kenny Dalglish – also das Who is Who des englischen Fußballs.
Einer der bekanntesten israelischen Spieler, die er in England unterbrachte, war Eyal Berkovic. 1996 wechselte der Mittelfeldspieler von Maccabi Haifa zu Southampton. Nur ein Jahr später fädelte Zahavi einen Wechsel zu West Ham United ein, wo zur damaligen Zeit Rio Ferdinand spielte. Als Zahavi ein Training seines Schützlings besuchte, fragte ihn Rio Ferdinand, ob er nicht seine Vertretung übernehmen wolle. Dieses Gespräch sollte sich für beide Parteien auszahlen, denn zuerst fädelte Zahavi einen Deal um 18 Millionen Pfund zu Leeds United ein, von wo aus er um weitere 30 Millionen Pfund an Manchester United verkauft wurde. Der Spielerberater verdiente alleine mit diesen beiden Geschäften 1,13 Millionen Pfund.
Der Mann, der Klubs verkaufen kann
Der Israeli ist mittlerweile nicht nur dafür bekannt Spieler an den Mann zu bringen, sondern auch ganze Vereine. Dies machen seine ausgezeichneten Kontakte nach Russland möglich, die er sich ebenfalls im Laufe der Jahre nach und nach aufbaute. Einer seiner engen Freunde, die er noch aus seiner Journalisten-Laufzeit kannte, war Chef einer russischsprachigen Tageszeitung in Israel, die sich an Immigranten aus Russland richtete. Ein weiterer wichtiger Kontakt war die Trainerlegende Walerij Lobanowskyj, den er früher öfters interviewte und bald zu seinen Freunden zählen durfte. Durch einen gemeinsamen Freund lernte er schließlich Roman Abramovich kennen, sodass er den richtigen Mann bei der Hand hatte, als ihn Chelsea fragte, ob er einen Käufer für den Verein finden könnte. Zahavi fand nicht nur für Chelsea einen Käufer, sondern hatte seine Finger auch bei der Portsmouth-Übernahme von Alexandre Gaydamak im Spiel, als der französische Geschäftsmann russischer Abstammung um 22 Millionen Euro den Verein erwarb.
Immer wieder Kontroversen
Im Laufe seiner Karriere als Spielerberater gab es immer wieder Vorwürfe, dass er trotz laufender Verträge regelwidrige Kontaktaufnahmen zu Spielern betrieb. Der bekannteste Fall ist Ashley Cole, nachdem sich Arsenal beschwerte, dass Zahavi ihn zu einem Wechsel zu Chelsea überreden wollte. Dieselben Vorwürfe gab es auch rund um Rio Ferdinand, der angeblich von Chelsea abgeworben werden sollte.
Zahavi vertritt nicht nur Fußballer, sondern hält auch einen Teil der Transferrechte an einigen seiner Spieler. Diese besonders in Südamerika gängige Praxis wird in vielen Ländern Europas kritisiert und ist mittlerweile in einigen Ländern, wie beispielsweise in England, verboten. Zahavi ist einer der größten Fürsprecher dieser Praxis und betont immer wieder, dass es sich bloß um eine Risikoverteilung handelt. Die Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass die Spieler sich bei Transfers an die Vorstellungen der Investoren halten müssen, weshalb beispielsweise Radamel Falcao zu Monaco wechseln „musste“. Falcao gehört nicht zu Zahavis Klienten, doch bei den Transfers von Carlos Tevez und Javier Mascherano zu West Ham United, hatten der Israeli und seine Geschäftspartner das Sagen.
Pini Zahavi genoss in Israel lange einen guten Ruf, den er sich jedoch ein wenig zerstörte, als er zusammen mit seinem Geschäftspartner Eli Azur die Fernsehrechte der Weltmeisterschaft 2006 für Israel sicherte. Er beschloss nämlich, dass das Turnier in Israel nur per Pay-per-view zu empfangen war, weshalb viele israelischen Fans auf die Barrikaden stiegen.
Abseits dieser Kontroversen führt Zahavi jedoch ein ruhiges Leben und hält sich so gut wie es geht aus der Öffentlichkeit heraus. Er ist zudem der Großonkel des israelischen U21-Teamspielers Alex Zahavi, der einen Vertrag bei Maccabi Haifa hat, letzte Saison jedoch an den portugiesischen Verein S.C. Olhanense verliehen war. Wie auch immer Alex Zahavis Karriere verlaufen wird – sollte er nicht ganz groß herauskommen, liegt es sicher nicht an seinem Spielerberater.
Stefan Karger, abseits.at
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