Die FIFA-Spitzenfunktionäre Mohamed bin Hammam und Jack Warner traten noch vor dem Urteil der Ethik-Kommission zurück und stürzten den internationalen Fußballverband in eine tiefe... FIFA kämpft um ihren Ruf

Die FIFA-Spitzenfunktionäre Mohamed bin Hammam und Jack Warner traten noch vor dem Urteil der Ethik-Kommission zurück und stürzten den internationalen Fußballverband in eine tiefe Glaubwürdigkeitskrise.

Die ranghohen Fußballfunktionäre Mohamed bin Hammam und Jack Warner sollen 25 FIFA-Funktionäre aus der Karibik bestochen haben, damit sie bei der Wahl zum FIFA-Präsidenten den Geschäftsmann bin Hammam wählen. Jeder Funktionär sollte angeblich ein großzügiges Geschenk von 40.000€ erhalten, was bedeutet, dass die beiden ein Karibik-Budget von einer Million Euro aufstellten. Eine Ethik-Kommission wurde mit dem Fall betraut, doch Mohamed bin Hammam zog schon vor der Bekanntgabe des Urteils seine Kandidatur zurück. Die Affäre flog auf, da vier Karibik-Funktionäre das unmoralische Angebot publik machten und das amerikanische Mitglied der FIFA-Exekutive Chuck Blazer verständigten.

SKANDALE, BESTECHUNGEN UND GESCHENKE

Mohamed bin Hammam will seinen Rücktritt nicht als Schuldeingeständnis verstanden wissen und auch Jack Warner, seines Zeichens FIFA-Vizepräsident, geht in die Offensive. Warner veröffentlichte ein brisantes E-Mail von FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke, das noch für viel Zündstoff sorgen wird. In diesem Schriftstück sagt Valcke, dass er nicht versteht, warum bin Hammam überhaupt zur Wahl antritt, wenn er doch sowieso keine Chance hat. Er meint weiter, dass bin Hammam entweder antritt, um seine Antipathie gegenüber Sepp Blatter zu bekunden, oder weil der Geschäftsmann glaubt, dass er die FIFA genau so mit Geld kaufen kann, wie die Weltmeisterschaft 2022, die in Katar stattfinden wird. Es gab schon unmittelbar nach der Vergabe der Weltmeisterschaft kritische Stimmen und Korruptionsvorwürfe, die sich nach dieser Veröffentlichung verstärken werden.

TABULA RASA

Sepp Blatter hat bei der Wahl zum FIFA-Präsidenten am kommenden Mittwoch nun keinen Gegenkandidaten und darf vier weitere Jahre wichtige Reformen verhindern. Funktionäre wie Ricardo Texeira dürfen weiterhin darauf vertrauen, ihre dubiosen Machenschaften durchziehen zu können. Korrupte Funktionäre werden nach wie vor Verträge mit den eigenen Unternehmen abschließen und Gewinnbeteiligungen aushandeln, die selbst Mafia-Paten wie Anfänger aussehen lassen. Der Brasilianer Teixera handelte sich mit dem Organisationskomitee der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 einen sehr kreativen Vertrag aus, der besagt, dass er im Falle eines Gewinns mit 50 Prozent beteiligt wird, im Verlustfall jedoch nur 0.01 Prozent mittragen muss. Blatter wird in den nächsten vier Jahren keine großen Veränderungen vornehmen, doch für die Zeit danach bleibt zu hoffen, dass ein Präsident kommt, der reinen Tisch machen wird und die FIFA neu umstrukturiert. Der einzige Mann, der diese schwierige Aufgabe bewerkstelligen könnte, ist UEFA-Präsident Michel Platini. Hoffen wir, dass er sich im Jahr 2015 den schwersten Job seines Lebens antun möchte!

Stefan Karger – www.abseits.at

Stefan Karger

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