Für die meisten großen Ligen stellt die Auslandsvermarktung der Fernsehrechte einen immens wichtigen Einnahmenposten dar, so nimmt die Premier League dadurch etwa jährlich rund... Hier sieht man die heimischen Klubs kicken! – Die Auslandsvermarktung der österreichischen Bundesliga

Für die meisten großen Ligen stellt die Auslandsvermarktung der Fernsehrechte einen immens wichtigen Einnahmenposten dar, so nimmt die Premier League dadurch etwa jährlich rund 300 Millionen Euro ein, die deutsche Bundesliga hat hingegen erst jüngst die Marke von 50 Millionen durchbrochen.

Wesentlich anders gestaltet sich die Situation in den kleineren Ligen, die mit deutlich weniger Attraktivität aufwarten können. Dennoch gibt es auch hier mittlerweile Übertragungen auf ausländischen Sendern und die Spiele dieser Ligen sind auf den Onlineportalen diverser Wettanbieter gefragt.

Die österreichische Bundesliga wird durch die Sportsman Media Holding vermarktet und befindet sich damit in prominenter Gesellschaft, denn auch die deutsche Bundesliga, die spanische Primera División oder die Erste Bank Eishockeyliga setzen auf diesen Dienstleister, dem auch das Onlineportal Laola1.tv angehört.

Sky Nummer Eins im deutschsprachigen Raum

Zu sehen ist die Bundesliga unter anderem in Deutschland und der Schweiz, dabei handelt es sich jedoch nicht um Auslandsvermarktung im klassischen Sinne, da Sky zumeist die Rechte für den gesamten deutschen Sprachraum erwirbt. So sind die Übertragungen der Bundesliga auch für die deutschen Zuseher auf den Sky Sport-Kanälen zu empfangen, genau so wie der Sender Sky Sport Austria (dieser nur über Satellit). In der Schweiz läuft die Bundesliga bei Teleclub, hier wird jedoch direkt die Übertragung von Sky übernommen und keine eigenständige Berichterstattung betrieben. Dies liegt daran, dass Teleclub seit vielen Jahren große Teile des Programms von Sky einspeist und weitere Inhalte selbst produziert, wie z.B. die Übertragungen der Schweizer Super League.

Österreichische Bundesliga im Osten

Außerhalb des deutschen Sprachraums interessierte sich für die österreichische Bundesliga bisher vor allem das SportKlub-Netzwerk, eine Sendergruppe, die in Ost- und Südosteuropa (Polen, Ungarn, Rumänien, Slowenien, Serbien, Kroatien) tätig ist, über zahlreiche Sportrechte verfügt und dabei auch auf Übertragungen aus weniger prominenten Ligen setzt. Den Anfang machten hier in der Saison 2006/07 Übertragungen auf dem polnischen Ableger, der mit Spielern wie Sebastian Mila, Jerzy Brzęczek und Adam Ledwon für die Übertragungen warb, diese am Ende der Spielzeit jedoch wieder einstellte. Ab der Saison 2007/08 kam es für drei Jahre zu Übertragungen in Ungarn, Rumänien, Serbien und Slowenien, wobei pro Runde zumeist zwei Spiele gezeigt wurden, manchmal auch in Konferenz mit Spielen aus anderen Ligen.

 

SportKlub Ungarn: Vorschau Mattersburg – Austria Wien

 

SportKlub+ (Serbien und Slowenien): Altach – Sturm Graz

 

SportKlub Rumänien: Kapfenberg – LASK

 

SportKlub Serbien: Vorschau auf eine Konferenz mit Austria Wien – Salzburg

 

Nach einem Jahr Pause erwarben mit der heurigen Saison wieder der serbische und slowenische SportKlub Rechte an der Bundesliga und übertragen in der Regel ein Spiel pro Runde.

 

SportKlub+ (Serbien und Slowenien): Rapid Wien – Kapfenberg (schlechte Bildqualität aufgrund des Videostreamings)

 

SportKlub Slowenien: Vorschau Admira – Salzburg

 

Im Gegensatz zu Ligen wie der Premier League oder der deutschen Bundesliga wird von den österreichischen Spielen kein eigenes Signal für die ausländischen Sender produziert. Diese übernehmen das Basissignal von Plaza Media, das auch ORF und Sky zur Verfügung steht, welches das Bundesligawasserzeichen rechts unten sowie den Zeitlupentrenner enthält und blenden eigenständig den Spielstand ein. Weitere Inserts wie die Aufstellungen oder Statistiken gibt es ebenso wenig wie Vor- oder Nachberichte (eine Ausnahme stellte hier der ungarische SportKlub dar, der derzeit jedoch keine Rechte hält), kommentiert werden die Spiele von SportKlub-Reportern. Steigen die ausländischen Sender etwas zu früh ein, kann es durchaus sein, dass noch Bilder übernommen werden, die entweder die Werbung vor dem Spiel oder die Anmoderation eines heimischen Senders zeigen (siehe Abbildung).

SportKlub+ (Serbien und Slowenien): Sturm Graz – Salzburg

SportKlub Ungarn: Vorberichte zu Rapid Wien – Ried (Saison 2009/10)

Weiters gibt es Übertragungen aller Spiele der österreichischen Bundesliga (zumeist als Aufzeichnungen) auf dem US-amerikanischen Sender My Sports Germany, der sich an deutschsprachige Zuseher wendet und weiters auch die 1. und 2. deutsche Bundesliga im Programm hat.

Was die Highlights angeht, war die Bundesliga in der Saison 2008/09 im populären Magazin Eurogoals auf dem nahezu weltweit sendenden Eurosport vertreten, wo zumeist die Höhepunkte von zwei oder drei Partien gezeigt wurden.

Eurogoals: Austria Wien – Salzburg und Austria Kärnten – Rapid Wien (aus rechtlichen Gründen können nur Screenshots und keine Videos gezeigt werden)

Dies war jedoch, abgesehen von einer kurzen Periode zu Beginn des vorigen Jahrzehnts, die einzige Saison, in der Eurosport Bilder der Bundesliga zeigte. Laut Anfrage vom September „besitzt Eurosport derzeit aufgrund der unterschiedlichen TV-rechtlichen Grundlagen keine Rechte an den Spielen und deshalb kann auch keine Berichterstattung im Programm erfolgen.“

Insgesamt ist für kleine Ligen wie die österreichische mit der Auslandsvermarktung wenig bis gar kein Geld zu verdienen, wie Bundesligavorstand Georg Pangl im Herbst 2010 im Interview mit 90minuten.at zu Protokoll gab, diese aber dennoch nicht unwichtig:

„Ich denke aber, dass wir das ganze Thema in den vergangenen Jahren geschickt angegangen sind. Wir haben uns als DFL-Anhängsel positioniert bzw. werden von der Partner-Agentur der DFL vermarktet, um in die internationalen Märkte vorerst einmal hineinzukommen. Und wir haben sogar ein bisschen Geld eingenommen, von dem allerdings wenig überbleibt, wenn man die Satelliten-Kosten wieder abzieht. Aus meiner Sicht macht es dennoch Sinn, wenig oder gar nichts zu verdienen, wenn man dafür aber z.B. in der Sendung „Eurogoals“ auf Eurosport gezeigt wird, wo wir vor zwei Jahren auch zu sehen waren.“

Weiters führte Pangl aus, dass man in den Süd- und Südost-Europa zu sehen sei und „die Verhandlungen mit Eurosport noch im Gang sind und jene mit einem Partner im mittleren Osten für mehr als 20 Länder vor dem Abschluss stehen.“

Wie oben ausgeführt, waren die Verhandlungen mit Eurosport jedoch wohl nicht erfolgreich und auch bei den beiden großen Sportnetzwerken Al Jazeera Sports und Abu Dhabi Sports, auf die sich Pangl vermutlich bezog, sucht man vergebens nach Übertragungen der österreichischen Bundesliga. Leider blieben ein Anfragen des Autors vom 13.9. und 16.11. an die Bundesliga zu dieser Thematik unbeantwortet.

Online

Großer Beliebtheit erfreut sich die Bundesliga bei Wettanbietern, denn so zeigen bwin, Bet365, bet-at-home und Unibet Livestreams aller Spiele der beiden Profiligen, da Livewetten vor allem gespielt werden, wenn es parallel dazu bewegte Bilder gibt. Diese sind jedoch nur außerhalb des deutschsprachigen Raums sehen, aus Österreich lassen sich aus rechtlichen Gründen keine Livestreams der heimischen Liga über die diversen Wettportale abrufen.

Technisch funktioniert die Abwicklung ähnlich wie bei den ausländischen Fernsehstationen, es wird einfach das aus den Stadien gelieferte Fernsehbild eingespeist, jedoch ohne Inserts und zumeist auch ohne Kommentar, nur selten wird ein Spiel von einem zumeist englischen Reporter begleitet.

Während auf Sky somit die Erste Liga nur in Konferenz zu sehen ist, verfügen die Wettanbieter über Einzelstreams aller Spiele und stellen diese nahezu weltweit zur Verfügung. Die österreichische Bundesliga stellt hier jedoch keine Ausnahme dar, denn gerade die kleineren Ligen wie die Schweizer Super League, die polnische Ekstraklasa oder auch die belgische Jupiler League sind bei Wettanbietern durchaus populär, da die Rechtekosten erheblich günstiger sind, als jene für die internationalen Topligen.

Ein Blick über die Grenzen

Alles in allem ist es nicht mehr unüblich, dass auch kleinere Ligen auf ausländischen Sender präsent sind. Man sollte sich hier aber keinen Illusionen hingeben, denn sie dienen in erster Linie als günstiges „Füllmaterial“, um möglichst viel Livesport anbieten zu können.

SportKlub+ (Serbien und Slowenien): Programmvorschau (Saison 2008/09)

Wie die österreichische ist auch die Schweizer Liga bei der serbischen und slowenischen Version von SportKlub zu sehen. Neben der Premier League, ab der kommenden Saison der Primera División, der portugiesischen Super Liga und der Eredivisie werden dort auf bis zu sechs Sportkanälen auch Spiele aus der Ukraine, Russland, Belgien und Dänemark übertragen. Weiters halten Al Jazeera Sports sowie der russische Sender Telekanal Futbol Rechte an der eidgenössischen Meisterschaft.

Für zwei Saisonen konnten die norwegische Tippeligaen und die schwedische Allsvenskan Rechte an den griechischen Pay-TV-Anbieter Nova Sports verkaufen, der mit den Kalendermeisterschaften vor allem im Sommer sein Programm auffüllen konnte und als die rumänischen Vereine in der Mitte des vergangenen Jahrzehnts in Europa für Furore sorgten, sicherte sich sogar der spanische TV-Riese Digital+ für zwei Jahre Rechte an der Karpatenliga.

Es bleibt somit festzuhalten, dass auch für kleinere Ligen durchaus ein internationaler TV-Markt besteht, auch wenn dieser kaum Gewinne abwirft. Dennoch wird den Vereinen und ihren Sponsoren auf diese Art und Weise eine breitere Bühne geboten und angesichts des immer dynamischer werdenden Medienmarkts ist durchaus davon auszugehen, dass diese Rechte auch künftig gefragt sein werden – vielleicht sogar noch mehr als aktuell.

OoK_PS, abseits.at

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