Anel Hadzic sah sich schon in der englischen Championship um Punkte kämpfen. England, das Mutterland des Fußballs, sollte der nächste Schritt in seiner Entwicklung... Kommentar „abseitsverdächtig“ | Hadzic nicht das erste Opfer skrupelloser Manager

Anel Hadzic sah sich schon in der englischen Championship um Punkte kämpfen. England, das Mutterland des Fußballs, sollte der nächste Schritt in seiner Entwicklung sein. Für seinen Traum gab er anderen Klubs wie Rapid oder Greuther Fürth einen Korb. Sein Berater bestätigte den „fast fixen“ Wechsel und kündigte an, mit seinem Schützling zu sportmedizinischen Tests nach England zu fliegen und anschließend den Vertrag zu unterschreiben. Einziges Problem: in Middlesbrough wusste man davon nichts…

„Ein Schock“

Schon im alten Testament steht geschrieben: „Du sollst nicht lügen“. Nun, in der modernen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts zählen solcherlei Gebote nichts. Es geht um Image, es geht um Profit, es geht um Menschenhandel. Eine der dreckigsten Branchen ist jene des Profisports. Wie es sich anfühlt, Spielball von skrupellosen Managern zu werden, mussten leider schon viele Profis am eigenen Leib erfahren. Nun erwischte es den Rieder Anel Hadzic. Sein Manager und Berater vermischte Fakten und Wirklichkeit. Manche Angebote, von denen er Hadzic erzählte, gab es wirklich, andere entsprangen der Phantasie des Managers. Warum ein Spielerberater so etwas tut und seinen Schützling mit angeblichen Angeboten von großen Ligen träumen lässt? Um sich selbst und den Spieler ins Gespräch zu bringen, und um die mögliche Ablöse für den Spieler, an welcher der Manager natürlich saftig mitverdient, in die Höhe zu treiben. Oft funktioniert das falsche Spiel, in manchen Fällen aber nicht. Wie bei Anel Hadzic. Der Rieder reagierte fassungslos: „Es war ein mörderischer Schock für mich.“

Die Totengräber des Fußballs

Im Fußball gibt es viele Akteure. Wir sprechen hier von Verbänden, Klubs, Spielern und Schiedsrichtern. Doch das ist noch lange nicht alles. Seit einigen Jahren machte sich ein Virus im europäischen Spitzenfußball breit. Ein Virus, der vielen ein Dorn im Auge ist, aber dennoch von allen akzeptiert und von niemandem effektiv bekämpft wird. Für diesen Virus gibt es viele Namen und Bezeichnungen. „Spielervermittler“, „Berater“, „Agent“ oder „Manager“ sind die gängigsten Synonyme für die Totengräber des Fußballs. In der letzten Zeit weitete sich das Feld der Bezeichnungen für persönliche Weggefährten von Spitzenspielern aus, es ist mittlerweile nichts Ungewöhnliches mehr, wenn Spieler ihre eigenen Mentaltrainer, Lebenscoaches oder Persönlichkeitstrainer haben. Brauchen tut diese zahlreichen Herrschaften in Wirklichkeit kaum jemand.

Ein ganz normaler Wechsel

Gehen wir einmal das Prozedere eines Spielerwechsels in Gedanken durch. Spieler A zeigt bei Verein B über einen längeren Zeitraum beachtliche Leistungen und weckt somit das Interesse von Verein C. Verein C bekundet öffentlich sein Interesse an Spieler A und stellt ein erstes schriftliches Angebot. Bei Verein B wird auf das Angebot entsprechend reagiert, anhand von restlicher Vertragslaufzeit, Leistungen, Potential und Alter des Spielers wird um die Ablösesumme für Spieler A verhandelt. Werden sich beide Klubs einig, erteilt Verein B Verein C die Erlaubnis, mit dem Spieler zu verhandeln. Jetzt kann Spieler A selbst seine Interessen gegenüber dem Interessenten kundtun und über seinen potentiellen neuen Vertrag verhandeln. So weit, so gut.

Viele werden jetzt intervenieren: man braucht doch heutzutage einen Manager, der sich mit rechtlichen Aspekten der Verträge auskennt, der darauf achtet, dass alles mit rechten Dingen zugeht, der das Beste für seinen Mandanten herausholt. Doch das ist ein Irrglaube. Zahlreiche Akteure kommen auch heute noch ohne Berater oder Manager aus – obwohl sie keine studierten Juristen sind.

Cui bono?

Die Frage, die man sich stellen muss: Wem bringt ein Manager eigentlich etwas? Dem verkaufenden Verein? Wohl kaum, denn der werte Herr Manager verlangt für seine wenig geschätzten Dienste einen Prozentsatz der Ablösesumme, die eigentlich dem verkaufenden Verein zusteht.

Dem Käufer? Wohl auch nicht. Denn im Wissen, einen Teil der Einnahmen an den Spielervermittler abtreten zu müssen, verlangen Vereine automatisch eine höhere Ablöse für ihren Spieler. Hier geht es nicht um zwei oder vier, sondern mittlerweile oft um 15 bis 20 Prozent.

Dem Spieler? Bedingt. Das Argument, ein Spielervermittler könne seine Schützlinge durch seine guten Kontakte zu besseren Klubs bringen, geht ins Leere. Denn was bringt es einem Spieler, wenn er nur aufgrund der tollen Kontakte seines Managers zu einem Verein kommt? Viel eher sollte die sportliche Leitung durch gute Leistungen auf den Spieler aufmerksam werden. Ansonsten passiert es nämlich, dass Spieler zwar bei einer tollen Adresse unter Vertrag stehen, dort aber ein Abo auf der Tribüne erhalten.

Absprachen, Betrug, Lügen

Das Tagesgeschäft vieler Spielervermittler setzt sich aus Lügen, Absprachen und Betrug zusammen. Kurt Jara musste sich nach seiner Zeit in Salzburg vor Gericht dafür verantworten, dass einige Spieler vom selben Manager zwar gekauft wurden, dann aber nie eine große Rolle spielten. Der Vorwurf lautete, Jara hätte dem Vermittler die Spieler für Salzburg abgenommen und das Vermittlerhonorar mit dem Manager geteilt. Eine schwere Anschuldigung, die bis heute noch nicht bewiesen werden konnte. Hinter vorgehaltener Hand wird in der Szene aber immer wieder zugegeben, dass immer wieder mit derartigen Methoden gearbeitet wird. Zu beweisen ist dies natürlich schwer – aber allein die Tatsache, dass derart viele Spieler gekauft werden, um bei ihrem neuen Klub anschließend monate- bzw. jahrelang zu versauern, mutet etwas eigenartig an.

Archimedes, abseits.at

Archimedes

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