Rechtzeitig zum Jahreswechsel wirft abseits.at einen Blick auf die Mediendaten der bisherigen Saison. Im Zentrum der dreiteiligen Serie stehen dabei die Zuseherzahlen der Fußballübertragungen der einzelnen Bewerbe auf heimischen Sendern. Es soll dabei dokumentiert werden, an welchen Spielen und Bewerben die österreichischen Fernsehzuschauer besonders großes Interesse haben. Alle Grafiken im Text lassen sich vergrößern, wenn man sie anklickt.
Die im Folgenden präsentierten Daten beruhen auf Erhebungen der Arbeitsgemeinschaft Teletest. An diesem nehmen 1.570 österreichische Haushalte teil, die die österreichische Bevölkerung mit all ihren Facetten präsentieren sollen. Die erhobenen Daten dieser ausgewählten (und regelmäßig wechselnden) Haushalte werden dann auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet, das Sehverhalten aller Österreicherinnen und Österreicher dokumentieren zu können.
Mit der Reichweite wird in absoluten Zahlen beschrieben, wie viele Zuschauer sich eine bestimmte Sendung im Durchschnitt angesehen haben, der Marktanteil gibt an, wie viel Prozent der zu diesem Zeitpunkt fernsehenden Bevölkerung dies waren. Die Werte für Sendungen im ORF beschreiben den Marktanteil für das Gesamtpublikum, Privatsender weisen die Daten für die werberelevante Zielgruppe der 14 – 49jährigen aus.
Europacup: Qualifikation 2011/12
Insgesamt gab es in dieser Saison 18 Qualifikationsspiele zu Champions League und Europa League mit österreichischer Beteiligung, die allesamt vom ORF übertragen wurden. Die nachfolgende Tabelle, die nach der durchschnittlichen Reichweite geordnet ist, zeigt, dass hierbei das meiste Interesse an Meister Sturms Spielen in der der Champions League bestand.
In der Regel weisen die Spiele der späteren Qualifikationsrunden mehr Zuschauer auf, als die früheren, was durchaus logisch erscheint, da die Gegner dort anspruchsvoller und die Partien spannender sind. Ebenfalls in der Liste taucht das Qualifikationsspiel von Bayern München gegen den FC Zürich auf, das von SAT.1 übertragen wurde. Das Rückspiel dieser Paarung schaffte es jedoch nicht in die Top 3 der täglichen zuschauerstärksten Sendungen des Privatsenders, so dass keine Daten dafür vorliegen. Zu beachten gilt, dass zu teils sehr unterschiedlichen Ankickzeiten gespielt wurde, was die Vergleichbarkeit der Werte einschränkt.
Auch in der vergangenen Saison zogen die Champions League-Qualifikationsspiele am meisten Zuschauer an, die drei meistgesehenen Spiele (geordnet nach den durchschnittlichen Zuseherzahlen der zweiten Halbzeit) waren hier Salzburg – APOEL Nikosia, Hapoel Tel-Aviv – Salzburg und Sturm Graz – Juventus Turin.
Insgesamt sind diese sommerlichen Qualifikationsspiele für den ORF von großer Bedeutung, denn ohne sie würde die Quotenbilanz von ORF1 (heuer Juli: 10,9%, August: 11,4%) in den Monaten Juli und August vermutlich noch trister aussehen, als dies ohnehin schon der Fall ist, da das reguläre Programm normalerweise deutlich weniger Seher aufweist, als die Europacupspiele.
Ab der kommenden Saison muss der öffentlich-rechtliche Sender jedoch auf die Playoffspiele zur Champions League verzichten, da diese nun bei Puls 4 laufen werden.
Champions League: Gruppenphase 2011/12
Nimmt kein österreichischer Verein an der Champions League teil, darf der ORF pro Runde ein Spiel am Mittwoch übertragen (ab kommender Saison liegen die Rechte bei Puls 4). Für SAT.1 gilt dasselbe, ist jedoch nur mehr ein deutscher Verein im Bewerb, dürfen auch Spiele vom Dienstag gezeigt werden. In der Gruppenphase waren auf beiden Sendern zumeist dieselben Spiele zu sehen, weshalb nachfolgend nur Daten für ORF1 aufscheinen.
Es wird deutlich, dass die Qualifikation zum Bewerb mit einem österreichischen Vertreter mehr Interesse hervorruft, als die Gruppenphase selbst. Dies war auch im Vorjahr festzustellen, wo das letzte übertragene Spiel zwischen Arsenal und Partizan Belgrad auf nur enttäuschende 196.000 in der zweiten Halbzeit kam.
Deutschland ist mit noch zwei Vereinen vertreten, geht man davon aus, dass im Achtelfinale (Bayern – Basel, Leverkusen – Barcelona) alles nach Plan abläuft, wird SAT.1 zumindest im Viertelfinale über eine Partie verfügen, die exklusiv im österreichischen Free-TV ausgestrahlt wird, nämlich jene, die am Dienstag stattfindet, wo der ORF nicht live übertragen darf. Im Vorjahr kam man so mit dem Semifinale zwischen Schalke 04 und Manchester United in der zweiten Halbzeit auf 415.000 Zuseher.
Das Champions League Finale zwischen Barcelona und Manchester United verfolgten in der zweiten Halbzeit auf ORF1 810.000 Zuseher.
Europa League: Gruppenphase 2011/12
Zum letzten Mal hält in dieser Saison Puls 4 die Rechte an der Europa League und darf ein Spiel pro Runde übertragen. Ab der kommenden Spielzeit liegen die Rechte für drei Jahr beim ORF.
Die durchschnittlichen Zuseherzahlen aller sechs Gruppenspiele lagen auf durchaus ähnlichem Niveau, wobei wenig überraschend die beiden entscheidenden Partien der Salzburger gegen PSG und Slovan Bratislava die Spitze bilden.
Auch im Vorjahr stellten sich die Werte durchaus ähnlich dar, von den meisten Zuschauern (271.000) wurde damals in der zweiten Spielhälfte Rapid – CSKA Sofia verfolgt, von den wenigsten Besiktas – Rapid (118.000).
Dass die Zuseherzahlen von Puls 4 deutlich unter jenen des ORF liegen ist damit zu erklären, dass der junge Privatsender für viele weiterhin unbekannt ist oder oftmals auf hinteren Programmplätzen gespeichert ist. Wie bei jedem neuen Sender wird es einige Jahre dauern, um diesen Umstand aufzuholen. Zudem ist zu beachten, dass sämtliche Europa League Spiele (auch in HD) auf Sky übertragen werden, was ebenfalls Zuseher kostet.
Länderspiele: Jahr 2011
Vor der Sommerpause kamen Länderspielübertragungen im ORF auf folgende, jeweils die stärkere Halbzeit (wenn nicht anders angegeben, ist dies die zweite) betreffend.
Für die heurige Saison liegen detaillierte Werte über beide Halbzeiten vor:
Dass das Nationalteam bei den österreichischen Fernsehzuschauern einen sehr hohen Stellenwert genießt, geht aus diesen Zahlen, die jene der Spiele mit Beteiligung von Vereinsmannschaften deutlich übertreffen, klar hervor. Hervorzuheben ist das große Interesse am Debüt von Marcel Koller im Spiel gegen die Ukraine, das sogar vor der Partie in Gelsenkirchen rangiert.
Für die kommende WM-Qualifikation liegen nur die Rechte der Heimspiele beim ORF, alle Auswärtsspiele werden auf ATV zu sehen sein. Der Quotenvergleich zwischen diesen beiden Sendern wird somit besonders intensiv zu beobachten sein.
Auf kein großes Interesse stieß hingegen die U20-Weltmeisterschaft in Kolumbien. Dieser Umstand war wohl gleichermaßen den nächtlichen Sendezeiten und dem äußerst mäßigen Abschneiden der ÖFB-Elf geschuldet.
OoK_PS, abseits.at
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