Revolutionäres zweites Standbein: So will Mathieu Flamini die Welt verändern
Fußball & Business 15.November.2015 Stefan Karger 0
Der französische Mittelfeldspieler Mathieu Flamini hütete ein ungewöhnliches Geheimnis, das er Mitte der vergangenen Woche im Rahmen einer PR-Kampagne in Italien lüftete. Der ehemalige Nationalspieler spielt nämlich nicht nur Fußball, sondern gründete bereits vor sieben Jahren mit seinem Geschäftspartner Pasquale Granata das Unternehmen GF Biochemicals, das sich auf die Herstellung von Lävulinsäure spezialisiert. Nun gelang der große Durchbruch, denn GF Biochemicals scheint ein Verfahren gefunden zu haben, das erstmals eine Massenproduktion dieser chemischen Verbindung ermöglicht und künftig eine Alternative zu Erdöl darstellen soll!
Flaminis erstaunliches Geheimnis
Seine Teamkollegen ahnten nichts von Flaminis Unternehmergeist, denn er hielt seine Geschäfte streng geheim und selbst seine Eltern erfuhren erst vor einem Jahr von GF Biochemicals. Der 31-Jährige gründete das Unternehmen bereits 2008 und investierte seitdem zahlreiche Millionen in die Forschung, Infrastruktur und Personalkosten. Mittlerweile beschäftigt die Firma 80 Vollzeitkräfte und ist indirekt für insgesamt 400 Arbeitsplätze verantwortlich. Flamini holte sich Wissenschaftler aus Italien, Frankreich, Russland, Deutschland, den Niederlanden und Ägypten ins Boot. Die Firma arbeitet eng mit italienischen Universitäten zusammen und die Chemie-Abteilung wird von Anna Maria Raspoli Galletti geleitet, einer Professorin, die in ihrem Bereich einen ausgezeichneten Ruf genießt. Die Produktionsanlage liegt in Caserta, der Hauptstadt der italienischen Region Kampanien. Forschungslabore befinden sich in Mailand und den Niederlanden, zudem ist ein Büro in den USA in Planung.
Eine „grüne“ Alternative?
Seinen Geschäftspartner Pasquale Granata lernte der Fußballspieler in Mailand kennen, als er im Jahr 2008 zum AC Milan wechselte. Mathieu Flamini sagte, dass er sich immer stark zur Natur verbunden fühlte und Pasquale Granata die Sorgen rund um die Klimaerwärmung mit ihm teilte. Die beiden beschlossen tätig zu werden und stießen nach Recherchen in Los Angeles auf die Lävulinsäure, die vom US Department of Energy als eine der vielversprechendsten Hoffnungsträger für biobasierte Chemikalien bezeichnet wurde.
Momentan wird der Markt für die Lävulinsäure auf 20 Milliarden Dollar geschätzt, wobei sie zum größten Teil als Lebensmittelzusatzstoff zum Einsatz kommt. Die Herstellung war bis jetzt zu teuer, um als Biokraftstoff dem Mineralöl Konkurrenz zu machen, doch dies könnte sich nun bald ändern. Bisher kostete die Herstellung von Lävulinsäure zwischen fünf und acht Dollar pro Kilogramm, durch die neue Massenproduktion sollen die Kosten in Zukunft massiv gesenkt werden. Durch neue Einsatzmöglichkeiten wie beispielsweise im Bereich der Biokraftstoffe würde der Markt für die Lävulinsäure explodieren.
Von der Theorie in die Praxis
Flamini und sein Geschäftspartner gründeten eine Fabrikanlage, in denen die Ergebnisse aus dem Labor in die Praxis umgesetzt werden sollten. Die beiden Unternehmer mussten in dieser Zeit einige Rückschläge hinnehmen. Flamini sagte gegenüber einer englischen Zeitung, dass sie dachten es wäre so wie bei einem Auto – man dreht den Schlüssel um und alles geht seinen Weg. Doch dieser erwies sich als steinig, es waren zahlreiche Modifikationen und weitere Analysen notwendig, um die Testresultate in die Praxis umzusetzen. Nach einigen Jahren scheint nun der Durchbruch gelungen zu sein und das finanzielle Risiko, das der Fußballprofi einging, macht sich bezahlt.
Ein Ausgleich zum Fußball
Der Arsenal-Spieler erzählt im Interview, dass diese Arbeit einen Ausgleich zum Fußball darstellt, bei dem es immer Höhen und Tiefen gibt. Er konnte so nach den Spielen schneller abschalten und fühlte sich durch diese Aufgabe auch intellektuell herausgefordert. Heute fragen sich Flamini und Granata , warum ausgerechnet ihnen der Durchbruch im Herstellungsverfahren glückte, denn zahlreiche Unternehmen spezialisierten sich darauf und scheiterten. Der Franzose beantwortet die Frage selbst und meint, dass man zu hundert Prozent an das glauben muss, was man macht. Der Fußballprofi hat dabei einen gänzlich anderen Hintergrund, denn er studierte Jus, bevor er entschloss den Sport zu seinem Beruf zu machen. Auch wenn er also keinen naturwissenschaftlichen Background hat, versichert er, dass er im Laufe der Jahre einiges über die Lävulinsäure und die Herstellungsmethoden lernte.
Arsene Wenger wird überrascht sein
Die Geschichte ist sowieso schon ungewöhnlich und bemerkenswert genug, dass er aber seine Tätigkeiten abseits des Fußballplatzes so lange geheim hielt, setzt dem Ganzen die Krone auf. Er wollte erst an die Öffentlichkeit treten, nachdem sein Unternehmen den Durchbruch schaffte. Selbst sein Trainer wird laut dem Franzosen von den Zeitungsberichten überrascht sein:„Ich glaube nicht, dass Arsene Wenger etwas davon weiß. Ich habe nie mit ihm darüber gesprochen.“ Bei der nächsten Trainingseinheit wird Flamini wohl einige neugierige Fragen beantworten müssen.
Stefan Karger, www.abseits.at
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