Was FIFA-Kritiker schon lange vermuteten, ist nun auch offiziell schwarz auf weiß bestätigt worden: Der ehemalige FIFA-Präsident  João Havelange und sein Ex-Schwiegersohn und hochrangiger... Schmiergelder für Fernsehrechte | Millionenzahlungen an João Havelange und Ricardo Teixeira

Was FIFA-Kritiker schon lange vermuteten, ist nun auch offiziell schwarz auf weiß bestätigt worden: Der ehemalige FIFA-Präsident  João Havelange und sein Ex-Schwiegersohn und hochrangiger Fußballfunktionär Ricardo Teixeira kassierten während ihren Amtszeiten Schmiergelder in Millionenhöhe gegen die Vergabe von Übertragungsrechten.

Die Schweizer Marketingfirma International Sport and Leisure (ISL) verdiente ihr Geld bis zum Konkursantrag im Jahr 2001, indem sie Sende – und Veranstaltungsrechte von Sportverbänden erwarb und diese an Fernsehsender, Sponsoren und andere Lizenznehmer weiterverkaufte. Schon im Jahr 1986 erhielt sie die Rechte für die Fußball-Weltmeisterschaft in Mexiko. Für 1,4 Milliarden Schweizer Franken sicherte sich die ISL die Rechte an der Vermarktung der Fußballweltmeisterschaften 2002 und 2006. Zwei Jahre später meldete das Unternehmen Konkurs an und ein paar FIFA-Funktionäre bekamen es wohl mit der Angst zu tun, dass im Zuge der Konkursabwicklung Unregelmäßigkeiten auftauchen würden.

Hohe Schmiergeldzahlungen

Zum Zeitpunkt des Konkurses hatte das Unternehmen den Firmensitz in der Schweizer Steueroase Zug. Der Kanton lockt mit einer geringen Abgabenquote äußerst erfolgreich globale Unternehmen an. Holdinggesellschaften müssen in dem Steuerparadies etwa überhaupt keine Gewinnsteuern zahlen, lediglich 20 Franken pro einer Million ihres Kapitals müssen abgegeben werden.

Die Staatsanwaltschaft Zug leitete im März 2008 ein Verfahren ein, das die Schmiergeldzahlungen an Sportfunktionäre der FIFA zum Thema hatte, wobei es unter anderem um die Übertragungsrechte für die beiden Weltmeisterschaften 2006 und 2010 ging. Zu diesem Zeitpunkt blieben die Namen der Funktionäre geheim und gegen eine Zahlung von 5,5 Millionen Franken stellte das Gericht das Verfahren ein.

Gerichtsdokumente veröffentlicht

Obwohl einige Anwälte vehement gegen die Veröffentlichung der Gerichtsdokumente vorgingen, wurden sie diesen Mittwoch publiziert, nachdem das Schweizerische Bundesgericht die Beschwerde gegen eine Veröffentlichung abgelehnt hatte. Das Bundesgericht begründete diese Entscheidung wie folgt: „Die Einsicht von Journalisten ist Voraussetzung für die Berichterstattung über die Korruptionsvorwürfe„. Der Inhalt dieser Dokumente ist brisant und bringt einige Personen in Erklärungsnot.

160 Millionen Schweizer Franken

Zwischen 1989 und 2001 sollen Schmiergelder in einer Höhe von insgesamt fast 160 Millionen Schweizer Franken  an verschiedene Sportfunktionäre ausgezahlt worden sein. Nachgewiesen wurde etwa eine Schmiergeldzahlung an Havelange aus dem Jahr 1997 in Höhe von 1,5 Millionen Schweizer Franken, während sich Teixeira zwischen 1992 und 1997 um 12,7 Millionen Franken bereicherte.

FIFA wusste davon

Im Bericht heißt es: „Nicht in Frage gestellt werden kann die Feststellung, dass die FIFA Kenntnis von Schmiergeldern an Personen ihrer Organe hatte.“  Der aktuelle FIFA-Präsident Blatter leitete schon vor 1998 die Tagesgeschäfte des Verbands, da  Havelange in Brasilien wohnte und sich nur sporadisch in der Schweiz aufhielt.  Die FIFA lehnte als erste Reaktion eine Stellungnahme gegenüber Schweizer Medien wie der Handelszeitung ab und scheint sich auf das zu besinnen, was sie am besten kann: zu den Vorwürfen schweigen und die Krise aussitzen.

Es stellt sich aber die Frage, wieso das Gericht das Verfahren gegen eine Zahlung von 5,5 Millionen Euro einstellte und die Personen wohl wieder einmal straffrei ausgehen. Dieser Summe ist relativ gering im Vergleich zur Höhe der geflossenen Schmiergelder und scheint nicht das richtige Signal gegen Wirtschaftskriminalität und die Bekämpfung mafiöser Strukturen zu sein.

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

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