Wir schreiben den 24. März 1973. Der damalige Erstligist Eintracht Braunschweig läuft im Spiel gegen Schalke 04 erstmals mit dem Jägermeister-Schriftzug und dem dazugehörigen... Trikotsponsor – der „Hirsch“ als Vorreiter im europäischen Fußball

Wir schreiben den 24. März 1973. Der damalige Erstligist Eintracht Braunschweig läuft im Spiel gegen Schalke 04 erstmals mit dem Jägermeister-Schriftzug und dem dazugehörigen Logo auf der Brust auf. Wo bisher der traditionelle Löwe, Wappentier der Stadt Braunschweig sowie der Eintracht, die Leibchen zierte, röhrte nun der Hubertushirsch des Likörherstellers.

Bereits Mitte der 1950er Jahre führte der CA Penarol, 3-facher Weltpokalsieger aus Montevideo, als erstes Team weltweit Trikotwerbung ein. Bis dieses Thema in Deutschland aufkam, zogen aber noch einige Spielzeiten ins Land. Im Jahr 1967 versuchte die finanzmarode Wormatia Worms ihre Spieler mit dem Logo der Baufirma Caterpilla auflaufen zu lassen. Solch eine Werbung war vom DFB allerdings verboten und so beugte sich Wormatia letztlich dem Verband.

TRICKREICHER UNTERNEHMER

6 Jahre später trat der gewitzte Braunschweiger Likörproduzent Günter Mast auf den Plan, ein Werbefachmann durch und durch. Die Eintracht, deutscher Meister von 1967, hatte aufgrund eines Manipulationsskandals mit drastischen Zuschauerrückgängen zu kämpfen und die Kassen waren leer. Mast umging das Verbot indem er das Jägermeister-Logo als offizielles Vereinswappen übernahm und es so legal auf den Trikots platzieren konnte. Es folgte ein Dauerstreit mit dem DFB, auch die Umbenennung in Jägermeister Braunschweig stand im Raum und wurde in mehreren Instanzen vor Gericht verhandelt. So konnte Mast sowohl Braunschweig als auch Jägermeister wochenlang in den Medien halten, was ihm einen unbezahlbaren Werbewert bescherte.

Der Querulant Mast ebnete den Weg für weitere Vereine, so folgten der HSV (Campari), Eintracht Frankfurt (Remington), der MSV Duisburg (Brian Scott) und Fortuna Düsseldorf (Allkauf).

Obwohl sich die Trikotwerbung als Einnahmequelle etablierte, gab es noch des Öfteren Aufregung um den Inhalt der Reklame. Der FC 08 Homburg wollte in der Saison 1987/88 für den Kondomhersteller „London rubber company“ werben. Laut dem damaligen Vorsitzenden des DFB-Ligaausschusses, Gerhard Mayer-Vorfelder, verstoße dies gegen Sitte und Moral, woraufhin der Schriftzug des Sponsors auf dem Trikot mit einem schwarzen Balken verdeckt werden musste. Das Landesgericht Frankfurt gab den Homburgern aber Recht und erlaubte die Reklame.

DIE GROSSE AUSNAHME – BIS JETZT

Heute ist es kaum noch vorstellbar, auf die Einnahmen eines Trikotsponsors zu verzichten. Einzig die beiden spanischen Klubs Athletic Bilbao und FC Barcelona wehrten sich lange dagegen. Grund dafür ist ihr Selbstverständnis als baskische bzw. katalanische Nationalmannschaft, in dessen Folge sie auch die Regeln für Nationalteams auf sich angewendet haben. Bilbao machte erstmals 2008 seine Trikots zur Werbefläche für Petronor, ein Tochterunternehmen des Erdölkonzerns Repsol. 2004/05 spielte man aber bereits in Copa del Rey und UEFA Cup mit dem Spezialaufdruck „Euskadi“ (baskisch; Baskenland). Auftraggeber war die autonome baskische Regionalregierung.

Barca ging 2006 eine unverbindliche Vereinbarung mit dem UN-Kinderhilfswerk UNICEF ein. Die Katalonier unterstützen die UNICEF 5 Jahre lang mit 1,5 Millionen Euro per anno und dem Tragen ihres Logos auf den traditionellen blau-karmin-farbenen Trikots. Mit Beginn der Saison 2011/12 wird der UNICEF Schriftzug auf den Rücken wandern um die Brust frei zu machen für die Qatar Foundation. Der Kontrakt mit der gemeinnützigen Organisation wird Barca bis 2016 insgesamt 165 Millionen einbringen – das wäre Rekord. Aber da der ewige Kampf zwischen Barca und Real auf allen Ebenen geführt wird, lassen sich die Königlichen natürlich auch hier nicht bitten. Auch in Madrid bahnt sich ein Megadeal an. Emirates, die Fluggesellschaft aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, soll bereit sein, für 5 Jahre auf den Leibchen des weißen Balletts sagenhafte 200 Millionen hinzublättern.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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