abseits.at wirft einen Blick auf die Mediendaten der abgelaufenen Herbstsaison. Im Zentrum der vierteiligen Serie stehen die Zuseherzahlen von Fußballübertragungen auf heimischen TV-Sendern. Es soll dokumentiert werden, an welchen Spielen und Bewerben die österreichischen Fernsehzuschauer besonders großes Interesse haben. Alle Grafiken lassen sich durch Anklicken vergrößern.
Die im Folgenden präsentierten Daten beruhen auf Erhebungen der Arbeitsgemeinschaft Teletest (www.agtt.at). Am Teletest nehmen 1.590 österreichische Haushalte teil, die die Bevölkerung mit all ihren Facetten repräsentieren sollen. Die erhobenen Daten dieser ausgewählten (und regelmäßig wechselnden) Haushalte werden auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet, um das Sehverhalten aller Österreicherinnen und Österreicher zu dokumentieren.
Mit der Reichweite wird in absoluten Zahlen beschrieben, wie viele Zuschauer sich eine bestimmte Sendung im Durchschnitt angesehen haben, der Marktanteil gibt an, wie viel Prozent der zu diesem Zeitpunkt fernsehenden Bevölkerung dies waren. Ist kein Marktanteil angegeben, waren die Daten entweder nicht zu erhalten oder sie entsprachen anderen Zielgruppen als jene des ORF, was keinen seriösen Vergleich ermöglich hätte.
Europacup – Qualifikation
Aufgrund der äußerst schwachen Darbietungen der österreichischen Vereine wurden lediglich zehn Qualifikationsspiele übertragen, die allesamt im ORF liefen.
Die mit Abstand meistgesehene Paarung war das Rückspiel im Playoff zur Europa League zwischen Rapid Wien und PAOK Saloniki, was zu einem Gutteil wohl auch den zahlreichen Berichten rund um die Vorfälle beim Hinspiel geschuldet war. Ebendieses Hinspiel belegt im Ranking den zweiten Platz, vor Rapids Heimspiel gegen Vojvodina Novi Sad.
Damit wurde das Qualifikationsspiel mit den meisten Zusehern der Vorsaison deutlich übertroffen, es handelte sich dabei um das Champions-League-Playoff zwischen BATE Borisow und Sturm Graz, das durchschnittlich 541.000 Zuschauer verfolgten.
Das von Puls 4 übertragene Playoff zur Champions League landete auf den letzten Plätzen des Rankings und verfehlte die Marke von 100.000 Zuschauern deutlich.
Champions League – Gruppenphase
Da in dieser Saison erstmals Puls 4 und nicht der ORF die Rechte an der Champions League besitzt, ist die Analyse dieser Zahlen von ganz besonderem Interesse. Der Privatsender übertrug in der Gruppenphase stets eine Partie am Dienstag, um so dem ZDF aus dem Wege zu gehen, das in Deutschland SAT.1 als Rechteinhaber ablöste, womit die österreichischen Free-TV-Zuschauer an Dienstag und Mittwoch in den Genuss von je einem Spiel kamen.
Das ZDF war es auch, das mit der Partie zwischen Borussia Dortmund und Real Madrid die meisten Zuschauer anziehen konnte, gefolgt von derselben Paarung mit getauschtem Heimrecht auf Puls 4. Auf das jeweils geringste Interesse stießen die Spiele am letzten Spieltag der Gruppenphase, da hier bereits sämtliche Entscheidungen gefallen waren.
Puls 4 erreichte in der Gruppenphase durchschnittlich 270.417 Zuschauer, das ZDF kam auf 267.500.
Das nachfolgende Diagramm vergleicht die Reichweiten der Übertragungen aus der Gruppenphase der Saison 2011/12 im ORF mit jenen der aktuellen Saison auf Puls 4, ohne jedoch näher auf die übertragenen Spiele einzugehen.
Der ORF erreichte durchschnittlich 338.167 Zuseher und hatte zwar in der Regel die Nase vorne, doch Puls 4 (270.417) konnte den öffentlich-rechtlichen Sender insgesamt zwei Mal übertrumpfen, was für den jungen Kanal allen Grund zur Freude bot, liegt ORF1 im Jahresschnitt der Marktanteile doch um den Faktor vier bis fünf vorne.
Europa League – Gruppenphase
Als Ersatz für die verlorengegangen Champions-League-Rechte sicherte sich der ORF die Lizenz für die Europa League, was angesichts der mageren Ausbeute der heimischen Vereine zumindest in dieser Saison kein Glücksgriff war. Dennoch erreichten zumindest die Spiele von Rapid in der Gruppenphase recht gute Werte.
Vor allem das Geisterspiel gegen Rosenborg Trondheim stieß auf großes Interesse, welches in weiterer Folge jedoch deutlich nachließ, was wohl unter anderem auf den äußerst mäßigen Erfolg der Hütteldorfer zurückzuführen war. Zudem sind die Anspielzeiten in der Europa League für das Fernsehverhalten der Österreicher nur suboptimal, da die frühere Anstoßzeit mit den Nachrichtensendungen kollidiert und die spätere sich mit dem regulären Hauptabendprogramm in die Quere kommt.
Verglichen mit den Werten aus der letztjährigen Gruppenphase konnte der ORF gegenüber Puls 4 eine deutliche Steigerung erzielen. Damals erreichte der Privatsender im Schnitt 222.083 Fußballfans, der ORF kam heuer auf 358.520.
ORF vs. Puls 4
Wer hat nun vom Rechtetausch profitiert? Die kuriose Antwort nach der Herbstsaison lautet: sowohl der ORF als auch Puls 4.
Kam Puls 4 im Vorjahr in der Gruppenphase der Europa League auf durchschnittlich 222.083 Zuschauer, waren es in der Königsklasse ohne österreichische Beteiligung 270.417. Und der ORF zog mit der Europa League 358.250 Zuseher an, was im Vergleich zur vorjährigen Champions League ein Plus von 20.000 Personen bedeutet.
Am Saisonende wird der ORF jedoch vermutlich mit einem deutlichen Minus zu bilanzieren haben, da die letztjährigen Werte der Champions League, die teilweise knapp an der Millionen-Marke kratzten, mit der Europa League nicht zu wiederholen sein werden. Umso mehr darf sich Puls 4 bereits auf das europäische Frühjahr freuen, zumal schon im Achtelfinale der Königsklasse einige Schlagerspiele warten.
OoK_PS, abseits.at
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