Warum Spielergent Pini Zahavi Royal Mouscron-Péruwelz “rettete”?
Fußball & Business 11.September.2015 Stefan Karger 0
Der belgische Erstligist Royal Mouscron-Péruwelz kämpfte seit Jahren gegen die Insolvenz. So richtig eng wurde es 2010, seitdem ist jede Saison ein finanzieller Überlebenskampf. Der Klub zieht wenig Fans an, generiert geringe Einnahmen und es gab in den letzten Jahren immer wieder Gerüchte, dass ein Investor die Geschicke des Vereins übernehmen soll. Nun sprang der israelische Spieleragent Pini Zahavi ein, der jedoch nicht aus Liebe zum belgischen Fußball den Klub rettet. Die Fans haben jedenfalls keinen Grund zur Freude.
Dass der Klub die vergangene Saison finanziell überlebte ist dem OSC Lille zu verdanken, der eine Partnerschaft mit den Belgiern einging und den Verein über Wasser hielt. Die Franzosen beendeten zu Saisonende die Kooperation, sodass ein neuer Sponsor gesucht wurde. Im Gespräch war unter anderem der Sultan von Oman, doch schlussendlich übernahm Spieleragent Pini Zahavi und ein Konsortium an weiteren Investoren, Geschäftsleuten und Partnern für 8,5 Millionen Euro 90 Prozent der Anteile am Verein.
Der Agent, der ganze Vereine verkauft
Pinhas “Pini“ Zahavi begann seine Karriere als Journalist in Israel und baute sich im Laufe der Zeit beste Kontakte auf, insbesondere nach Russland. Als Roman Abramovich den Chelsea FC erwarb, war er einer der wichtigsten Figuren bei der Übernahme. Dies machte sich auch finanziell für ihn bezahlt, da alleine im ersten Transfersommer unter dem neuen Eigentümer von den 111 Millionen Pfund, die Chelsea investierte, fünf Millionen in seine Tasche flossen. Er fädelte einige Jahre auch den Verkauf vom Portsmouth FC an Alexandre Gaydamak ein und mischte dort bei den weiteren Transfers ebenfalls kräftig mit. Zahavi erarbeitete sich nicht von ungefähr die Reputation, dass er nicht nur Spieler, sondern auch ganze Vereine verkauft.
Third-party ownership
Pini Zahavi galt immer als ein großer Verfechter des „Third-party ownership“-Prinzips und war einer der am stärksten betroffenen Spieleragenten, als die englische Liga im Jahr 2008 diese Praktik verbot. Besonders bei Spielern aus den südamerikanischen Ländern naschten immer wieder Fußballagenten, Agenturen, oder auch private Investoren an den Rechten des Spielers mit bestimmten dann auch oftmals die weitere Karriere des Fußballers mit. Es gibt zahlreiche prominente Beispiele, wie etwa Carlos Tevez, Radamel Falcao, Deco, Ramirez und viele mehr. Bisher haben nur die englische, französische und polnische Liga diese Praktik verboten, aber weitere Ligen könnten diesen Beispielen folgen. Die FIFA scheiterte an einem weltweiten Verbot bei einem belgischen Gericht.
So sichern sich Profis ab
Da es in manchen Ligen verboten ist, dass Dritte Rechte an einem Spieler halten und die Entwicklung in der Zukunft nicht absehbar ist, sichern sich Zahavi und seine weiteren Investoren ab. Die abgebenden Vereine erhalten die Ablösesummen für einen verkauften Spieler und können auch ausverhandeln, dass sie an Weiterverkäufen beteiligt sind. Wenn der Verein zu 90% Zahavi und seinen Freunden gehört, dann verliert ein Verbot des „Third-party ownership“-Prinzips seinen Schrecken. Zahavi kann also seine Schützlinge, oder die von befreundeten Agenturen, beim belgischen Erstligisten parken und bei möglichen Transfers nach England problemlos mitschneiden und mehr als nur die übliche Vermittlungsgebühr erhalten. Im Kader seines neuen Klubs blieb wie erwartet kein Stein auf dem anderen, insgesamt wechselten im Sommer 25 neue Spieler zum Verein.
Auf Kosten der Fans
Die verbliebenden Mouscron-Fans sind angesichts der Machenschaften des neuen Eigentümers nicht erfreut. Auch wenn der Klub kurzfristig gerettet wurde, ist es klar, dass er nur noch ein Spielball am Transfermarkt ist. Hoffnungsvolle Talente werden dort eine Zeitlang untergebracht, im besten Fall verkauft, ansonsten wieder weggeschickt, wenn sich kein Abnehmer finden lässt. Auch andere Klubs sehen sich als Ausbildungsvereine, doch dort ist es etwas anderes, da der Verein dann immerhin von den Transfererlösen profitiert und irgendwann vielleicht einmal soweit ist, aufgrund der guten Nachwuchsarbeit, oder des effizienten Scoutings, immer bessere Spieler halten zu können, beziehungsweise höhere Erlöse zu lukrieren. Fans solcher Vereine dürfen zumindest von besseren Zeiten Träumen. Wenn man sich aber von Spielern verabschiedet und weiß, dass der Millionen-Transfererlös zur Gänze in den Taschen des Eigentümers landet, dann macht das Dasein als Fußballfan nur wenig Freude.
Ähnliches sehen wir auch in anderen Ligen, wo sich die Klubs meist selbstverschuldet an Spieleragenten ausliefern. Partizan müsste aufgrund der hohen Erlöse am Transfermarkt finanziell eigentlich gut dastehen, doch die Millionen die durch Spieler wie Lazar Markovic erwirtschaftet wurden, landen in den Taschen der Investoren. Da Partizan knapp bei Kasse war kaufte Zahavi die Transferrechte des Spielers ab. Als Liverpool den Serben um 25 Millionen Euro erstand, nachdem er ein Jahr bei Benfica spielte, durfte sich der Israeli 50 Prozent der Summe behalten. Benfica war mit 30 Prozent beteiligt, Partizan erhielt 20 Prozent. Dieses Geschäftsmodell kann auf Dauer für die Vereine nicht funktionieren.
Anmerkung zum Schluss: Wir wollen keineswegs alle Spieleragenten verteufeln, denn die meisten arbeiten seriös mit Spielern und Vereinen zusammen und sind in der heutigen Zeit auch notwendig. In diesem Fall stehen aber längst nicht mehr die Interessen der Spieler und Vereine im Vordergrund.
Stefan Karger, www.abseits.at
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