Letzten Mittwoch, am 15.7., öffnete sich das große Transferfenster. Normalerweise ist der Start der Transferperiode auch gleichzeitig der Startschuss für eine Zeit, in der... Wie Corona den Transfermarkt beeinflusst

Letzten Mittwoch, am 15.7., öffnete sich das große Transferfenster. Normalerweise ist der Start der Transferperiode auch gleichzeitig der Startschuss für eine Zeit, in der regelmäßig riesige Geldsummen in Bewegung gebracht werden. Dieses Jahr dürfte die Covid19-Pandemie die ganz großen Geschäfte aber verhindern oder zumindest vermindern.

Angespannte finanzielle Situation

Die Coronakrise hat überall in der Wirtschaft ihre Spuren hinterlassen. Dass diese Entwicklung auch im Fußball zu sehen sein wird, war nur logisch. Ausbleibende Einnahmen durch Stadionbesuchen und eine Finanzlage, die auch Vereinssponsoren zusetzte, sorgen für ein Minus in vielen Vereinskassen. Auch in Österreich kommen mit Ausnahme von Red Bull Salzburg auf die meisten Vereine große Herausforderungen zu, die nachhaltig die österreichische Fußballlandschaft prägen werden. Auch Real Madrid, das eigentlich als „Big Player“ am Transfermarkt gilt, hat bekanntgegebenen, dass man dieses Jahr etwas zurückhaltender als sonst agieren müsse.

Alternative zu Rekordtransfersummen

Dieser Sommer wäre im Normalfall ein ganz heißer geworden, zumindest was Transfers betrifft. Besonders in der deutschen Bundesliga gibt es mit Jadon Sancho und Kai Havertz zwei junge Spieler, die auf einem sehr hohen Niveau spielen. Diese beiden Spieler zählen in der heutigen Zeit zu Fußballern, die manchen Vereinen dreistellige Millionenbeträge wert sind. Bisher sind ins Rennen um die Dienste der beiden Supertalente aber nur einzelne englische Großvereine eingestiegen, was aber voraussichtlich einen lukrativen Transfer von Havertz zu Chelsea nicht verhindern wird.

Diesen Sommer werden nicht viele Vereine bereit sein, so tief in die Tasche zu greifen. Eine Alternative zu solchen Summen könnten Tauschgeschäfte sein. Ein Beispiel eines solchen Geschäfts lieferten der FC Barcelona und Juventus Turin. Sie verkündeten, dass sie ihre Mittelfeldspieler Arthur und Miralem Pjanic tauschen.Solchge Geschäfte werden wir voraussichtlich noch öfters sehen. Einerseits können sich Vereine von Spielern trennen, die bei anderen Klubs besser in das bestehende Team passen, andererseits profitieren beiden Vereine vom einen Bilanz-Trick. Arthurs Bilanzwert lag in den Büchern aufgrund der Abschreibungen über die Jahre nur noch bei 20 Millionen. Durch die Ablösesumme von 72 Millionen verbuchten die Katalanen einen Gewinn von mehr als 50 Millionen, der für die Financial Fair Play Erfordernisse benötigt wird. Die 60 Millionen Euro, die an Juventus für Pjanic überwiesen werden, werden jedoch über einige Jahre hinweg verteilt, sodass sich für beide Klubs dieser Wechsel aus Bilanz-technischer Sicht richtig auszahlt. Der Verkaufspreis wird also sofort schlagend, die Kosten für den neuen Spieler werden über die Vertragsdauer verteilt.

Größere Vorsicht durch kürzere Sommerpause

Ein weiterer Faktor für ein zurückhaltendes Vorgehen vieler Klubs ist die eher kurz ausfallende Sommerpause. Diese kommt daher, dass die Ligen dazu gezwungen sind den Spielbetrieb bis teilweise Mitte August aufrecht zu erhalten. Noch im selben Monat beginnt aber bereits die Qualifikation für die Europacup-Bewerbe 2020/21. Somit hätten Spieler die in den nächsten Wochen transferiert werden teilweise nur 1 Monat Zeit, um sich bei ihren neuen Vereinen einzugewöhnen. Das ist zwar etwas, das man bewältigen kann, aber bei einer hohen Transfersumme ist so ein Wechsel mit einem hohen Risiko verbunden.

Kristian Müller