Wirtschaft im Fußball: Wie sich die Ausgaben der Klubs strukturieren (2)
Fußball & Business 15.Februar.2014 Pascal Günsberg 1
Themenschwerpunkt Fußball und Wirtschaft. Pascal Günsberg sieht sich für abseits.at die Ausgaben der weltweiten Fußballklubs an und untersucht die Faszination Transfers mit ihrem wirtschaftlichen Hintergrund.
Wo Einnahmen, da auch Ausgaben. Bei den umsatzstärksten Vereinen der Welt gliedern sich diese in drei große Blöcke. Die Ausgabenstruktur der betrachteten Fußballclubs setzte sich im Betrachtungszeitraum 2010 bis 2011 zu 17 Prozent aus Abschreibungen für Spielerwerte, zu 29 Prozent aus sonstigen Kosten und zu 54 Prozent aus Personalkosten zusammen. Unter Sonstiges fallen in der Regel Materialaufwand, Abschreibungen und sonstige Anlagevermögen, aber auch Investitionen in die Infrastruktur.
Als Abschreibungen bezeichnet man die Verteilung einer einmaligen Ausgabe für langfristige Wirtschaftsgüter auf eine bestimmte Anzahl von Jahren (Nutzungsdauer). In diesem Fall betrifft die „einmalige Ausgabe“ die Anschaffungskosten für Spieler. Die Nutzungsdauer bildet dabei die Vertragslaufzeit des Spielers, der als immaterielles Anlagevermögen gesehen wird. Läuft der Vertrag des Spielers aus, so ist sein bilanzieller Wert bei null. In diesem Punkt wird deutlich, welche Kosten den Clubs in der Vergangenheit für neue Spieler entstanden sind. Die Anschaffungskosten für Spieler müssen als immaterielles Wirtschaftsgut über die Vertragslaufzeit abgeschrieben werden.
Im Betrachtungszeitraum bildeten Abschreibungen auf Spielerwerte kumuliert 17 Prozent der Gesamtausgaben und umfassten 19 Prozent des Umsatzes der hier betrachteten Organisationen. Deutlich über diesem Schnitt liegen die italienischen Vereine AC Milan (53 Millionen Euro), Inter Mailand (57 Millionen Euro) und Juventus Turin (47 Millionen Euro). Absoluter Krösus ist jedoch Manchester City, deren 93 Millionen Euro 55 Prozent des Umsatzes verschlangen.
Quelle: offensivgeist.de / Anm.: Angaben in Mio. aus der Saison 10/11
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Die Personalkosten der Großklubs
Den mit Abstand größten Teil nehmen jedoch die Personalkosten ein, die ihren Fokus auf den Spielerlöhnen haben. Die UEFA empfiehlt einen Personalkosten-Umsatz-Richtwert von 60 Prozent, toleriert im Rahmen ihrer „Financial Fairplay“ Regularien aber auch noch 70 Prozent.
Die beiden spanischen Vereine Real Madrid und der FC Barcelona haben die Nase in Sachen Personalkosten weit vorne. Real Madrid zahlt jährlich 240 Millionen Euro an seine Spieler und Mitarbeiter aus, der FC Barcelona mit 216 Millionen Euro im Jahr etwas weniger. Da dies jedoch lediglich 57 Prozent der Einnahmen der Madrilenen und gar nur 49 Prozent der Einnahmen Barcelonas umfasst, sind die Zahlen keineswegs besorgniserregend und den UEFA-Richtlinien entsprechend.
Fünf Vereinen gelang dies in der Saison 2010/11 allerdings nicht, speziell italienische Vereine scheinen so ihre Probleme damit zu haben und fallen gleich vierfach durch. Der AC Milan gibt jährlich 207 Millionen Euro für sein Personal aus, was bereits 84 Prozent der Einnahmen entspricht. Inter Mailand gibt zwar „nur“ 190 Millionen Euro aus, hat allerdings auch geringere Einnahmen, weshalb diese Summe bereits 87 Prozent einnimmt. Noch weniger legen Juventus Turin (140 Millionen Euro) sowie der AS Rom (105 Millionen Euro) auf den Tisch, bei deutlich weniger Einnahmen ergibt dies aber dennoch Prozentsätze von 91 Prozent sowie 85 Prozent der Einnahmen.
Auch die englischen Vereine sind nicht unbedingt für ihre Sparmentalität bekannt. Der FC Chelsea übersteigt mit 211 Millionen Euro und somit 84 Prozent seiner Einnahmen die von der UEFA erwünschten Werte ebenso klar wie Manchester City, das 193 Millionen Euro in sein Personal investiert, was jedoch 114 Prozent des Umsatzes ist. Somit werden alleine durch diesen Kostenpunkt bereits Verluste generiert.
Quelle: fussball-geld.de / Anm.: aus der Saison 11/12
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Weitaus erschreckender als die Gesamtsummen gestalten sich jedoch die einzelnen Summen, die Spieler und Trainer monatlich kassieren. Ohne die zusätzlichen Werbeeinnahmen sowie Erfolgsprämien, kassiert Cristiano Ronaldo bei Real Madrid 17 Millionen Euro jährlich netto. Nur knapp dahinter ist Lionel Messi, dem der FC Barcelona pro Jahr 16 Millionen Euro überweist. Der Weltfußballer der vergangenen Jahre wird allerdings im Sommer 2014 durch eine Gehaltserhöhung zum Bestverdiener der Fußballwelt.
Das war bis Sommer 2013 noch Samuel Eto‘o, der beim russischen Klub Anzhi 20 Millionen Euro netto verdiente, ehe er zum FC Chelsea wechselte. In der Liste der Top-10-Bestverdiener befinden sich je drei in England, Frankreich sowie Spanien agierende Spieler, jedoch kein Einziger aus Deutschland. Dort ist Franck Ribery von Bayern München mit etwas über 10 Millionen Euro pro Jahr der Bestverdiener. Inklusive Werbeeinnahmen und Erfolgsprämien, die zirka fünf Millionen Euro einnehmen, kommt Philipp Lahm, ebenfalls Bayern München, auf 14,2 Millionen Euro jährlich.
Auch ein Österreicher befindet sich, wie zu erwarten, nicht an der Spitze der Rangliste. In der Bundesliga führen zahlreiche Salzburger sowie Steffen Hofmann (Rapid Wien) mit knapp einer Million Euro Jahr. Der insgesamt bestbezahlte Österreicher ist David Alaba, abermals ein Spieler von Bayern München, mit kolportierten acht Millionen Euro, die er jedes Jahr bekommt.
Das Transferkarussell
Juli, August und Jänner sind für die Sportmanager, aber auch für die Fans spannende Monate mit wenig Schlaf. Die Transferzeit ist jedes Mal aufs Neue ein sesselfesselndes Phänomen, bei dem es um Millionen Eurosummen geht.
Österreichische Klubs sehen sich als Ausbildungsvereine und setzten in den letzten Jahren verstärkt auf das lukrative Verkaufen von Spielern ins Ausland. Heimische Spieler werden in den eigenen Akademien ausgebildet oder jung um eine geringe Ausbildungsentschädigung von einem österreichischen Konkurrenten verpflichtet, ausgebildet und in den Profifußball integriert, um letztlich für viel Geld ins Ausland verkauft zu werden. Für die heimischen Vereine ist dies ein gutes, nie endendes System. Die Ausgaben und das Risiko sind gering, sind diese Spieler schließlich auch am Lohnzettel unauffällig, später aber eventuell viel wert.
Rapid und Austria Wien fokussierten sich in den vergangenen Jahren auf dieses Modell, welches Red Bull Salzburg nicht nötig hat und seine Spieler lieber ablösefrei verschenkt. Für die kleineren Vereine, speziell die SV Ried, Sturm Graz und Admira Wacker, ist die kleinere Version, die Spieler nicht ins Ausland, sondern an die Wiener Großklubs zu verkaufen, relevanter. Auch für sie ist das eine wichtige, langfristig betrachtet unverzichtbare Einnahmequelle, die einen großen Part des Finanzierungsplans einnimmt. Bei allen Vereinen dreht sich das Transferkarussell wie ein Kreislauf: Spieler werden günstig gekauft oder selbst ausgebildet, gewinnbringend weiterverkauft und neue Spieler kommen wieder günstiger nach, womit ein Plus bleibt. Dreht sich dies erfolgreich, können in der Alpenrepublik oft bis zu sechs Millionen Euro Gewinn in einer Transferperiode entstehen, so bei Rapid Wien 2009 nach den Verkäufen Erwin Hoffers nach Italien sowie von Stefan Maierhofer nach England.
In den letzten fünf Saisonen erwirtschafteten sieben der zehn Bundesligavereine ein Plus in Punkto Transfers. Klarer Führender dabei ist Rapid Wien mit 12,6 Millionen Euro, dahinter die Austria mit 5,35 Millionen Euro Gewinn und überraschend die SV Ried, die in den letzten fünf Jahren durch Transfers 2 Millionen Euro gewann.
Die SV Ried ist der einzige österreichische Verein, der keine der vergangenen fünf Saisonen mit einem Minus abschloss. Dazu das Gegenteil ist Red Bull Salzburg, das jedes Jahr rote Zahlen schrieb. Insgesamt hat Österreich ein Minus von 7,8 Millionen Euro in den letzten fünf Transferzeiten. Rechnet man allerdings Red Bull Salzburg weg, entsteht unter den neun anderen Bundesligisten über fünf Jahre ein Plus von 22,6 Millionen Euro, was eine sehr zufriedenstellende Bilanz ergibt.
Allerdings wurden in den beiden jüngsten Saisonen, 2012/13 sowie 2013/14 (nur Sommertransferzeit), jeweils ein klares Minus erwirtschaftet. In der abgelaufenen Übertrittszeit stieg überhaupt kein einziger Verein mit einem Gewinn aus, der SK Sturm Graz gab dafür so viel wie sonst keiner, mit Ausnahme Red Bull Salzburgs, in den letzten fünf Jahren aus.
VEREIN | 13/14 | 12/13 | 11/12 | 10/11 | 09/10 | GESAMT | |
1 | SK Rapid Wien | – 250.000 € | 420.000 € | 2.150.000 € | 4.280.000 € | 6.000.000 € | 12.600.000 € |
2 | FK Austria Wien | – 200.000 € | 1.300.000 € | 5.250.000 € | – 800.000€ | – 200.000 € | 5.350.000 € |
3 | SV Ried | – | – | 1.400.000 € | 70.000 € | 600.000 € | 2.070.000 € |
4 | SK Sturm Graz | – 990.000 € | – | 1.300.000 € | 1.200.000 € | 300.000 € | 1.810.000 € |
5 | Admira Wacker | – | 860.000 € | – 250.000 € | – | – | 610.000 € |
6 | Wacker Innsbruck | – | – 100.000 € | 70.000 € | 300.000 € | – | 270.000 € |
7 | SV Grödig | – 70.000 € | – | – | – | 150.000 € | 80.000 € |
8 | Wolfsberger AC | – 13.000 € | – | – 20.000 € | – | – | – 33.000 € |
9 | Wiener Neustadt | – | – | – | – | – 150.000 € | – 150.000 € |
10 | Red Bull Salzburg | – 3.250.000 € | – 14.275.000 € | – 2.845.000 € | – 3.500.000 € | – 6.600.000 € | – 30.470.000 € |
GESAMT | – 4.773.000 € | – 11.795.000 € | 7.055.000 € | 1.550.000 € | 100.000 € | – 7.863.000 € |
Transferbilanzen der österreichischen Klubs (transfermarkt.de)
Pascal Günsberg, abseits.at
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