Die Nachwuchsakademie von Ajax Amsterdam galt lange Zeit als das absolute Non plus ultra, wenn es um die Ausbildung junger Fußballspieler ging. Mittlerweile ist... Zwei Vereine – Eine Akademie

Die Nachwuchsakademie von Ajax Amsterdam galt lange Zeit als das absolute Non plus ultra, wenn es um die Ausbildung junger Fußballspieler ging. Mittlerweile ist sie allerdings nicht einmal im eigenen Land die Nummer eins.

Die Liste erfolgreicher Spieler aus der Ajax-Nachwuchsschmiede ist beinahe endlos und lässt Fußballliebhabern das Wasser im Mund zusammenlaufen. Johan Crujff, Marco van Basten, Dennis Bergkamp, Wesley Sneijder und Patrick Kluivert sind nur ein paar Profis, die ihre ersten Schritte in der Akademie des 30-fachen niederländischen Meisters tätigten. Trotzdem gilt die Nachwuchsschmiede von Ajax Amsterdam nun nicht einmal im eigenen Land als das Maß aller Dinge, denn die von Feyenoord und Excelsior Rotterdam gemeinsam geführte Akademie hat in jüngster Zeit die größeren Talente hervorgebracht.

EINE LANGJÄHRIGE PARTNERSCHAFT

Die beiden Rotterdamer Vereine verbindet eine langjährige Partnerschaft, die im Jahr 1979 begann. Offiziell wurde die Kooperation jedoch erst 17 Jahre später, als die Vereine einen Vertrag aufsetzten, der besagte, dass hoffnungsvolle Talente von Feyenoord Rotterdam an Excelsior verliehen werden, um Spielpraxis zu sammeln. Im Jahr 2008 beschlossen die beiden Klubs ihre Reservemannschaften und Akademien zu vereinen.

Diese Zusammenarbeit ist kosteneffizient und im Endeffekt werden beide Vereine profitieren, wenn auch auf andere Art und Weise. Feyenoord wird sich immer die besten Spieler herauspicken können und sowohl sportlich, als auch wirtschaftlich die besten Voraussetzungen haben, um national und international erfolgreich zu sein. Excelsior Rotterdam vertraut hingegen darauf, dass bei der Menge an gut ausgebildeten Spielern immer noch genug Qualität übrig bleiben wird, um eine schlagkräftige Mannschaft in der Eredivisie stellen zu können, die mit dem Abstieg nichts zu tun hat.

EXCELSIOR-FANS SIND GEGEN DIE KOOPERATION

Während die Vereinsbosse die Partnerschaft in den höchsten Tönen loben, fühlen sich die Fans von Excelsior Rotterdam hintergangen. Der Präsident eines Fanklubs meinte unlängst, dass Excelsior seine Seele an Feyenoord verkauft habe und eigentlich nicht mehr selbständig existiere. Diese Frustration ist durchaus nachzuvollziehen, denn dieses System wird zwar höchstwahrscheinlich den Klassenerhalt garantieren, jedoch wird Excelsior auf diese Art niemals die Nummer eins in Rotterdam werden können.

ENGLISCHE KLUBS ANGELN SICH DIE BESTEN TALENTE

Auch die österreichischen Vereine haben das Problem, dass die besten Nachwuchsspieler oft den Verein verlassen, bevor sie auch nur ein einziges Spiel für die Kampfmannschaft absolvieren, denn den ausländischen Scouts entgeht kein großes Nachwuchsturnier und die Teenager können nur schwer einem Interessenten aus England oder Deutschland absagen. Die niederländischen Vereine trifft dieses Problem noch um einiges härter, denn die holländische Talente stehen weit mehr im Blickpunkt, als ihre österreichischen Kollegen. Feyenoord verlor in den vergangenen Jahren immer wieder die größten Talente an englische Vereine. Arsenal zahlte 500.000€ Ausbildungsentschädigung für den 16-jährigen Mittelfeldspieler Kyle Ebecilio, der FC Chelsea angelte sich vor einigen Jahren den 16-jährigen Abwehrspieler Jeffrey Bruma und sorgte vor einigen Monaten erneut für Ärger im Feyenoord-Management, da sie den erst 15-jährigen Ake Nathan verpflichteten. Auch das momentan größte niederländische Talent steht vor einem Wechsel in die Premier League, denn der 16-jährige Innenverteidiger Karim Rekik steht auf der Wunschliste von Manchester City. Feyenoord Rotterdam zeigt indes seinen Nachwuchsspielern am Beispiel vom Stürmer Luc Castaignos, dass es durchaus Sinn macht die gesamte Ausbildung in der Akademie abzuschließen, um dann in der niederländischen Liga Fuß zu fassen. Luc Castaignos hatte Angebote von Arsenal, Liverpool, Manchester United, Real Madrid und Bayern München, blieb aber zunächst seinem Jugendverein treu und schoss in der abgelaufenen Saison 15 Tore. Nächste Saison wird Castaignos für Inter Mailand auflaufen und Feyenoord erhält immerhin vier Millionen Euro Ablöse für den Stürmer. Von diesem Geschäft profitieren sowohl die beiden Vereine, als auch der Spieler, denn Castaignos wird im Gegensatz zu seinen 16-jährigen Kollegen nicht in untere Ligen verliehen werden, um Spielpraxis zu sammeln.

Stefan Karger – www.abseits.at

Stefan Karger

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