Buchrezension: „Eigentlich bin ich ein super Typ…“ von Mario Basler und Alex Raack
Kunst & Literatur 18.Dezember.2019 Marie Samstag
Ich könnte Mario Basler ewig zuhören. Seine heisere Stimme und jedes zum „sch“ gemachte „ch“ lösen bei mir ein Wohlfühlen der Sonderklasse aus. So ähnlich mag es vielen Fußballfans gegangen sein, als sie den genialen Freistößen des Feintechnikers einst beiwohnten. Damals war Basler noch blond und galt als Inbegriff des „schlampigen Genies“.
Den Inhalt, den Basler in Reibeisen-Tönen von sich gibt, kann ich nicht immer verstehen. Das ändert sich auch nach der Lektüre seiner Biografie „Eigentlich bin ich ein super Typ …“, die im September erschienen ist, nicht. Doch Mario Basler wird heute 51 Jahre alt und das ist Grund genug sein Buch zu rezensieren. Auch wenn noch kein Hörbuch, das er selbst liest, erschienen ist.
Ein Mann, wo ein Typ ist
Erst am Ende seiner Biografie wird der Protagonist klarstellen, dass es ihm nie darum gegangen sei, über ihn als Privatperson zu schreiben. Dementsprechend selten gesät sind Fakten aus dem Familienleben „Super-Marios“. Eines wird dem Leser jedoch subito und penetrant vor den Latz geknallt: Der Deutsche versteht sich als Typ. Als coole Sau. Basler ist einer, der vor dem Champions-League- Finale erstmals in Ruhe am Klo des Camp Nou eine Zigarette raucht.
Co-Autor Raack dürfte dem Schmäh des gebürtigen Pfälzers auf den Leim gegangen sein: „Der Mario“, der mit seinem eigenen Programm „Basler ballert“ Anekdote aus seiner Fußballerzeit kabarettistisch aufarbeitet, sieht sich als Original. Bei einem Auftritt seiner Solo-Show holt er eine vom Krebs geheilte Frau auf die Bühne, die ihm in einem Brief geschildert hat, dass seine Art zu kicken ihr über die Schmerzen während ihrer Erkrankung hinweggeholfen hat. Basler macht auf bräsigen Charmeur, als er der Dame scherzhalber Liebesdienste anbiete. „Ein Mann, wo mitdenkt.“, könnte man in Basler Diktion sagen und das sagt Basler auch.
„Eigentlich bin ich ein super Typ“ ist eine gedämpfte Erzählung ohne Sidekicks. Ein Schnelllauf durch das Leben eines der begabtesten deutschen Fußballer. Der medialen Kritik, die Basler (mild) als hochbegabten Filou oder (archaisch) zum Mundl mit Fußballschuhen macht, hat sich das Autorenduo nicht ganz entzogen: Trotzig wehren sie sich und behaupten gebetsmühlenartig, dass der Basler einfach der Basler sei. Ohne Widerrede. Punkt. Weggefährten echoen zwischen den Kapiteln Beifall: „Der Mario“, der sei kein Arschkriecher, sondern einer, der sich in den Spiegel schauen kann. Für Raack ist klar, dass von Mario Basler erwartet wird, dass er „ballert“: Früher am Platz, jetzt im TV-Studio. Es sind die „kleinen Männer“, die ihn verstehen. Jene Hobbyfußballer, die in der Kreisliga spielen und ihr Leben leben – mit Tschick und Bier. Genauso wie „der Mario“. Der Unterschied ist nur, dass Letzterer „halt Freistoßtore im San Siro und Camp Nou geschossen“ hat.
Und es gibt noch einen Unterschied: Mario Basler war Profifußballer und das Kicken war nicht nur seine Privatsache. Seine Arbeitgeber hatten mit seinem Lebensstil daher ihre liebe Not. Das ist des Pudels Kern und der Inhalt von „Eigentlich bin ich ein super Typ …“.
„Fußball ist wie Theater. Und meistens spiele ich die Hauptrolle.“
Natürlich mag Mario Basler Trainer, die ihn so lassen wie er ist. Selbst Bayern-Meistermacher Hitzfeld wagt es nicht ihm die Zigarette zu verbieten. Sein Lieblingstrainer Otto Rehhagel, dem er ein ganzes Kapitel in seiner Biografie widmet, erklärt, dass um 15:30 Uhr Anstoß und um 17:15 Uhr Abpfiff sei: „Was Sie mit der restlichen Zeit anfangen, ist Ihre Sache.“ Das muss sich der Weltklassespieler nicht zweimal sagen lassen.
Baslers Geschichte beginnt in Neustadt an der Weinstraße, wo er als Sohn einer Postbeamtin und eines Maschinenschlossers zur Welt kommt. Als Kind labt er sich an den Trauben, die auf den hiesigen Weinbergen wachsen, ehe er – wie er selbst freimütig zugibt – auf die gepresste Form derselben umsteigt. Als Teenager kommen die Zigaretten, später Wodka Lemon, Bier und Co. dazu.
Als Fünfjähriger beginnt Mario mit dem Kicken und ist zunächst Torwart. Doch bald fallen sein rechter Fuß und seine feine Technik, die ihn damals schon dazu befähigt Eckbälle direkt ins Tor zu schießen, auf. Er beschließt schon als Kind Profi zu werden.
Der Vater ist eine wichtige Bezugsperson in seinem Leben. Erst am Schluss der Erzählung wird Basler verraten, dass er zwei Jahr vor dem Tod seines Erzeugers den Kontakt zu beiden Elternteilen abgebrochen hat: Es habe einen „Vorfall“ gegeben. Es ist ein Anflug von Ernsthaftigkeit in einer unbekümmerten Geschichte, in der Selbstzweifel grundsätzlich sehr weit weg sind. Dabei ist Baslers Laufbahn keinesfalls eine auf dem Reißbrett durchgeplante Chose: Man möchte es im Nachhinein gar nicht glauben, dass er erst mit 24 Jahren in der Bundesliga aufläuft Als er zweiundzwanzigjährig nach Berlin kommt, hat er zum dritten Mal mit Ach-und-Krach seine Karriere durch einen Wechsel in der Spur halten können. Nur 150.000 DM zahlt Hertha BSC für den „Riesenfußballer mit genauso großen Macken“.
Mitte der 80er rast ein spindeldürres Bürscherl mit seinem Bruder Mike per Moped auf den Betzenberg. Endlich hat es Mario Basler raus aus dem kleinen Neustadt geschafft. Kaiserslautern, das ohne die „roten Teufel“ und ihrer Geschichte nur eine weitere Autobahnausfahrt zwischen Mannheim und Saarbrücken wäre, wird seine zweite Jugendstation.
Schon damals tut der 15-Jährige mit Vokuhila, Oberlippenflaum und Zigarette worauf er gerade Lust hat und wird prompt von seinem ersten Trainer Ernst Diehl degradiert. Doch Basler hat Qualitäten und debütiert am Ende der Saison 1988/89. Nachdem ihm der 1. FC Kaiserslautern keinen Profivertrag anbieten will, schreit der Neustädter zornig: „Dann könnt ihr mich mal am Arsch lecken!“ Das machen die Verantwortlichen dann doch nicht, verleihen den Hochtalentierten allerdings zu Rot Weiß Essen. Dort wird kein Zauberfußball gespielt, sondern Gras gefressen. RWE ist ein Malocherverein und hat für Edeltechniker nicht viel übrig. Doch Basler beißt sich trotz Anlaufschwierigkeiten durch. Im Ruhrgebiet macht der Pfälzer seine ersten Schritte im Profigeschäft und wird erstmals Vater. 1991 muss der Klub zwangsabsteigen und Basler geht nach Berlin.
Otto, der Große
Er findet die kurz zuvor wiedervereinigte Stadt toll: Nach siegreichen Heimspielen geht es erst ins Spielkasino und dann ins Puff – „natürlich nur, um vom dortigen Spirituosenangebot zu kosten“. Basler steht auf West-Berlin, den Retro-DDR-Charme findet er hingegen „runtergerockt.“ Doch der Ex-Coach des Nationalteams des „anderen“ Deutschlands, Bernd Stange, macht mit seinem harten Konditionsschinden Basler zum schnellsten Sprinter des Kaders. Seine Lauffaulheit kann Stange jedoch nicht ändern. Die Fans beginnen Basler auszupfeifen und Mitspieler zetteln eine Revolte an. Stanges Nachfolger Günter Sebert nimmt dem 24-Jährigen das Versprechen ab mehr zu tun und Hertha findet – mit Basler an Bord – wieder in die Erfolgsspur. In der Winterpause 92/93 zaubert „Super-Mario“ am Hallenparkett und findet sich plötzlich am Pissoir neben Werder-Trainer Otto Rehhagel wieder. Sie telefonieren und der Feintechniker verspricht dem Trainer an die Weser zu wechseln. Dort in Bremen wird das schlampige Genie zu einem der besten deutschen Mittelfeldspieler reifen, obwohl es zunächst alles andere als rosig aussieht.
Der großmäulige Basler ist so klein mit Hut, als er seinen neuen Mannschaftskollegen sein Leid klagt, dass man ihn menschlich in der Hertha-Mannschaft einst geschnitten hätte. Wenige Tage zuvor hat er in einer Sportzeitung noch verkündet, er sei besser als Andi Herzog, der die Norddeutschen gerade zur Meisterschaft geführt hat. Werder ist eine harmonische Mannschaft. Otto Rehhagel muss seinen Schützling, die Anomalie, erst richtig ins Gefüge einbinden. Seine Vorlagen und sein schneller Antritt machen ihn immer kompletter, allerdings kann er seine Kindskopf-Mentalität nicht ablegen: Beim Pokalfinale 1994 legt er Herzog das Tor zum 2:0 gegen Essen auf, stemmt die Trophäe jedoch nur mit Leichenbittermine, weil ihn Rehhagel vorzeitig vom Feld genommen hat.
Mittels Einzelspielbetrachtung in drei bis vier Sätzen skizzieren die Autoren Mario Basler als Stimmungsfußballer. Besonders gerne machen sie das beim Tor gegen Dinamo Minsk, das Werder Bremen unter die acht besten Teams Europas katapultiert: „Das war das Zehn-Millionen-Tor.“ Mario Basler spielt damals konstant gut und hat einen festen Freundeskreis in der Mannschaft. Er wird Spielmacher und trägt das DFB-Trikot. Nach Feierabend zieht er mit Borowka, Gundelach und Reck um die Häuser. Er kennt keine Scham und geht sogar mit dem Trainingsanzug in die Disko. Der väterliche Freund, der große und gütige Otto, hat Verständnis, weil sein Schützling am Wochenende seine Leistung abliefert. Der Respekt zwischen den beiden leidet auch nicht, wenn Rehhagel Basler vor versammelter Mannschaft die Leviten liest.
National-irrational
1994 fliegt Mario Basler mit Effenberg, Möller, Kahn und Co. zur Weltmeisterschaft. Es ist der Beginn einer schwierigen Zeit. Seine Kollegen nennen ihn „Ro-Mario“, er gehört zu den Shooting-Stars, aber Basler hat andere Erinnerungen an die Endrunde in den USA. Unverblümt erzählt er: „Eigentlich war die Stimmung völlig im Arsch.“. Die Spieler werden durch Nebenkriegsschauplätze abgelenkt, er selbst muss auf der Bank Platz nehmen und spielt den Beleidigten. Während er in der Chicagoer Sonne vor sich hin brät, ist seine Frau mit dem zweiten Kind schwanger. Als sie ihn anruft, um ihm mitzuteilen, die Herztöne des Babys seien schlecht, beschließt Basler sofort nachhause zu fliegen. Seine Kinder seien seine eigentlichen Triumphe in seinem Leben, wird er später sagen. Am 23. Juli erblickt seine Tochter gesund das Licht der Welt und Mario Basler verfolgt das Spiel seiner Mannschaft im Fernsehen. Er will rechtzeitig zum Semifinale zurück sein, doch Deutschland scheidet aus. Basler und die Nationalmannschaft – das passt einfach nicht. Trainer Berti Vogts bringt es auf den Punkt: „Er brauchte es für sein Spiel, seine Kreativität, Mario Basler sein zu dürfen. Ein mit allen Freiheiten ausgestatteter Ausnahmekönner, der auch mal zu spät zum Training kommt, die Nacht durchmacht oder im Spiel die Drecksarbeit von anderen erledigen lässt.“ Zwei Jahre später bei der EM in England geht der Mittelfeldspieler nach einem Trainingszweikampf schreiend zu Boden. Knochenhaut und Kapsel des Knöchels sind dick angeschwollen. Weil an eine Turnierteilnahme nicht zu denken ist, fliegt Basler gemeinsam mit Fredi Bobic und Steffen Freund nachhause. Er verpasst den EM-Sieg.
1998 steht der Mittelfeldspieler nicht einmal im Aufgebot für die Endrunde in Frankreich. Danach wird Vogts von Erich Ribbeck als Bundestrainer abgelöst. Ribbeck wird zu Baslers Nemesis. Bis heute verstehen sich die beiden nicht. Eine von Mario Baslers letzten Vorstellungen im Trikot mit dem Adler ist ein konfuser Auftritt gegen die Niederlande. Provokant verbittet er sich auf der Pressekonferenz Fragen zu seiner Leistung: Die habe er nämlich auf dem Platz beantwortet. Der letzte Akt in Sachen DFB findet ausgerechnet vor seiner zweiten Hochzeit statt: Ribbeck ruft Basler eine halbe Stunde vor der Trauung an und teilt ihm mit, dass er ihn nicht zur Länderspielreise nach Florida einlädt. Als Grund gibt er die schlechte Leistung gegen Holland und nächtliche Schafkopfpartien an. Basler kontert: „Herr Ribbeck, Sie wissen schon, dass ich nicht alleine Karten gespielt habe und nicht alleine gegen Holland auf dem Rasen stand?“ Seinen Rücktritt von der Nationalmannschaft wird der Fußballer erst nach Sandro Wagners diesbezüglicher Erklärung machen. Jogi Löw lacht sich kaputt.
Das Spiel des Lebens
Das wohl beste Match seiner Karriere ist – trotz oder gerade wegen des unglücklichen Endes – das verlorene Champions-League-Finale gegen Manchester United. Fast ist man geneigt zu sagen, dass das Los des „lucky losers“ die gerechte „Strafe“ für den Blondschopf ist. Ein braver Profi war Basler nie und es gibt wohl vermehrt Menschen, die anders – als Berti Vogts – der Ansicht sind, mit etwas mehr Disziplin hätte der Deutsche mehr (persönliche) Erfolge gefeiert. Doch Mario Basler steht zu seiner Geschichte und das ist ihm hochanzurechnen.
Im Finale trifft er nach sechs Minuten per Freistoß und beteiligt sich später ungewohnterweise an der Defensivarbeit. Raack und Basler spielen die 90 Minuten im Turbogang mit Autofocus auf den Offensiven durch: Tor, Grätsche, Fast-Vorlage, Fast-Tor, runter vom Feld in der 89.: „Der beste Mann geht vom Platz.“ Während der Zeugwart den Champagner auf den Rasen des Camp Nou bringt, kommt es zur Katastrophe und die Engländer gleichen aus. Am Ende gewinnen sie mit 2:1 und Mario bleibt nichts übrig, als traurig in der Dusche seine Zigarette auszudämpfen. Die Enttäuschung verfliegt jedoch bald und schon beim Bankett tanzt der Pfälzer wieder auf den Tischen. Am Münchner Flughafen verabschiedet sich Basler rasch von den Kollegen, denn ein Freund feiert Geburtstag: „Dieses verdammte Finale ist schon wieder ganz weit weg.“
Frustkompensation lernte er schon als junger Bub: Der Vater verspricht ihm in der C-Jugend 5 DM pro Tor. Nach 40 Volltreffern (und insgesamt 200 DM) erklärt er ihm, dass ihn die Sache letztendlich doch zu teuer komme. Am Ende wird Basler 76 Tore schießen. Als Libero.
Er scheint schon damals in sich zu ruhen, sich seiner Qualitäten bewusst zu sein und nur sauer zu werden, wenn die persönliche Leistung nicht stimmt. Bezüglich des Matches in Barcelona kann sich Basler nicht viel vorwerfen. Er kann sich nur ankreiden, dass er beim Essen den „Vertrag auf Lebenszeit“, den ihm Rummenige anbietet, ablehnt. Der Spieler sieht diesen „Affront“ für die Bayern-Bosse letztendlich als Grund, warum sie ihn wenig später loswerden wollen.
Die Wahrheit ist einfacher: Nach seinem zweiten Titel mit den Roten, will der Pfälzer auch mehr verdienen. Er lehnt nach zähen Verhandlungen einen Vertrag mit verbesserten Konditionen ab. Danach macht die Pizzeria-Affäre ihre Runde: Ersatztorwart Sven Scheuer und Mario Basler feiern in einer Regensburger Trattoria. Ein fremder Mann stänkert sie an, Scheuer macht seinem Namen alle Ehre und scheuert ihm eine. Basler stellt sich anschließend schützend vor seinen vorbestraften Freund und Hoeneß glaubt ihm nicht. Mit dem Ende der Zeit in Bayern sind auch die großen Jahre des Fußballers Basler vorbei.
Dabei ist fünf Jahre zuvor noch Juventus Turin bereit 14 Millionen D-Mark für den Bremen-Spieler zu bezahlen. Sportchef Lemke verlangt jedoch eine halbe Million mehr und der Deal platzt. Die Bayern sind ein Jahr später Nutznießer der Zockerei.
An der Säbener Straße wird zu dieser Zeit der Abschied vom FC Hollywood gefeiert: Mit Giovanni Trapattoni gibt es einen Trainer, der gepflegten italienischen Fußball spielen will und das heißt auch Beton anrühren, sobald man führt. Die Alphatiere Klinsmann und Matthäuse haben sich ausgesöhnt, Paradiesvogel Basler kommt mit vielen Vorschusslorbeeren in die bayerische Hauptstadt. In der Kabine beugt er sich zu Oliver Kahn hinüber und sagt – in Erinnerung an jene Szene, als der Titan Herzog am Krawattl schüttelte – : „Du, Oli. Nur, dass du Bescheid weißt: Wenn du das, was du mit Andi Herzog gemacht hast, mit mir machst, dann hau ich dir in die Fresse.“ Kahn nickt – so will es zumindest die Legende.
Obwohl Klinsmann von Baslers scharfen und präzisen Flanken schwärmt, wird der Mittelfeldspieler anfangs oft ausgewechselt. Am Ende seiner ersten Spielzeit werden die Bayern Meister und Kahn sagt über Basler: „Er ist ein absolut positiver Typ, eine Stimmungskanone.“ Es ist jedoch unmöglich den Kicker zu zähmen. Hoeneß wird es irgendwann zu bunt und er setzt einen Privatdetektiv auf den passionierten Partygeher an. Der bayerische Schnüffler verfolgt Basler mit Familie bis ins Eishockeystadion nach Landshut. Der Beobachtete meint lapidar: „Ein paar Nächte vorher wäre es jedenfalls weitaus interessanter gewesen…“ Er schafft es auch einer Zockerrunde mit Betrügern regelmäßig beizuwohnen, ehe die Kripo FCB-Pressesprecher Hörwick alarmiert.
Baslers Bilanz in München klingt toll: Zwei Meistertitel in drei Jahren. Doch war da nicht mehr möglich?
Die goldene Uhr
Seine letzte Station ist der 1. FC Kaiserslautern. Alles auf Anfang, es schließt sich der Kreis. Doch diesmal wartet Lieblingstrainer Rehhagel auf den 30-Jährigen. Mario Baslers Leistungen sind durchwachsen, schließlich machen sich das Alter und der Lebensstil bemerkbar. Typisch berichtet er von seinen letzten Profijahren: „Immerhin konnte ich jetzt wieder regelmäßig mit meinem alten Herrn in seinen Stammkneipen aufschlagen. Ein besonderer Luxus, den ich sehr genoss.“ Es kommt aber doch der Punkt, an dem er noch einmal „Super-Mario“ sein will: Im Winterurlaub wird hart trainiert und Basler startet mit dem besten Laktat-Wert seiner Karriere in die letzte Runde. 2003 ist die Zeit in der Pfalz zu Ende. Nachdem ein Transfer zum Lieblingsverein seiner Jugendjahre, Gladbach, scheitert, schickt sich Basler selbst in die Wüste:
Die Scheichs von Katar locken mit einer 400 Quadratmeter großen Villa und privater Security. Es ist ein goldener Käfig aus Hitze und Langeweile. Nach nur 18 Spielen und dem Preis für den besten Mittelfeld- und Abwehrspieler – einer goldenen Rolex – verabschiedet sich Basler nachhause. Seine Trainerkarriere beginnt unverhofft auf einer Trabrennbahn in Regensburg. Die Laufbahn als Übungsleiter ist ein neuralgischer Punkt in Mario Baslers Leben. Während er von der Öffentlichkeit meist verlacht wird, hat er andere Erklärungen. Sein bisheriges Fazit: „Was mich wütend machte, was die Tatsache, dass ich es häufig mit Vorgesetzten zu tun hatte, die eigentlich überhaupt keine Ahnung von der Materie hatten.“ Berater Wittmann verkuppelt den Fußballpensionisten nach vier Tagen Rente 2004 mit dem SSV Jahn Regensburg. Dort läuft es 15 Monate, ehe die Klubführung einen neuen Trainer fordert. Bei Uwe Rapolder werkt er als Co-Trainer des TuS Koblenz, anschließend geht er nach Trier. Mario Basler, das einstige Genie von der rechten Außenbahn, beehrt mäßig erfolgreiche Traditionsvereine. Seit 2018 unterstützt er – als Spieler und Berater – den TSG Eisenberg und plant auch eine Shisha-Bar in der Gegend zu eröffnen. Würde Anderes passen?
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