Achtung, Achtung, gleich zu Beginn eine Warnung: Dieses Buch ist wahnsinnig langweilig und eine Rezension desselben ob der Inhaltslosigkeit kaum möglich. Herbert Prohaska und... Buchrezension | „Hans Krankl & Herbert Prohaska – Über das Leben“

Achtung, Achtung, gleich zu Beginn eine Warnung: Dieses Buch ist wahnsinnig langweilig und eine Rezension desselben ob der Inhaltslosigkeit kaum möglich. Herbert Prohaska und Hans Krankl ergehen sich auf über 180 Seiten zu wahl- und konzeptlos zusammengewürfelten Themen in vorauszuahnenden Kurzstatements; jene „tiefsinnige Doppelconférence, die das Herz berührt“ – wie es im Klappentext heißt – ist nur in Spurenelementen vorhanden. Angesichts dieser Tatsache fällt es wirklich schwer andere Motive als monetäre, die die beiden Autoren, ORF-Journalist Rainer Pariasek und Prominenten-Ghostwriter (Eigenbezeichnung!) Eric Sebach, zur Produktion dieses Werkes angestiftet haben zu vermuten: Warum sonst muss man zwei ehemalige Fußballer über das Garteln und den ersten Kuss befragen? Die schlechte Nachricht ist: Der Nachfolger von „Über das Leben“ ist schon in Arbeit; die gute Nachricht dabei: Diesmal soll es um Anekdoten und Schmähs aus dem Leben der beiden Ex-Kicker gehen.

Damit wir uns nicht falsch verstehen…

Selbstverständlich sind Johann K. und Herbert P. zwei österreichische Fußballlegenden, ballesterische Nationalheilige: Krankl wurde Torschützenkönig beim FC Barcelona, Rapids Jahrhundertspieler, Córdoba-Held; sein violettes Pendant spielte als erster Legionär seit dem Jahre Schnee in Italien, wurde ebenfalls zum Jahrhundertspieler seines Herzensklubs (Austria Wien) und (außerdem) Österreichs gewählt, qualifizierte sich als Teamchef für eine WM. Beide werkten als Klub- und Nationalmannschaftstrainer, sind heute TV-Experten und gelten gemeinhin als die Paten der rot-weiß-roten Fußballfolklore; ihr Charisma ist unbestritten. Aber muss man wirklich wissen, was sie zur Sterbehilfe oder zum Gebrauch des Smartphones sagen? Ist es interessant wie viele Stunden sie nachts schlafen oder was sie über Donald Trump denken? Wenn man sich durch „Über das Leben“ gequält hat – das letzte Drittel zu lesen war wirklich von einem permanenten „Wann ist es endlich aus?“-Schreien der inneren Stimme begleitet – weiß man jedenfalls, dass Hans Krankl kein Kartenspieler ist, früher im Jahrestakt neue Autos gekauft hat, zwei Kreuzfahrten gemacht hat. Und dass, sein Pendant Prohaska einmal Fisch à la Jamie Oliver für seine Frau gekocht hat, keine E-Mails verschickt oder einen Schwiegersohn mit großflächigem Rückentattoo hat. Unnützes Wissen, wenig Unterhaltungswert. „Schneckerl“ bringt es selbst auf den Punkt: „Ich will von meinem Leben nicht alles preisgeben, so viel Geld könnte man mir gar nicht bieten.“

Oft sind es diplomatische bzw. wenig überraschende Antworten, die die beiden Ex-Profis zu diversen Themen parat haben. So überrascht es nicht, dass sie Frauen zwar ungemein schätzen, aber „das Gendern, das wird total öffentlich aufgebauscht“. Wie Abziehbilder der „alten, weißen Männer“ ergehen sich die beiden an vielen Stellen über die respektlose Jugend, die Handymanie oder philosophieren über den Klimawandel und zwar genauso, wie es eben Leute machen, denen es sehr gut geht: „Man kann sich ein Hybridfahrzeug kaufen oder auf Zweitauto und Motorrad verzichten.“

Profanes Gesprächspotpourri

Spätestens nach zwanzig Seiten sägt die gegenseitige Bestätigung der einstigen Sportrivalen zudem brutal an den Nerven des/der Leser:in. Es wechseln sich „Ich denke ganz ähnlich“ und „Bestimmt Hans, bestimmt!“ im Dauertakt ab. Einzig bei der Bewertung von Stimmenimitator Alex Kristan sind die beiden Fußballlegenden völlig konträrer Ansicht – Krankl ist seit Kristans Parodie seines Zwischenfalls mit der Polizei nicht mehr gut auf den Comedian zu sprechen.

Leider bleibt die Antwortstruktur der beiden Protagonisten auch in jenem Gebiet, in dem sie sich wirklich gut auskennen, semi-originell: So gratulieren sie z.B. Marko Arnautović zu seiner Laufbahn – Prohaska: „sehr in Ordnung“; Krankl: „Marko bringt viel Talent mit“ – um dann einzuwerfen, er hätte es noch weiterbringen können – Prohaska: „Aber man fragt sich halt auch, warum er in England bei Westham und nicht Liverpool einen Vertrag bekam.“; Krankl: „Ein Topspieler ist er nämlich nicht.“. Es ist zu schade, dass sich beide nicht mehr positionieren; genau das wäre ihre Aufgabe.

Entstanden ist das Buch im Sommer 2023 aus Gesprächen, die die beiden Ex-Fußballer in der Sommerwohnung Krankls in Jesolo führten. Pariasek und Sebach zeichneten sie auf; doch „Über das Leben“ ist nur das profane Potpourri einer Unterhaltung zweier Herren, deren Verhältnis zueinander nie ganz klar ist: Früher behauptete Prohaska nämlich, er und Krankl seien grundverschieden und „[kämen] halt einfach nimmer so zusammen“. Dabei wirkte Krankl sogar in Prohaskas um diese Zeit erschienenen Autobiografie mit, wo schon damals die Gemeinsamkeiten der beiden Offensivkicker hervorgehoben wurden: Einzelkind, gelernter Automechaniker, begnadeter Fußballer, frühe Hochzeit-lange Ehe, Teamchef, Jahrhundertspieler, Sänger, etc. Ob die Beziehung der beiden nun „Bromance“, Bekanntschaft oder Interessensgemeinschaft ist – aus dem Inhalt des vorliegenden Buches ergibt sich weder das noch das angekündigte „Bad in der Nostalgie“. Die Lektüre des Zweiergesprächs ist eher vergleichbar mit einem eintönigen Nachmittag am Schotterteich.

„Über das Leben – Hans Krankl, Herbert Prohaska“ aufgezeichnet von Rainer Pariasek und Eric Sebach ist 2023 bei edition a erschienen und kostet zwischen € 24,00 und € 25,00.

Marie Samstag

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