Sprechen Sie Trapattonisch? Übersetzung und sinnerfassende Analyse der Trap-Highlights!
Kunst & Literatur 9.August.2011 Daniel Mandl 0
Giovanni Trapattoni gewann als Spieler zweimal den Europacup der Landesmeister, zweimal den „Scudetto“ und je einmal den Cup der Cupsieger und den Weltpokal. Als Trainer holte er unter anderem sieben Scudetti, insgesamt fünf Europapokale, dazu den europäischen Supercup und den Weltpokal – und sogar einen Meisterteller in Österreich. Aber so richtig bekannt ist der „Maestro“ in unserer Zeit eher für seine Wutausbrüche.
Besser gesagt: Seine Sprachkünste während dieser Wutausbrüche. Trapattoni ist nun mal ein temperamentvoller Trainer, der sich kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn er der Meinung ist, dass der Zeitpunkt ein guter ist. Der 72jährige Italiener kommt dann natürlich schrullig rüber, vor allem weil er die Angewohnheit hat, zwei bis drei Sprachen gleichzeitig zu sprechen, aber wenn man den Funfaktor ausklammert, hat alles was er etwa bei seiner berühmten Wutrede beim FC Bayern zu sagen versuchte, Hand und Fuß. Selbiges gilt für seine Antrittspressekonferenz als irischer Teamchef, bei der er ebenfalls sprachlich gehandicapt war, aber selbst durchaus wusste, auf was er hinaus wollte. Auch wenn das die anwesenden irischen und internationalen Journalisten nicht zur Gänze wussten.
Abseits.at übersetzt die je eine Rede und ein Interview des kultigen italienischen Weltklassetrainers vom Trapattonischen ins Deutsche und berücksichtigt dabei auch etwaige Probleme, die bei einer direkten Übersetzung vom Italienischen ins Deutsche passieren können. In erster Linie geht es uns aber darum, dass wir hier sinnerfassend übersetzen, somit teilweise frei. Denn wie schon frühere linguistische Untersuchungen der Trapattoni-Reden bewiesen, hat sich „Trap“ auf seine Reden pedantisch vorbereitet und wusste genau was er sagte.
TRAPATTONIS WUTREDE BEIM FC BAYERN
10.März 1998, nach einer 0:1-Niederlage gegen den FC Schalke 04
„Sind Sie bereit? Bitte fragen Sie nach, wenn Sie mich schlecht hören oder meine Worte schwer verstehen! In dieser Mannschaft gibt es derzeit einige Spieler, die vergessen, dass sie Profifußballer sind. Ich lese nicht viele Zeitungen, aber ich habe einige Kritiken gehört.
Erstens: Wir haben – angeblich – nicht offensiv gespielt. Es gibt keine andere deutsche Mannschaft, die so offensiv spielt, oder solch offensive Spieler aufstellt, wie der FC Bayern München. Beim letzten Spiel boten wir drei Spitzen auf: Elber, Jancker und nicht zu vergessen Zickler. Zickler ist ein Angreifer, mehr als es etwa Scholl oder Basler sind. Verstehen Sie was ich meine? Offensive bedeutet genau das, was wir auf dem Platz zeigen.
Zweitens: Mir wurde von zwei Spielern erklärt, dass sie nach dem Dortmund-Spiel [vier Tage vor der verlorenen Schalke-Partie – an besagtem Mittwoch – spielten die Bayern das Champions-League-Viertelfinalhinspiel gegen Dortmund, Anm.] vielleicht eine Pause brauchen, etwa gegen Schalke nur eine Halbzeit spielen wollen. Ich habe seit vergangenem Mittwoch auch andere europäische Mannschaften mit Doppelbelastung gesehen. Und ich habe seitdem zwei Tage lang unser eigenes Training beobachtet. Ein Trainer ist kein Idiot, ein Trainer sieht, was auf dem Platz passiert.
Zwei oder drei meiner Spieler spielten in dieser Partie schwach wie leere Flaschen. Haben Sie gesehen, welche Mannschaft am Mittwoch auf dem Platz stand? Stand Scholl auf dem Platz, oder Basler, oder hat doch Trapattoni gespielt? Diese Spieler beklagen sich mehr als sie spielen.
Wissen Sie wieso keine italienischen Klubmannschaften diese Spieler verpflichten wollen? Weil sie schon mehrmals gesehen haben, wie dumm sich die Herren auf dem Platz anstellen. Das Echo aus Italien ist, dass man mit derartigen Fußballern nicht um die italienische Meisterschaft spielen könnte.
Strunz! Strunz ist seit zwei Jahren hier und macht pro Jahr zehn Spiele mit, ansonsten immer verletzt gemeldet. Was erlaubt sich Strunz eigentlich? Letztes Jahr wurden wir Meister mit Spielern wie Hamann oder Nerlinger, das waren echte Spieler! Strunz ist immer verletzt, spielte für diesen Verein vielleicht 25 Spiele. Das ist auch eine Frage von Respekt gegenüber seinen Teamkollegen. Stellen Sie den anderen Spielern die Frage, was sie zu Strunz und seiner ‚Verletzungsanfälligkeit‘ zu sagen haben. Aber sie werden Ihnen nicht antworten, dazu fehlt ihnen öffentlich der Mut. Aber ich weiß, was die anderen Spieler über Teamkollegen wie Strunz denken!
Am Samstag muss jeder in das Spiel gehen und sagen ‚Ich will‘. Das müssen sie mir zeigen, den Fans zeigen. Sie dürfen nichts anderes im Kopf haben, als das Spiel zu gewinnen. Sie müssen nur dieses Spiel gewinnen wollen. Sie müssen nur dieses Spiel gewinnen wollen!
Ich bin es leid Vater und Verteidiger für diese Spieler zu sein. Ich bin immer der Schuldige, wenn diese Spieler schlecht spielen. Egal ob Basler oder Scholl, Strunz will ich gar nicht ansprechen, der machte ohnehin nur 25% der Spiele mit.
Das wäre alles.
Wenn Sie noch Fragen haben, wiederhole ich gerne etwas für Sie.“
Ein kurioser, sportlicher Aspekt dieser Wutrede: In der darauffolgenden Woche schieden die Bayern nach Verlängerung gegen Dortmund aus der Champions League aus und kamen zu Hause gegen Bochum nicht über ein 0:0 hinaus. Allerdings blieb Trapattonis Team auf nationaler Ebene für den Rest der Saison ungeschlagen, verlor in der Liga bis zum Ende kein Spiel mehr, wurde immerhin Vizemeister und holte den DFB-Pokal.
TRAPATTONIS ANTRITTSREDE ALS IRISCHER TEAMTRAINER
In unserer zweiten Trapattoni-Übersetzung sind die Vorzeichen andere: Trapattoni versucht irischen Journalisten seine Ziele und Ansichten näherzubringen, bevor der Italiener den Posten des irischen Teamchefs übernahm.
Hier geht’s zu Trapattonis Antrittsrede in Irland
„Wir haben Vertrauen und werden in enger, gemeinsamer Manier für das Nationalteam arbeiten. Wir müssen im Sinne unserer Arbeit Freunde sein.
Ich möchte nicht mehr nach Italien zurückkehren, weil es sehr schwer ist in Italien zu arbeiten. Auch wegen Ihren Kollegen, der Presse. [Gelächter der anwesenden Pressevertreter] Bitte nicht falsch verstehen, das ist natürlich normal. Ich lebe schon sehr lange mit Pressevertretern und Kritikern und diese sind natürlich auch sehr wichtig.
Viele unserer potentiellen Teamspieler spielen in England, das für uns sehr wichtig ist. Ein Europa sind die Ligen in England, Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland die Stärksten.
Ich denke, dass wir eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern haben werden. Mit guten Leistungen, Spielern und Organisation haben wir meiner Meinung nach große Möglichkeiten!“
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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