Die FIFA wirbt seit langem mit dem Slogan „My game is fair play – Ich spiele fair“ und vergibt zusätzlich seit 1987 jährlich den... Die Crux der FIFA mit dem Fair Play oder: „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.“

Pfeife, SchiedsrichterDie FIFA wirbt seit langem mit dem Slogan „My game is fair play – Ich spiele fair“ und vergibt zusätzlich seit 1987 jährlich den FIFA Fairplay-Preis. Doch erst in den letzten Wochen zeigte sich bei einigen Spielen, dass dieses Motto von vielen Fußballern nicht angenommen beziehungsweise umgesetzt wird. Wir blicken auf drei Szenarien zurück, die in den letzten Wochen für Aufregung sorgten und wollen eine Möglichkeit aufzeigen, wie sich solche Entwicklungen einschränken lassen könnten.

And the Oscar goes to…: Johan Elmander in “Sweden versus Austria for a faked headbutt“

Welcher österreichische Fußball-Fan erinnert sich nicht mehr an das Länderspiel Schweden gegen Österreich in der „Friends-Arena“ in Stockholm am 10.10.2013? Es war knapp vor dem Ende der regulären Spielzeit, Marko Arnautovic wurde auf der rechten Seite von den Beinen geholt, es gab einen Freistoß für das österreichische Nationalteam. Doch abrupt eskalierte die harmlose Situation, als Johan Elmander ohne erkennbaren Grund auf Arnautovic zulief, es zu einem Schreiduell kam und beide sich Sekunden später wie bei einem Hahnenkampf Kopf an Kopf gegenüberstanden. Plötzlich lag Elmander auf dem Boden, wälzte sich am Grün und hielt sich seine Hände schützend vor das Gesicht.

Was war passiert, hatte das angebliche „Enfant terrible“ Marko Arnautovic die Kontrolle verloren und den Schweden mit einem Kopfstoß zu Boden gestreckt? Es schien im ersten Augenblick genau so gewesen zu sein, auch der Schiedsrichter entschied auf eine Tätlichkeit und verwies den österreichischen Nationalspieler des Feldes. Elmander hielt sich nachdem der Österreicher den Platz verlassen hatte noch immer das Gesicht, lief gar nochmals zum Schiedsrichter und zeigte ihm seine „verletzte“ Lippe.

Doch war diese rote Karte nun gerechtfertigt oder nicht? Diese Frage kann mit einem klaren Nein beantwortet werden. Gleich nach dem Platzverweis konnte im TV in der Wiederholung das Schauspiel betrachtet werden; deutlich ist sichtbar, dass seitens Arnautovic keinerlei Bewegung ausgeht, eher sogar Elmander den Kopf in Richtung des Österreichers stieß. Doch fiel der Schwede wie vom Blitz getroffen um, provozierte auf unglaubliche Weise eine rote Karte und der sonst souveräne Schiedsrichter fiel auf diese Einlage hinein.

Nicht, dass diese Fehlentscheidung des Schiedsrichters eine negative Auswirkung auf den Endstand des Spiels hatte, dennoch handelte es sich hierbei um eine falsche Entscheidung des Spielleiters, welche durch die Schauspieleinlage Johan Elmanders herbeigeführt wurde. Dass sich dieser dann auch noch zwei Tage später als Verfechter des Fair Plays hinstellte und angab, am Ende des Spiels müde gewesen zu sein und quasi aus diesem Grund den Halt verlor, schlägt dem Fass beinahe noch den Boden aus.

Real Madrid gegen Juventus Turin – Das Duell am 23.10.2013

Es war die dritte Runde der Champions-League 2013/2014, Juventus Turin gastierte bei Real Madrid, ein echter Kracher konnte erwartet werden und tatsächlich ging es auf dem Platz heiß her. Juventus war Real mehr als ebenbürtig, konnte gegen die Madrilenen rund um Superstar Cristiano Ronaldo das Spiel lange offen gestalten. Doch ab Minute 48 waren die Hoffnungen auf einen Punktgewinn im Santiago Bernabéu seitens der Turiner deutlich gesunken, musste doch der durchaus als Raubein bekannte Innenverteidiger Chiellini nach einem Zweikampf gegen Ronaldo mit der roten Karte vom Platz. Es war eigentlich ein normales Laufduell zwischen den beiden Spielern, doch plötzlich warf sich der Madrilene wie von der Tarantel gestochen zu Boden und mimte den sterbenden Schwan. Geschehen war folgendes: Ronaldo und Chiellini gingen beide in ein Laufduell, letzterer brachte die Hand vor den Körper von Ronaldo, berührte ihn am Hals und schon flog der Portugiese zu Boden. Natürlich traf Chiellini den Superstar am Hals, auf Foul muss hier entschieden werden, die rote Karte jedoch war hier definitiv die falsche Entscheidung. Bezeichnend auch, dass sich Ronaldo anstelle des getroffenen Halses den Kopf hält. Nachdem der Platzverweise bereits in Minute 48 geschah, wurde zudem durch eine unfaire Einlage das weitere Spiel durchaus beeinflusst.

Wiener Neustadt gegen Austria Wien – auch in Österreich beherrscht man die Kunst des Schauspielens

Österreich ist in letzter Zeit vermehrt für seine guten Mimen in den internationalen Gazetten vertreten und so manch ein österreichischer Kicker dürfte in früheren Jahren auch eine Schauspielausbildung genossen haben. Es war der 14. Spieltag in Österreichs höchster Liga, die Runde wurde mit dem Spiel Wiener Neustadt gegen Austria Wien beschlossen. Der Schiedsrichter der Partie hatte bereits in der ersten Halbzeit keinen guten Tag erwischt, traf die ein oder andere merkwürdige Entscheidung, übertraf all diese jedoch in Minute 51. Genau in dieser schickte der Spielleiter den Australier James Holland vom österreichischen Meister der Vorsaison mit einer glatten roten Karte vom Feld; aus seiner Sicht hatte der Aussie eine Tätlichkeit begangen, Herbert Rauter krümmte sich schmerzverzerrt am Boden. Doch bereits in der Wiederholung war für den Zuseher klar ersichtlich, dass sich der Wiener Neustädter ähnlich einem Stuntman in einem Actionfilm überschlug, ihn Holland jedoch lediglich marginal am Oberarm berührte; auch Rauter hielt sich bezeichnenderweise die Hände vor das Gesicht.

Hat dies noch etwas mit Fair Play zu tun?

Genannte Aktionen repräsentieren drei perfekte Beispiele, dass die Thematik Fair Play zwar auf einem schönen Grundgedanken basiert, dieser jedoch von Spielern oft mit Füßen getreten wird. In jedem dieser Exempel wurde ein Spieler mit einer glatten roten Karte vom Platz geschickt, immer ging dieser eine Schauspieleinlage des Gegners voraus. Zudem konnte jeder, auch die FIFA oder die Verantwortlichen der österreichischen Bundesliga, nach dem Spiel erkennen, dass es sich in Wahrheit um keine Tätlichkeit gehandelt hatte; doch wer glaubt, dass dies für die „oscarreifen“  Kicker negative Konsequenzen mit sich brachte/bringt, der irrt gewaltig. Und genau hier hakt das System des Fair Play der FIFA, wird vielmehr zum Fail-Play und muss aus diesem Grund hinterfragt werden. Während sowohl Chiellini als auch Arnautovic in den nächsten Spielen passieren müssen beziehungsweise mussten, steht die Entscheidung bei James Holland noch aus, jedoch wird auch hier kein Weg um eine Sperre herumführen. Doch die „gefoulten“ Spieler durften/dürfen ohne Folgen auch im nächsten Spiel auflaufen, obwohl Sie eindeutig der Schauspielerei überführt wurden. Doch wie kann man gegen solche Einlagen vorgehen? Es wäre beispielsweise möglich, dass ein „gefoulter“ Spieler nachträglich per Videoanalyse gesperrt wird; fair wäre es, wenn dieser dieselbe Anzahl an Spielen aussetzen müsste, wie der vermeintliche Täter. Alternativ wäre es ebenso eine Überlegung wert, den schauspielenden Spieler mit einer hohen Geldstrafe zu sanktionieren. Doch die FIFA schweigt zu alldem, verhängt lieber Sperren nach unberechtigten roten Karten, als dem Fake-Leiden ein Ende zu setzen, sinnlose „Schwalben“ zu unterbinden und so für einen faireren Sport zu sorgen. Die Möglichkeiten einer Bestrafung sind gegeben, jetzt liegt es an den Verantwortlichen das Thema Fair Play auch wirklich umzusetzen.

Christan Semmelrock, abseits.at

Christian Semmelrock

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