Die unglaubliche Geschichte des jungen Indonesiers Martunis
Gesellschaft & Ethik 3.Juli.2015 Stefan Karger 0
Wenn ein junger Spieler in die Nachwuchsakademie von Sporting Lissabon wechselt ist das im Normalfall keine große Meldung wert. Selbst wenn das junge Talent aus Indonesien stammt, einem Land, das nicht gerade dafür bekannt ist Europa mit Legionären zu überschwemmen. Beim 17-jährigen Martunis müssen wir jedoch eine Ausnahme machen, denn seine Geschichte geht unter die Haut.
Wir schreiben den 26. Oktober im Jahr 2004. Der achtjährige Martunis spielt mit seinen Freunden auf der indonesischen Insel Sumatra, einige Kilometer nördlich der Stadt Banda Aceh, Fußball. Ein gewaltiges Erdbeben erschüttert die Region, Martunis rennt nach Hause, um nach seiner Familie zu sehen. Der nach dem Erdbeben entstandene Tsunami, der in insgesamt 14 verschiedenen Ländern 230.000 Menschenleben einforderte, riss auch den Jungen und seine Familie mit sich. Vor den Augen des achtjährigen Buben wurden seine Mutter und seine beiden Geschwister weggeschwemmt. Sein Vater arbeitete zu diesem Zeitpunkt in einer anderen Stadt und überlebte die Katastrophe. Während Martunis´ Mutter und seine Geschwister in den Flutwellen den Tod fanden, kämpfte der Junge, der noch dazu Nichtschwimmer war, um sein Überleben und hielt sich an verschiedenen Gegenständen fest, die im Meer herumtrieben. Martunis strandete schließlich auf einem Sumpf, wo er umgeben von zahlreichen Leichen 21 Tage überlebte, bis ihn seine Retter fanden und in Sicherheit brachten. In den drei Wochen bis zu seiner Rettung ernährte er sich von verschiedenen Nahrungsmitteln, die von den Wellen vorbeigeschwemmt wurden, wie etwa Wasserflaschen, Brot oder Instant-Nudeln. Als er nach 21 Tagen gefunden wurde, waren seine Nahrungsvorräte komplett aufgebraucht und er befand sich in einem sehr schlechten Zustand. Viele Fernsehstationen berichteten von dem Wunder, dass nach drei Wochen noch ein lebendes Kind gefunden wurde und Martunis erschien weltweit auf zahlreichen Fernsehsender. Er hatte dabei naturgemäß noch immer jene Kleidung an, mit der er drei Wochen zuvor Fußballspielte, ein gefälschtes Rui-Costa-Trikot der portugiesischen Nationalmannschaft.
Der portugiesische Fußballverband lud ihn ein wenig später nach Europa ein und Martunis traf alle Spieler der Nationalmannschaft, wobei insbesondere sein Idol Cristiano Ronaldo sich viel Zeit für den Jungen nahm. Der Verband und die Spieler spendeten 40.000€, sodass Martunis´ Vater wieder ein Haus in seiner Heimat bauen konnte und es folgten zahlreiche weitere Einladungen nach Europa. Martunis besuchte in Indonesien am Vormittag die Schule und spielte jeden Nachmittag in einer Jugendakademie Fußball, da es nach wie vor sein Traum war, einmal Profi zu werden und vielleicht sogar gemeinsam mit Vorbild Cristiano Ronaldo auf dem Platz zu stehen. Vorgestern kam er diesem Schritt ein ganzes Stück näher, denn Sporting gab bekannt, dass der mittlerweile 17-jährigen Indonesier für die Nachwuchsakademie verpflichtet wurde und ab sofort in der U19-Mannschaft zum Zug kommen soll.
Auch wenn Martunis alles dafür geben wird, um ein erfolgreicher Fußballprofis zu werden, ist es natürlich noch reichlich ungewiss, ob er tatsächlich einmal von diesem Sport gut leben wird können. Deshalb betonte Sporting auch, dass es bei dieser Verpflichtung nicht nur um Fußball geht. Martunis soll die Chance bekommen in Portugal die Schule zu absolvieren und nebenbei auch in den verschiedenen Abteilungen des Vereins Praktika durchlaufen. Es wäre naiv zu glauben, dass Sporting nicht auch um die zu erwartenden positiven Medien-Reaktionen dieser Verpflichtung wusste, doch in diesem Fall ist es nur gut und billig, wenn sowohl dem Verein, als auch dem Spieler mit diesem Transfer geholfen ist. Wir halten Martunis beide Daumen und wünschen ihm, dass sein Traum Fußballprofi zu werden tatsächlich in Erfüllung geht.
Stefan Karger, www.abseits.at
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