In einer neuen Anklageschrift der US-Ermittler im Zuge des sogenannten „FIFA-Prozes“ werden weitere Vorwürfe gegen Funktionäre des Weltverbandes erhoben. Die Doppelvergabe von 2010 an... Fifa-Prozess: Ermittler sehen Korruption bei WM-Vergabe als erwiesen an

In einer neuen Anklageschrift der US-Ermittler im Zuge des sogenannten „FIFA-Prozes“ werden weitere Vorwürfe gegen Funktionäre des Weltverbandes erhoben. Die Doppelvergabe von 2010 an die Russland und Katar steht dabei weiterhin im Fokus.

Die ganz große Überraschung ist es nicht, brisant allemal: Im Zuge des sogenannten „FIFA-Prozess“, bei dem es im Prinzip um zweifelhafte Geldflüsse bei der Fernsehrechte-Vergabe geht und seit 2015 mehrere hochrangige Funktionäre verurteilt wurden, haben US-Strafverfolgungsbehörden eine neue Anklageschrift veröffentlicht. Die Ermittler sehen es darin als erwiesen an, dass Russland und Katar Schmiergelder an Fifa-Wahlmänner zahlten, um den Zuschlag für die WM-Turniere 2018 und 2022 zu erhalten. „Einigen Mitgliedern des Exekutivkomitees wurden Bestechungsgelder angeboten oder sie haben sie angenommen“, heißt es unter anderem in dem 70seitigen Dokument.

Die südamerikanischen Funktionäre Ricardo Texeira (Brasilien) sowie die bereits verstorbenen Julio Grondona (Argentinien) und Nicolas Leoz (Paraguay) stehen im Bezug auf die Vergabe an Katar besonders im Fokus. Summen wurden keine genannt. Natürlich darf dabei auch der notorische Jack Warner nicht fehlen, der von Russland wohl geschätzte fünf Millionen Euro für seine Stimme erhalten hat. Auch das ehemalige FIFA-Exekutivmitglied Rafael Selguro (Guatemala) hat laut Anklage  einen Millionen US-Dollar aus Russland bekommen. Selguro gab in einem früheren Prozess bereits zu, dass ihm ein Angebot unterbreiten worden sei. Das Land nannte er damals aber nicht, genauso wenig will er das Geld erhalten haben.

Jack Warner konnte sich in seiner karibischen Heimat Trinidad und Tobago bislang erfolgreich den US-Behörden entziehen. In einer vorangegangenen Anklageschrift stand bereits, dass Warner 2004 zehn Millionen Dollar bekam, um für die Bewerbung von Südafrika zu votieren. Ricardo Texeira konnte erfolgreich nach Brasilien fliehen. Nach dem er sich lange nicht zu den Vorwürfen äußerte, behauptete er zuletzt bei dem US-amerikanischen Fernsehsender CNN, er sei sich keiner Schuld bewusst.

Russland und Katar wiesen Vorwürfe der Korruption ebenfalls erneut zurück. „Wir sehen dies als Versuch, unsere Bewerbung erneut zu verunglimpfen“, sagte der frühere russische Bewerbungs- und Organisationschef Alexej Sorokin. Auch Katar bestreitet „die in den Gerichtsunterlagen enthaltenen Vorwürfen auf das Schärfste. Trotz jahrelanger falscher Behauptungen wurden nie Beweise dafür vorgelegt, dass Katar die Rechte für die Ausrichtung der WM 2022 unethisch oder mit Mitteln gewonnen hat, die gegen die strengen Bewerbungsregeln der FIFA verstoßen.“

Die FIFA gab am Dienstag bekannt, sie kooperiere mit der Justiz und betonte noch einmal, dass man bei Ermittlungen den „Opferstatus“ inne habe. Zu konkreten Vorwürfen wollte man sich auf Grund des Status eines schwebenden Verfahrens nicht äußern.

Wie die Süddeutsche Zeitung schreibt, sind die Verantwortlichen aus Katar aber so stark mit der aktuellen FIFA-Spitze um Präsident Gianni Infantino verwoben, dass der Wüstenstaat einen Entzug der 2022 stattfindenden Weltmeisterschaft wohl weiterhin nicht fürchten muss. Der Investigativjournalist und Experte für die dunklen Machenschaften im Fußball Thomas Kistner stellte in der Zeitung zudem die Vermutung an, Infantino wirke in Sachen Katar so verwundbar „als hätte man dort etwas gegen ihn in der Hand.“

Wegen bandenmäßigen Betruges, Geldwäsche und Korruption drohen den Sportrechtehändlern Hernan Lopez, Carlos Martinez und Gerard Romy Haftstrafen von mehreren Jahrzehnten. Lopez und Martinez von 21st Century Fox sollen für die TV-Rechte an den Turnieren 2018 und 2022 Schmiergelder gezahlt haben. Romy, Geschäftsführer von Imagina Media Audiovisual und die Medienrechtefirma Full Play Group SA stehen unter dem Verdacht der Geldwäsche und des Überweisungsbetrugs.

„Die Anklagen spiegeln das anhaltende Engagement unserer Behörden wider, Korruption auf höchster Ebene des internationalen Fußballs auszurotten“, sagte US-Bundesanwalt  Richard Donoghue. „Unternehmen und Einzelpersonen sollten gleichermaßen verstehen, dass sie unabhängig von ihrem Vermögen oder ihrer Macht vor Gereicht gestellt werden, wenn sie das US-Finanzsystem nutzen, um weitere korrupte Ziele zu erreichen.“