Hakan Sükür: Vom König zum Uber-Fahrer
Gesellschaft & Ethik 17.Januar.2020 Ral
Einst war Hakan Sükür ein Nationalheld in der Türkei. „Kral“, König, nannten sie ihn dort. Diese Zeiten sind jedoch lange vorbei. Mittlerweile lebt der 48-Jährige mit seiner Familie in den USA. Dorthin flüchtete er 2015, als der Druck des Erdogan-Regimes zu große wurde. Wie die Stürmer-Legende im Interview mit der deutschen Tageszeitung Welt berichtete, arbeitet er in seinem politischen Exil nun als Fahrer für Uber.
Dabei saß Sükür einst selbst für die AKP, die Partei des türkischen Machthabers, im Parlament. 2013 trat er jedoch aus. Seinen Rückzug begründete er mit „feindlichen Schritten“, die seitens der Regierung gegen die sogenannte „Gülen-Bewegung“ unternommen wurden. Fetullah Gülen und seine Anhängerschaft machte Erdogan für den gescheiterten Putschversuch im Sommer 2016 verantwortlich.
Zum Zeitpunkt des Putsches lebte Sükür bereits in den USA. Schon davor wurde ihm Nähe zu Gülen nachgesagt, zudem drohte eine Anklage wegen Präsidentenbeleidigung. „Ich könnte ein gutes Leben haben und wäre Minister geworden, wenn ich nach ihren [die Regierung] Regeln gespielt hätte, wenn ich getan hätte, was sie sagen“, erzählte Sükür in einem Artikel der New York Times, die bereits 2018 über sein Schicksal berichtete.
Doch er hat sich für einen anderen Weg entschieden. Und muss nun die Konsequenzen tragen, denn Kritiker des Regierung haben es nicht nur in der Türkei selbst schwer. Sükürs Konten, Häuser und Unternehmen wurden alle beschlagnahmt. „Erdogan nahm mir alles. Mein Recht auf Freiheit, das Recht, mich zu erklären, mich zu äußern, das Recht auf Arbeit. Ich habe in der Türkei Besitz im Wert von Dutzenden Millionen Dollar. Ich habe nichts mehr. Nirgendwo auf der Welt“, so Sükür gegenüber der Welt.
Zunächst kaufte er Anteile des Geschäfts eines Freundes, eine Bäckerei mit Cafe im kalifornischen Palo Alto. Doch dann seien „komische Leute gekommen“, so Sükür. Der erhielt daraufhin Personenschutz und wurde vom FBI beobachtet. Mittlerweile fährt er nach eigener Aussage in Washington D.C. Taxi für Uber.
Sükür war einst der vielleicht bekannteste türkische Fußballer und gehörte zu den besten Torjägern der Welt. Noch heute ist er mit 51 Toren Rekordschütze der Türkei, führte sein Land 2002 überraschend in das Halbfinale der Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea. Am Ende holte sich die Türkei den dritten Platz.
Die meiste Zeit seiner Karriere verbrachte Sükür bei Galatasaray Istanbul, wo er ebenfalls Rekordtorjäger ist. 2000 feierte er mit Galatasaray den Gewinn des UEFA-Cups, bis heute der größte Erfolg im türkischen Vereinsfußball. Anstatt Sükür ein Denkmal zu bauen, entzog ihm der Verein 2017 – angeblich auf Druck des Sportministeriums –die Mitgliedschaft.
Die Türkei sei trotz allem „mein Land. Ich liebe meine Leute, auch wenn ihre Meinung über mich von den staatlichen Medien manipuliert wurde“, sagte er der New York Times. Zur Situation in der Türkei meinte er damals: „Eines Tages wird das Licht zurückkehren. Die Dunkelheit wird nicht für immer bleiben.“
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