Homosexualität im Männerfußball: Endlich frei
Gesellschaft & Ethik 4.Oktober.2019 Ral
Homosexualität ist im Männerfußball auch weiterhin ein Tabuthema. Zu groß scheint immer noch die Angst vor den Folgen eines Outing. Das es auch anderes geht, zeigt das Beispiel des australischen Profis Andy Brennan.
Die Diskussion über Homosexualität im Männerfußball ist eigentlich bizarr: Jeder weiß, dass es schwule Spieler gibt, nur darüber sprechen will niemand. Die Frauen sind da schon wesentlich weiter. Dass Weltfußballerin Megan Rapinoe lesbisch ist, interessiert eigentlich keinen. Der Frauenfußball geht mit diesem Thema schon seit Jahren einfach offener um.
Warum ist das bei den Männern eigentlich nicht möglich? Marcus Wiebusch, der Sänger der deutschen Indieband Kettcar, hat auf seinem Soloalbum „Konfetti“ (2014) mit „Der Tag wird kommen“ einen großartigen Song zu dem Thema veröffentlicht.
Erzählt wird die fiktive Geschichte eines schwulen Spielers, dem es schwer fällt, mit seinem Geheimnis zu leben – aber auch gleichzeitig Angst vor den Folgen eines Outings hat. „Kein Verein will den Rummel, kein Team den Alarm. Und der Vertrag, den ich hab`, geht so schnell wie er kam“, heißt es da.
Auch Wiebuschs Spieler entscheidet sich am Ende gegen ein öffentliches Outing: „Du bist dann der Erste, der Homo, der Freak. Es gibt keinen, der in dir nur noch den Fußballer sieht. Aber ja, es wird besser und der Tag ist in Sicht. Einer wird es schaffen, aber ich bin es nicht.“
Einer, der es tatsächlich „geschafft“ hat, ist der australische Profi Andy Brennan. Der 26-Jährige Stürmer vom Zweitligisten Green Gully Soccer Club bekannte sich im Mai dieses Jahres öffentlich zu seiner Homosexualität.
„Es hat Jahre gedauert, bis ich mich damit wohlgefühlt habe zu sagen – ich bin schwul.“, schrieb Brennan auf seinem Instagram-Profil. Mehrere Monate sind seitdem vergangen. Wie geht es Brennan nach seinem Outing heute? „Es fühlt sich einfach nur großartig an“, erzählte er der Süddeutschen Zeitung: „Mein Leben ist nun ein viel besseres.“
Auch Brennan hatte vor seinem Outing Angst. Angst vor den Reaktionen – von Familie, Freunden und Teamkollegen. Lange wollte er sich seine sexuelle Orientierung selbst nicht eingestehen. Nach vielen Gesprächen war er sich dann aber sicher: „Ich wollte selbst derjenige sein, der die Geschichte erzählt. Und nicht andere meine Geschichte erzählen lassen.“
Also machte er seine Homosexualität öffentlich. Letztlich war es für Brennan der richtige Schritt: „Es gab keine einzige negative Reaktion aus meiner Mannschaft, von einem anderen Team oder von einem Zuschauer.“ Im Gegenteil: immer wieder gibt es Ermutigungen und Bewunderung.
Das Beispiel Brennan, es ist eines das Hoffnung macht – auch wenn er in der zweiten australischen Liga natürlich nicht dem dauerhaften Scheinwerferlicht der ganz großen Fußballwelt ausgesetzt ist. Doch eine Weiterentwicklung ist durchaus zu sehen: vor dreißig Jahren hat sich mit dem Engländer Justin Fashanu der erste Profifußballer geoutet. Sein Leben wurde ihm danach zur Hölle gemacht.
Einfach wird es auch in Zukunft nicht sein, sich im männlichen Profifußball zu einer anderen sexuellen Orientierung zu bekennen. Leider ein strukturelles Problem, da Schwul-sein immer noch mit dem Stigma behaftet ist, letztlich kein „echter Mann“ zu sein. Machismus bleibt im Profifußball eben weitverbreitet.
„Aber ja, es wird besser“, singt Marcus Wiebusch in „Der Tag wird kommen“. Das stimmt. Als sich der US-Amerikaner Collin Martin im Juni 2018 outete, wurde er bei seiner Einwechslung im ersten Spiel danach mit Standing Ovations begrüßt. Brennan tauschte sich auch mit Martin aus, bevor er sich an die Öffentlichkeit traute.
Beide, Brennan und Martin, sind mittlerweile Vorbilder; nicht nur für homosexuelle Fußballer. „Wenn meine Geschichte Leuten helfen kann, sie inspiriert und ihnen Mut gibt, es auch so zu machen, dass sie auch finden, dass es der beste Weg ist, dann ist das ziemlich gut.“ Denn auf dem Platz, da ist Brennan, wie er selbst sagt, „endlich frei.“
Ral, abseits.at
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