Anderssprachige Klubwebsites sind im Zeitalter der Digitalisierung und Internationalisierung neben anderssprachigen Auftritten in Social Media für viele Klubs nicht mehr wegzudenken, gilt es doch,... Internationalisierung im europäischen Profifußball: Die Websites der Klubs

Anderssprachige Klubwebsites sind im Zeitalter der Digitalisierung und Internationalisierung neben anderssprachigen Auftritten in Social Media für viele Klubs nicht mehr wegzudenken, gilt es doch, im hart umkämpften Markt neue Fangruppen zu erschließen und daraus in Folge neue Erlöse zu generieren. Aus diesem Grund wird ein Blick auf den aktuellen Status Quo in Europas Top-5-Ligen sowie Österreich und die Schweiz geworfen.

Zur Analyse wurden alle fremdsprachigen Klubwebsites herangezogen. In Spanien und Deutschland gibt es einige regionalen Sprachen (z.B. Katalanisch) und Dialekte (Bairisch), die von dortigen Klubs beachtet wurden. Diese flossen mit in die Anzahl ein, sind aber im blauen Balken dargestellt, da sie nicht als Fremdsprachen zu klassifizieren sind.

Aus Gründen der Übersichtlichkeit mussten bei Manchester City aufgrund der hohen Anzahl alle Flaggen im blauen Balken dargestellt werden.

Die Klubs in der Premier League haben natürlichen den unschätzbaren Vorteil, die Weltsprache Englisch als Muttersprache zu haben, sodass zwölf Klubs auf eine Fremdsprache generell verzichten. Schaut man sich diese zwölf an, überrascht dies sicherlich bei Everton und Leicester City. Everton hat aufgrund des jahrelangen Trikotsponsors Chang einen starken Fokus auf Thailand, Leicester gehört mit Vichai Srivaddhanaprabha einem Thailänder. Dazu kommt bei Leicester noch der Meistertitel aus dem Jahr 2016, der nicht zu einem Ausbau der Verfügbarkeit weiterer Sprachen genutzt wurde.

Unangefochten nicht nur in der Premier League, sondern auch über alle Top-5-Ligen hinweg, ist Manchester City mit zwölf Sprachversionen. Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan aus den VAE als Besitzer treibt den Klub seit 2009 nicht nur sportlich nach vorne, sondern auch in Bezug auf die Internationalisierung. 2014 wurde die City Football Group gegründet, die neben Manchester City fünf weitere Klubs besitzt oder Anteile an ihnen hat: New York City FC, Melbourne City FC, Yokohama F. Marinos, Club Atlético Torque und Girona. Die Shareholder der Gruppe sind die Abu Dhabi United Group, deren Vorsitz der bereits angesprochene Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan hat und die China Media Capital sowie die CITIC Capital, welche beide aus China stammen. Man sieht an dieser weltweiten Aufstellung schon, wie global hier agiert wird und wie wichtig die Präsenz in zahlreichen Sprachen ist. Am außergewöhnlichsten ist sicherlich die birmanische und traditionelle chinesische Sprache. Letztere wird in Taiwan und Hongkong verwendet.

Mit so einer großen Vielfalt können selbst die anderen Topklubs nicht mithalten. Tottenham und Arsenal fallen im Gegensatz zu Liverpool, Chelsea und Manchester United mit vergleichsweise wenigen Sprachen auf. Als Besonderheiten ist die russische Sprachversion bei Chelsea zu nennen, gibt es doch mit Roman Abramovich einen russischen Besitzer. Bei Tottenham dürfte die Verfügbarkeit von Koreanisch dem Spieler Heung-Min Son geschuldet sein. Bei Swansea City ist der Bezugspunkt zur chinesischen Version der mittlerweile ehemalige Hauptsponsor GWFX, der aus Hongkong stammt.


In Spanien gibt es die Besonderheit der vielen regionalen Sprachen, die den offiziellen Status der Amtssprache in ihren Regionen haben. Die dortigen Klubs bieten dann auch ihre Website in dieser Sprache an. So sind es Katalanisch (Barcelona, Espanyol), Baskisch (Bilbao, Real Sociedad, Eibar, Alavés), Galicisch (Deportivo, Celta) und Valencianisch (Valencia, Villarreal, Levante). Da das Baskeland auch Frankreich umfasst, haben die beiden größten baskischen Klubs Athletic Bilbao und Real Sociedad zudem eine französischsprachige Version.

Interessant ist ferner Deutsch bei Las Palmas, bei denen wohl gehofft wird, einige der sehr zahlreichen deutschen Urlauber, die jedes Jahr die Kanaren besuchen, ansprechen zu können. Daneben sticht Japanisch beim kleinen Klub Eibar hervor, was vermutlich an dem japanischem Spieler Takashi Inui liegt. Weiterhin ist die arabische Version bei Málaga erwähnenswert, gibt es doch mit Scheich Abdullah Al Thani einen Besitzer aus Katar. Bei Espanyol führt eine chinesischer Besitzergruppe (Rastar Managerial Group), in deren Folge sich auch ein chinesischer Trikotsponsor (Leadercf) engagierte, zu einer chinesischsprachigen Präsenz, wohingegen es bei Real Sociedad nur durch einen chinesischen Trikotsponsor (Qianbao) bedingt ist. Bei Atlético Madrid ist mit der Wanda Group zwar ebenfalls ein chinesischer Einfluss vorhanden, aber aufgrund des Status des Klubs sollte eine chinesische Website auch so selbstverständlich sein.

Abschließend ist bemerkenswert, dass nur Barcelona und Real Madrid das Nachbarland Portugal bedienen.


Ins Auge sticht sofort, dass Freiburg als einziger Klubs nicht Englisch anbietet, sondern Französisch. Die Grenzlage dient hierfür als Erklärung. Eine weitere Besonderheit ist Russisch bei Schalke, was an Hauptsponsor Gazprom liegt. Dazu kommt Niederländisch bei Gladbach, aber auch hier ist die Grenze nicht sehr weit. Bei Augsburg ist der Hintergrund für Koreanisch und Japanisch, dass aktuell mit Ji Dong-won und Koo Ja-cheol zwei Koreaner im Kader sind sowie der Japaner Takashi Usami noch unter Vertrag steht (aktuell an Düsseldorf ausgeliehen). Leverkusen hatte mit Chicharito einen mexikanischen Star im Kader, betreibt aber die spanische Website immer noch. Bei Eintracht Frankfurt stehen mit Daichi Kamada und Makoto Hasebe zwei unter Vertrag, für deren japanische Fans man eine entsprechende Sprachversion anbietet. Wolfsburg hatte mit Zhang Xizhe einen chinesischen Spieler 2015 für ein halbes Jahr im Kader, der sich allerdings als Flop erwies. Daneben schloss man aber auch damals mit Linglong Tire, einem der größten Reifenhersteller Chinas, einen Sponsoringvertrag ab. Der BVB launchte im April 2017 eine französischsprachige Website bedingt durch das Interesse an Pierre-Emerick Aubameyang, Ousmane Dembélé und Raphael Guerreiro.


Hier zeigt sich abseits der fünf Topklubs (Juventus, Inter, Roma, Napoli und Milan) ein erschreckendes Bild. Lazio und Genoa als Klubs aus der erweiterten Spitze verzichten sogar komplett auf eine andere Sprache neben Englisch bzw. bieten noch nicht einmal Englisch an. Einzig Udinese stellt wenigstens Spanisch bereit.


Hier findet man ebenso nur wenig Klubs mit vielen Sprachangeboten. Bei Lyon (20% der Anteile) und Nizza (80% der Anteile) stiegen 2016 chinesische Investoren ein, sodass eine entsprechende Website folgerichtig ist. Zudem hat Nizza seit dieser Saison einen chinesischen Ärmelsponsor. Die beiden portugiesischen Angebote von PSG und Monaco erklären sich dadurch, dass Portugiesen die größte europäische Ausländergruppe in Frankreich darstellen. Dazu kommt bei Monaco die russische Präsenz bedingt durch den russischen Besitzer Dmitri Rybolowlew.


Der Englischvergleich

Vergleicht man die Verfügbarkeit der gängigsten Fremdsprache, sind große Unterschiede erkennbar. Während in Deutschland nur ein Klub und in Spanien vier keine englische Website anbieten, sind es in Italien sieben und in Frankreich sogar 13. Dabei muss natürlich auch berücksichtigt werden, dass die Sprachen unterschiedlich verbreitet sind: Italienisch (63 Mio.) und Deutsch (130 Mio.) liegen hier klar hinter Französisch (274 Mio. Sprecher) und Spanisch (450-500 Mio. Sprecher). Französische und spanische Klubs erreichen so automatisch viele Leute in Afrika bzw. Südamerika.


Abschließend der Gesamtüberblick

Hier wird nochmal ganz klar deutlich, wie wichtig mittlerweile der chinesische Markt im europäischen Fußball ist, verfügen doch knapp weniger als ein Drittel der Erstligisten aus den Top-5-Ligen über eine Website für das Reich der Mitte. Englisch sollte eigentlich der Standard sein, aber noch nicht alle 78 Erstligisten neben der Premier League besitzen eine Präsenz im Internet in dieser Sprache, sondern nur 55. Wie weiter oben ersichtlich haben dabei insbesondere die Ligue 1 und etwas weniger die Serie A Aufholbedarf. Außerdem zeigen die Vielzahl und die hohen Positionen der Sprachen aus dem asiatischen Raum, dass viele Klubs diesen mehr im Fokus haben als den europäischen oder den südamerikanischen. Dies ist aber auch nachzuvollziehen, hat der Fußball in beiden letztgenannten Märkten schon eine weite Verbreitung und die Leute sind meist Anhänger lokaler Klubs. Im asiatischen Raum ist das nicht so, dominieren dort doch andere Sportarten wie Tischtennis in China, Badminton in Indonesien oder Sumō in Japan.


Exkurs: Österreich und die Schweiz

In Österreich bieten vier Klubs (Rapid, Austria, Sturm und Salzburg) eine englische Website an. Mattersburg kann nicht dazu gezählt werden, da auf der Website zwar Englisch ausgewählt werden kann, die Seite aber nicht vollständig auf Englisch betrieben wird. So gibt es keine aktuellen News, sondern nur allgemeine Informationen. Dazu hat Rapid noch Wienerisch im Angebot. In der Schweiz besitzen nur Basel und der FC Zürich eine Webpräsenz in Englisch. Beim FCZ steht darüber hinaus noch Französisch bereit. Sion kann im Web neben der französischen Heimatsprache noch mit Deutsch aufwarten.

Christoph Trompeter

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