Gestern wurde bekannt, dass eine Gruppe vermummter Rapid-„Fans“ den jungen Austria-Stürmer Valentin Grubeck krankenhausreif prügelte. Nicht nur österreichische Medien berichteten über den Vorfall, auch... Kommentar | Ein feiger Angriff auf einen Spieler als Chance Härte zu beweisen

Hooligans, Fußballfans, GewaltGestern wurde bekannt, dass eine Gruppe vermummter Rapid-„Fans“ den jungen Austria-Stürmer Valentin Grubeck krankenhausreif prügelte. Nicht nur österreichische Medien berichteten über den Vorfall, auch international war es gestern und heute ein heiß diskutiertes Thema. Dies ist Rapids erste gewaltbezogene Krise unter Neo-Präsident Krammer, der nun eine ideale, wenn auch unangenehme Chance hat, von „Beginn“ an Stärke zu beweisen.

Der SK Rapid befindet sich derzeit in einer Phase des Aufbruchs. Es ist offensichtlich, dass das Stadionprojekt der Hütteldorfer in eine entscheidende und zugleich vielversprechende Phase geht. Damit sollen Strukturänderungen einhergehen, wie sie auf der außerordentlichen Hauptversammlung im Vorjahr beantragt wurden. Das Arbeiten in Wien-Hütteldorf soll allgemein professioneller werden, man will von der Vereinsmeierei wegkommen, neue Märkte erschließen, das Image aufpolieren und festigen.

Die viel zitierte Gruppe vermummter Schläger kostet Rapid Zeit und Geld. Der Rekordmeister wird Einbußen in den Bereichen Eintrittskarten, Merchandising und Mitgliederbeiträge verzeichnen müssen. Der Anhänger aus der breiten Masse reagiert eben in dieser Art auf gewalttätige, vereinsnahe Chaoten. In einer Zeit, in der Rapid-Präsident Michael Krammer die gemeinsame Stärkung der Rapid-Familie, etwa durch konsequente Mitgliederwerbung propagiert, sind diese unmittelbaren Folgen des Übergriffs natürlich ein Schlag ins Gesicht. Auch der Faktor Zeit spricht gegen Grün-Weiß, denn selbst wenn man morgen das Derby gewinnen würde, wird die Attacke auf den Jung-Austrianer noch lange als schwarzer Fleck am Image des Vereins haften bleiben.

Die kurzfristigen Reaktionen einzelner Fans ausgeklammert, hat diese Aktion auch eine bremsende Wirkung auf das große Ganze. Jeder neue oder auch bestehende Sponsor wird sich zwei- bis x-mal überlegen, auf den oft wackeligen Zug Rapid aufzuspringen, was Rapid speziell vor der größten Investition in der Vereinsgeschichte auf eine harte Probe stellen könnte. Dabei ist es völlig egal, ob derartige Aktionen im oder außerhalb des Stadions gesetzt werden, das Resultat in der Außenwirkung bleibt dasselbe.

In einer sehr guten Stellungnahme betonte das Opfer des Übergriffs, Valentin Grubeck, dass „diesen Leuten der Fußball und Rapid scheißegal“ sind. Beide Vereine reagierten in ihren offiziellen Stellungnahmen erschüttert, bedienten sich der üblichen Anti-Gewalt-Plattitüden. Steffen Hofmann, der die Aktion als „Katastrophe für den Sport“ bezeichnete und harte Strafen für die Verantwortlichen forderte, meldete sich ebenfalls zu Wort. Sämtliche kurzfristige Kommunikation nach außen ist jedoch als „pro forma“ zu betrachten. Die Texte, die der beschuldigte und betroffene Verein jeweils in die Medienwelt hinausschießen, sind in Wahrheit dermaßen standardisiert, dass man sie während des Tippens blind mitsprechen könnte. Aber das ist in Ordnung so, denn Überreaktion oder etwaige Fehlinterpretationen wären der falsche Ansatz.

Die letzte von zahlreichen Stellungnahmen kann von oberster grün-weißer Stelle: Michael Krammer verfasste einen offenen Brief an Valentin Grubeck. Natürlich auch keine großen Überraschungen, aber in Inhalt und vor allem Form eine wichtige Geste, um gerade in der Derbywoche beruhigend zu wirken und aktiv kooperativ zu sein. Gesten, Presseaussendungen und Entschuldigungen hin oder her – Lösung gibt’s nur eine.

Mal völlig abgesehen von strafrechtlichen Folgen: Sofern zweifelsfrei geklärt ist, wer die Aggressoren waren, müssen sie aus dem Verein ausgeschlossen werden. Keiner der Beteiligten darf sich jemals wieder in Hütteldorf eine Eintrittskarte kaufen, geschweige denn Mitglied werden dürfen. Und genau in dieser Härte sollte man dies auch nach offensiv nach außen tragen, sobald konkrete Maßnahmen getroffen wurden. In der Vergangenheit fasste Rapid derartige Probleme auf lange Sicht zu oft mit Samthandschuhen an – im Zuge der ersten Fan-Krise unter Krammer muss nun aber ein härterer Kurs her, um endgültig klarzumachen, dass es solche Auswüchse beim SK Rapid, der demnächst an einem unfassbar wichtigen Sattelpunkt seiner Vereinsgeschichte ankommen soll, keinen Platz mehr haben und ab sofort aktive Nulltoleranz, statt zu passiver Distanzierungen herrscht.

Wie es schon das Opfer selbst anmerkte, ist es jetzt aber auch wichtig einen Spillover-Effekt zu verhindern – speziell von medialer Seite. Bei den Gewalttätern handelte es sich um eine kleine Gruppe und nicht um die gesamte Fanbase des SK Rapid, die die Vorkommnisse mit überwältigender Mehrheit verurteilt.

Auch abseits.at möchte Valentin Grubeck hiermit baldige Besserung wünschen!

(Daniel Mandl)

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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