Die Auswüchse des modernen Fußballs lassen einen nur noch sprachlos zurück. Aktuellstes Beispiel: der spanische Supercup, den der Verband an Saudi-Arabien verkauft hat. Doch... Neues vom modernen Fußball: Der spanische Supercup droht zum Desaster zu werden

Die Auswüchse des modernen Fußballs lassen einen nur noch sprachlos zurück. Aktuellstes Beispiel: der spanische Supercup, den der Verband an Saudi-Arabien verkauft hat. Doch der droht aufgrund von mangelndem Interesse zum Desaster zu werden. Gut so!

Seit Jahren findet ein Wettbewerb darum statt, wie viel Geld noch aus dem Fußball herauszuquetschen ist. Ganz vorne dabei: die spanische La Liga. Der Versuch, ein reguläres Ligaspiel in den USA stattfinden zu lassen scheiterte bislang u.a. am Veto des Verbands.

Der wiederum hat den spanischen Supercup an Saudi-Arabien verkauft. Für drei Jahre soll der RFEF 120 Millionen Euro aus dem Königreich kassieren. Das es Saudi-Arabien mit den Menschenrechten zumeist nicht so genau nimmt? Geschenkt. Hauptsache, die Einnahmen stimmen.

Damit Scheich Mohammed bin Salman auch etwas bekommt für sein vieles Geld, hat man den Supercup ordentlich aufgebläht: neben Cupsieger FC Valencia und Meister FC Barcelona nehmen auch Real und Atletico Madrid daran teil. Ausgetragen werden die Spiele in der Hafenstadt Dschidda.

Das Turnier droht aber nicht nur aus moralischer Sicht für den spanischen Verband zum Desaster zu werden. Valencia zum Beispiel verkaufte bis letzten Sonntag nur 27 Tickets, auch Atletico kommt gerade mal auf 50. Überraschen dürfte das mangelnde Interesse nicht, müssten Fans doch Unsummen für den Besuch eines sportlich letztlich wertlosen Wettbewerbs ausgeben.

Neben dem Ignorieren von fragwürdigen politischen Verhältnissen, ist der moderne Fußball auch besonders gut im Ignorieren der Interessen der eigenen Fans. Die Quittung dafür bekommen diejenigen, die sich am Fußball immer weiter bereichern wollen, früher oder später serviert. Der fast schon grotesk schlechte Ticketverkauf für den spanischen Supercup ist da hoffentlich nur ein erster Schritt.

Der spanische öffentlich-rechtliche Fernsehsender TVE wollte ebenfalls nicht an dem fragwürdigen Spektakel beteiligt sein und bot daher erst gar nicht für die Rechte am Supercup. Man wolle sich nicht am Reinwaschen des Regimes in Saudi-Arabien beteiligen, hieß es. Amnesty International schickte einen offenen Brief an den spanischen Verband und verwies in diesem auf die zahlreichen Verletzungen von Menschenrechten in Saudi-Arabien, wie die anhaltende Diskriminierung von Frauen, dem exzessiven Einsatz der Todesstrafe oder der Folterung von Gefangenen.

Loujain al-Hathloul sitzt beispielsweise seit rund 600 Tagen im Gefängnis – weil sie sich wiederholt für die Rechte von Frauen eingesetzt hat. Laut Amnesty International wurde sie in dieser Zeit gefoltert und sexuell misshandelt. Die spanische Fußballerin Vero Boquete nennt die Vergabe an Saudi-Arabien „einen Stich in den Rücken“. Unterdrückung würde dadurch belohnt und nicht bestraft werden, so Boquete weiter.

Es klingt daher fast wie Hohn, wenn der Präsident des Verbandes, Luis Rubiales, den Supercup als „Cup der Gleichheit“ bezeichnet; vor allem deswegen, da auch Frauen die Spiele besuchen dürfen. Das Vorhaben von Rubiales ist nicht schwer zu durchschauen: er versucht den spanischen Verband als eine Art Ritter in weißer Rüstung zu verkaufen, der Gleichberechtigung und Demokratie bringen will.

So ähnlich wird auch 2020 bei der Weltmeisterschaft in Katar, ein weiteres Land, das die Menschenrechte nur als gutgemeinte Empfehlungen ansieht, argumentiert werden. Nicht nur im Sinne des Fußballs bleibt zu hoffen, dass auch diese Veranstaltung zu einem echten Desaster wird.

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