Viel wurde in den letzten Wochen in Deutschland darüber diskutiert, ob und unter welchen Umständen die Bundesliga wieder starten soll. Die vielleicht wichtigste Stimme... Profis und Corona: Die ungehörte Stimme?

Viel wurde in den letzten Wochen in Deutschland darüber diskutiert, ob und unter welchen Umständen die Bundesliga wieder starten soll. Die vielleicht wichtigste Stimme war dabei aber selten bis gar nicht zu hören: die der Spieler. Denn letztendlich tragen sie beim Vollkontaktsport das größte Risiko – um sich anzustecken oder das Virus weiterzuverbreiten.

Birger Verstraete, Profi beim 1. FC Köln, formulierte vor rund einer Woche Bedenken ob des Wiederanpfiffs der unterbrochenen Saison. Besorgt war der Belgier dabei vor allem um seine Freundin, die zur Risikogruppe gehört. In einem offiziellen Statement des Vereins relativierte er seine Aussagen recht bald, was zur Vermutung führte, Verstraete wurde von seinem Verein zurückgepfiffen.

Der Mittelfeldspieler sagte auch, dass sich bei einer anonymen Umfrage einige Profis aufgrund von Sicherheitsbedenken gegen eine Wiederaufnahme der Liga aussprechen würden. Von den Kollegen ist in diesen Tagen aber, zumindest öffentlich, relativ wenig zu hören. Einer, der sich zuletzt zu Wort meldete ist Neven Subotic. Im Deutschlandfunk äußerte der Abwehrspieler von Union Berlin, er habe sich bei den Diskussionen um die Fortsetzung der Saison übergangen gefühlt. „Nach meinem Wissensstand hatten die Spieler keinen Einfluss auf die Entscheidungsfindung“, so Subotic.

Das sind bedenkliche Aussagen. Schließlich sind es die Spieler, die ihre Gesundheit aufs Spiel setzen. Es zeigt auch, mit welcher Hast die Deutsche Fußball Liga den Wiederbeginn vorangetrieben hat. Wie Max Ost vom deutschen Podcast Rasenfunk richtig sagte, ist über Covid-19 und dessen Langzeitfolgen immer noch recht wenig bekannt. Das gilt vor allem auch für Leistungssportler. Er stellt die berechtigte Frage, was mit Profis passiert, die ihre Karriere vielleicht aufgrund der Folgen einer  Ansteckung beenden müssen?

„Sämtliche Spieler, Trainer, Betreuer wurden aufgeklärt, haben ihre Einwilligung zur Teilnahme schriftlich erteilt, die jederzeit wiederrufen werden kann, und alle weiteren notwendigen, medizinischen Aufklärungen sind in persönlichen Gesprächen – sofern erforderlich – erfolgt“, gab Rouven Schröder, Sportvorstand des 1. FSV Mainz 05, gegenüber dem Kicker an.

Schröders Amtskollege vom FC Schalke 04, Jochen Schneider, sagte in der Welt  zu dem Thema: „Wir haben am Montag mit ihnen [den Spielern] in Gruppen gesprochen und gesagt, dass die Teilnahme am Trainings- und Spielbetrieb freiwillig ist. Wenn jemand Bedenken hat, weil es in seiner Familie möglicherweise eine Person gibt, die zur Risikogruppe zählt, oder er sich in Bezug auf seine eigene Gesundheit Sorgen macht, dann muss er nicht teilnehmen.“ Druck würde auf die Spieler keiner ausgeübt werden.

Das muss auch gar nicht sein, setzt das im Profisport vorhandene teils unerbittliche Leistungsprinzip die Spieler wohl eh ausreichend unter Druck. Immerhin geht es um den Stammplatz, das Ansehen innerhalb der Mannschaft oder Punkt- und Torprämien. Nur selten finden Menschen in diesem System den Mut, etwaige persönliche Konsequenzen zu tragen.

Dies soll aber keiner Unterstellung gleichkommen, das die Spieler allesamt eigentlich insgeheim nicht spielen wollen. Es gibt sicherlich mehr als genug Akteure, die endlich wieder ihren Beruf ausüben wollen. Dennoch muss den Sorgen und Ängsten der Spieler mehr Beachtung geschenkt werden; ihre körperliche Unversehrtheit im Mittelpunkt stehen und nicht finanzielle Überlegungen.

„Ich finde es wichtig, dass so sichtbar wird, dass auch Fußballprofis darüber diskutieren und Einfluss nehmen wollen, was über sie entschieden wird“, sagte der Präsident des Vereins Athleten Deutschland, Max Hartung, der Rheinischen Post über die kritischen Stimmen aus dem Profilager. „Ich finde es gut, dass über Beiträge wie die von Birger Verstraete oder Neven Subotic deutlich wird, dass da am Ende eben Menschen auf dem Fußballplatz stehen.“