Was haben Cristiano Ronaldo und Karl-Heinz Grasser gemeinsam? Ganz einfach: Beide sind zu schön und zu reich für die restliche Welt. Der portugiesische Fußballer... Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist DER Schönste im ganzen Land?

Was haben Cristiano Ronaldo und Karl-Heinz Grasser gemeinsam? Ganz einfach: Beide sind zu schön und zu reich für die restliche Welt. Der portugiesische Fußballer und der ehemalige österreichische Finanzminister haben ganz ähnliche Vorstellungen davon, warum sie nicht von allen Menschen geliebt und bewundert werden.

Die meisten werden sich noch an Grassers peinlichen Auftritt bei der ORF-Diskussionsrunde “Im Zentrum“ erinnern. Der selbsternannte “Mister Nulldefizit“ las einen Leserbrief vor, in dem ein weiblicher Fan die Erklärung ablieferte, weshalb Grasser in der Öffentlichkeit so schlecht wegkam: „Sie sind für diese abscheuliche Neidgesellschaft zu jung als Finanzminister gewesen, zu intelligent, zu gut ausgebildet, aus zu gutem wohlhabenden Haus, zu schön und was für alles der Punkt auf dem i ist: auch noch mit einer schönen und reichen Frau verheiratet.“

RONALDO AUF DEN SPUREN VON KARL-HEINZ

Real Madrid musste in der ersten Runde der Champions-League-Gruppenphase auswärts gegen Dinamo Zagreb antreten. Der argentinische Nationalspieler Ángel Di María sorgte mit seinem Treffer für einen hart umkämpften Auswärtssieg. Sein Teamkollege Cristiano Ronaldo war nach der Partie dennoch alles andere als glücklich, da die Kroaten, bei denen der ehemalige Red-Bull-Salzburg-Spieler Nikola Pokrivac ab der 63. Minute spielte, eine harte Gangart an den Tag legten. Der Portugiese hatte einen blutigen Knöchel und beschwerte sich in einem Interview nach dem Spiel, dass die Schiedsrichter immer nur davon reden, dass sie die technisch starken Spieler vor unsauberen Attacken schützen, aber diesen Worten keine Taten folgen lassen.

Der Reporter fragte ihn weiter, warum er bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen wurde. Cristiano Ronaldo überlegte nicht lange, sondern sagte, dass die Zuschauer ihn beneiden, da er reich, schön und ein großartiger Fußballer sei.

NEID, ARROGANZ UND KAPUZINERAFFEN

Neid ist ein wichtiger Antrieb in der heutigen Gesellschaft, der aber auch dazu führen kann, dass die Lebenszufriedenheit trotz des steigenden materiellen Wohlstandes nicht zunimmt. Wenn wir in der Einkommenspyramide endlich den Herrn Müller überholt haben, dann orientieren wir uns am Herrn Maier und sind unglücklich, weil er über unserer Gehaltsstufe liegt. Neid ist kein ausschließlich menschliches Phänomen, denn selbst Kapuzineraffen sind beleidigt, wenn sie von Verhaltensbiologen unterschiedlich behandelt werden: Solange beide Affen Gurken als Belohnung bekommen, ist für sie die Welt in Ordnung. Bekommt aber einer der beiden Versuchsteilnehmer saftige Trauben, dann verweigert der benachteiligte “Gurken-Affe“ die weitere Zusammenarbeit.

Wie viele Kroaten Ronaldo ausgepfiffen haben, weil sie seinen Reichtum, sein gutes Aussehen und sein Talent beneideten, sei dahin gestellt. Wenn das der Antrieb der Pfiffe gewesen wäre, dann müssten die meisten Fußballprofis ausgepfiffen werden, da sie zumindest über mehr Geld und Talent verfügen, als der Otto-Normal-Fan. Ronaldo wird sich die Pfiffe eher auf Grund seines arroganten Auftretens verdient haben, das er ja auch im Interview nach dem Spiel eindrucksvoll unter Beweis stellte. Auf dem Platz ist diese Arroganz sowieso sichtbar, denn kein anderer Fußballer auf diesem Niveau schafft es mit einer solch überheblichen Spielfreude seine Gegenspieler in den Wahnsinn zu treiben. Ronaldo ist ein narzisstisches Zirkuspferd, das bei aller Selbstverliebtheit trotzdem mannschaftsdienlich und absolut effizient spielt. Ronaldo polarisiert und zeigt im Unterschied zu den Kollegen aus Barcelona keine Ansätze von Demut. Seine Arroganz muss aber auch als Selbstschutz verstanden werden – für seine Psyche ist es wahrscheinlich gut, dass er glaubt, dass die Kroaten seinen tollen Körper und sein Geld beneiden. Diesen Schutzschild könnte er sich im Sporting-Lissabon-Internat aufgebaut haben, denn der damals 11-Jährige vermisste sein zu Hause auf Madeira und wurde von seinen Mitschülern wegen seines Akzents verspottet. Schön, dass er sich trotzdem durchbeißen konnte, denn der Fußball wäre ein Stück ärmer ohne den Portugiesen. Neidisch muss man in seinem Fall auch nicht sein, denn im Gegensatz zum Karl-Heinz hat Cristiano bis jetzt immer tadellose Arbeit abgeliefert.

Stefan Karger, www.abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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