Klingt angesichts des Niveaus vieler Partien der abgelaufenen Saison wie blanker Hohn, aber: Meister werden ist in der österreichischen Bundesliga eigentlich nicht schwer –... Anleitung zum Meisterwerden im dritten Jahrtausend – statistisch gesehen…

Klingt angesichts des Niveaus vieler Partien der abgelaufenen Saison wie blanker Hohn, aber: Meister werden ist in der österreichischen Bundesliga eigentlich nicht schwer – statistisch gesehen. In den letzten 12 Saisonen brauchte man dazu im Schnitt:

 

 

  • 21 Siege (Minimum 19)
  • 8 Unentschieden (am besten nicht mehr als 9)
  • 7 Niederlagen (ab 9 wird‘s eng)
  • 65 erzielte Tore (selten weniger als 60)
  • 31 Gegentore (nur mit einem Topangriff mehr als 35)
  • 71 Punkte (6 mehr als der Vizemeister)

So einfach geht das – Salzburg hat es gerade vorgemacht, die lagen 2012 nicht so weit weg vom Schnitt mit 19 Siegen, 11 Remis, nur 6 Niederlagen, damit 68 Punkten und einem Torverhältnis von 60:30.

Wir gehen in der Folge einen Schritt tiefer und sehen uns an, welche Einflussfaktoren, die sich aus der Abschlusstabelle ableiten lassen, besonders maßgeblich sind, um in letzter Konsequenz zu den zum Meistertitel notwendigen Punkten zu kommen? Was ist wichtig, was weniger wichtig? Dazu wurden seit der Saison 2000/2001 folgende Kategorien jeweils in Relation zur Konkurrenz untersucht:

  • Anzahl Siege, Unentschieden, Niederlagen
  • Tore erzielt und Tore erhalten
  • als Zusatzfaktoren Torverhältnis und bester Torschütze

Wichtigster Faktor: die Anzahl der Siege (10/12). Nur zwei Meister belegten in dieser Kategorie nicht Platz 1, sondern Platz 2 (Austria 2006 und Salzburg 2010). Klingt trivial, es hätte aber auch sein können, dass die wenigsten Niederlagen am wichtigsten wären. Die geringste Anzahl an Niederlagen konnte der Meister in 9 von 12 Fällen erreichen. Auch hier kein Titel, wenn man nicht zumindest 2. im Ranking wurde. Meiste Siege und wenigste Niederlagen konnten sogar sieben Meister einfahren, die Kombination aus beidem ist also am Erfolgversprechendsten. Dass die meisten Siege wichtiger sind als die wenigsten Niederlagen, erkennt man auch daran, dass ersteres nur zweimal geteilt werden musste, letzteres hingegen viermal. Der Vorsprung bei den Siegen auf die Verfolger ist auch deutlich höher als jener bei den Niederlagen.

Interessant wird es – liebe Trainer: aufgepasst – bei der Anzahl der Unentschieden. Hat man die letzte Saison aufmerksam verfolgt, konnte man sich teilweise nicht des Eindrucks erwehren, der Remiskönig würde unabhängig von der Punktezahl den Titel überreicht bekommen. Nur zweimal, jeweils in Kombination mit den meisten Siegen und der besten Tordifferenz, gelang dem Remiskönig der Titelgewinn (Tirol 2002 und Rapid 2008). Auch die wenigsten Remis sind kein Titelgarant: kein Meister im 3. Jahrtausend lag hier ganz vorne, am nächsten noch Salzburg 2010 mit den siebtmeisten Unentschieden. Nur drei Mannschaften holten mit zehn oder elf Remis die Meisterschaft (Austria 2006, Salzburg 2010 und 2012), alle drei konnten sich aber auf Topabwehrreihen verlassen und hatten damit die wenigsten Niederlagen. Das Prinzip der Dreipunkteregel haben anscheinend noch nicht alle Mannschaften verinnerlicht, welches da lautet: anstatt 6 Unentschieden je 3 Siege und Niederlagen sind unterm Strich 3 Punkte mehr in der Tabelle. So einfach kann Mathematik zwar sein, wird aber durch den irrationalen Druck des „Nicht-verlieren-Dürfens“ sowie des Ausbezahlens von Punktprämien für Unentschieden (!?!) ad absurdum geführt.

Wir kommen zur Torbilanz: was ist wichtiger, eine potente Offensive? Spektakuläre Angriffsaktionen? Strafraumszenen in Massen? Oder doch die gesicherte Defensive? Hinten nichts zulassen? Die Null stehenlassen?

Das Bild ist ähnlich wie beim Verhältnis Siege zu Niederlagen: Sieben Meister hatten die beste Offensive, sechs die beste Defensive, vier davon durften beide Titel unter einem Dach vereinen. Auffällig: nur Tirol 2002 holte den Titel mit der lediglich drittbesten Offensive, Rapid 2005 hingegen mit der lediglich drittbesten Defensive, Salzburg 2009 gar nur mit der fünftbesten Abwehr. Die Anzahl der erzielten Tore scheint also ebenfalls wie die Anzahl der Siege einen Tick wichtiger zu sein als die Gegentore bzw. die erlittenen Niederlagen. Interessantes Detail: die beste Offensive wurde immer mit dem besten Torverhältnis belohnt. Die Torjägerkrone konnte zwar in 6 Fällen von einem treffsicheren Spieler des Meisters erobert werden, ist aber in Summe weniger wichtig als die Anzahl der erzielten Tore. 2002 reichte Tirols Gilewicz der geteilte achte Platz zum Meistertitel, 2008 Rapids Duo Hofmann und Hoffer sogar der geteilte neunte Platz. Weiters wurde Lawaree 2005 nur Fünfter, Gilewicz 2003 immerhin geteilter Vierter. In Summe ist ein vielseitiger Angriff mit mehreren Toroptionen erfolgversprechender als ein Goalgetter, der das gegnerische Tor in Grund und Boden ballert. Ein Torjäger schadet natürlich nicht, richtige Dominanz im Verhältnis zu den gegnerischen Stürmern konnten aber nur drei Angreifer aus den Reihen der jeweiligen Meister zeigen: Gilewicz 2001, Zickler 2007 und Janko 2009.

Fazit aus der Statistikecke, liebe Meisterschaftsanwärter: Siege einfahren, bei einem unentschiedenen Spielstand lieber noch mal Gas geben und auf das entscheidende Tor drücken als das Remis in Kauf nehmen, mehrere Offensivwaffen im Talon haben – und nicht vergessen: Tore, Tore, Tore. Das wollen die Fans. Ihr werdet sehen: Es lohnt sich.

Christian Ditz, abseits.at

Christian Ditz

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