Mit der Anleitung zum Meisterwerden haben wir uns nach Ablauf der vergangenen Saison bereits beschäftigt. Zwei weitere wesentliche Aspekte aus der Statistikecke sollen in... Der tipp3 Bundesliga Meister daheim und auswärts – was macht den Unterschied aus?

Mit der Anleitung zum Meisterwerden haben wir uns nach Ablauf der vergangenen Saison bereits beschäftigt. Zwei weitere wesentliche Aspekte aus der Statistikecke sollen in diesem Artikel behandelt werden: die Heimbilanz und die Auswärtsbilanz des Meisters. Wird der Titel in der Heimfestung geholt oder müssen die entscheidenden Punkte auf fremden Plätzen erobert werden?

Folgende aus dem vorigen Artikel bekannten Kategorien wurden wieder untersucht, diesmal unterteilt in die Heimtabelle und die Auswärtstabelle zu Abschluss jeder Saison seit 2000/2001:

  • Anzahl Siege, Unentschieden, Niederlagen heim und auswärts
  • Tore erzielt, Tore erhalten und Torverhältnis heim und auswärts
  • Rang in der Heim- und Auswärtstabelle

Erste Auffälligkeit: mit einer einzigen Ausnahme (Sturm 2011 wurde jeweils 2.) gewann jeder Meister zumindest die Heim- oder die Auswärtsmeisterschaft. Fünfmal wurde sogar das „Double“ geholt – Tirol 2001 und 2002, die Austria 2003 und Salzburg 2007 und 2012. Wurde der Heimtitel geholt, betrug der durchschnittliche Vorsprung auf das zweitbeste Team 2,9 Punkte, beim Gewinn des Auswärtstitels sogar 5,4 Punkte. Zum Vergleich: betrachtet man alle 12 Saisonen, beträgt der Abstand des Meisters zum Zweitplatzierten bzw. zum Tabellenführer nur 0,5 bzw. 2,6 Punkte, eine signifikante Verschlechterung (zur Erinnerung: der Durchschnittsvorsprung des Meisters in der Gesamttabelle betrug 6,3 Punkte auf den Vizemeister).

Zur Heimbilanz im Detail: die Erkenntnisse aus der Gesamtmeisterschaft werden zu großen Teilen erhärtet. Achtmal wurde der Heimtitel eingefahren, dreimal Zweiter, nur Salzburg 2010 wurde zuhause Dritter. Am wichtigsten wieder Siege und Tore – neunmal wurden die meisten Siege eingefahren, im Schnitt fast 39 Treffer erzielt, dabei nur knapp über 13 Gegentore kassiert, das ergibt ein imposantes Torverhältnis von +25. Die beste Heimoffensive hatte Salzburg 2009 mit 55 Toren, die beste Defensive ebenfalls Salzburg 2012 mit nur 7 Gegentoren. Die wenigsten Heimtore erzielte die Austria 2003 mit 27, die meisten Gegentore erhielt Salzburg 2009 mit 20.

Interessanterweise ist die Anzahl der Heimniederlagen weniger wichtig als jene der Siege. In dieser Kategorie waren die Meister nur fünfmal ganz vorne zu finden, dreimal sogar nur auf Platz 4 zu finden (Austria 2003, Rapid 2008 und Salzburg 2009). Weiteres interessantes Detail: kein Meister blieb vor eigenem Publikum ohne Niederlage (nur Ried 2009 schaffte dieses Kunststück, wurde in der Endabrechnung aber nur 5.), mindestens eine musste es schon sein.

Eine weitere Erhärtung findet die Nichtrelevanz der Unentschieden: zuhause muss einfach auf Sieg gespielt werden, um den Titel zu holen. Dafür darf die eine oder andere Niederlage durchaus in Kauf genommen werden (siehe oben). Nur Salzburg 2012 (in einer generell schwachen Meisterschaft) hatte die drittmeisten Heimremis mit sechs an der Zahl, am häufigsten wurden 3-4 Unentschieden eingefahren, was in der Regel zu den allerwenigsten in der Heimmeisterschaft zählt (vor allem schwächere Mannschaften spielen zu Hause sehr oft Unentschieden). Mannschaften, die zu Hause hingegen zu oft Unentschieden spielen, verspielen auch auf diesem Weg den Titel.

Zusammenfassend benötigt der Meister daheim also durchschnittlich

  • etwas mehr als 12 Siege (mindestens 10)
  • nur 3-4 Unentschieden (nie mehr als 6)
  • nur 2 Niederlagen
  • 39 erzielte Tore (am besten über 30)
  • 13 Gegentore (nicht mehr als 20)
  • 41 Heimpunkte (60% der gesamt benötigten Punkte)

Nun zur Auswärtsbilanz, wie sich auf den ersten Blick die Bilder doch gleichen: auch in der Fremde wurde achtmal der Titel geholt, ebenfalls dreimal Zweiter, nur Rapid 2005 wurde auswärts Dritter. Im Detail werden dann Unterschiede sichtbar. Die meisten Auswärtssiege (zehnmal) sind eine Spur wichtiger als die meisten Heimsiege, die wenigsten Niederlagen auswärts (siebenmal) sind ebenfalls etwas bedeutsamer als zu Hause. Tendenziell darf in der Fremde mehr auf Remis gespielt werden, dabei gilt aber wieder: zu viele Unentschieden verderben die Meisterlaune, nur Siege führen zum Titel.

Aus einer kontrollierten Defensive zum Erfolg zu kommen ist auswärts ebenfalls ein wesentlicher Faktor. Die Meister erhalten auf fremden Plätzen mit im Schnitt 18 Gegentoren nur unwesentlich mehr als zu Hause, erzielen aber naturgemäß deutlich weniger Tore (ca. 27). Siege mit einem Tor Differenz kommen deutlich öfter vor als vor eigenem Publikum. Kritisch wie „die eine Heimniederlage“ scheint hier das Torverhältnis zu sein: keine Mannschaft mit einem negativen Auswärtstorverhältnis konnte den Titel holen. Nur die Austria 2003 schaffte auswärts Bemerkenswertes: sie holte auswärts mehr Siege als zu Hause (11:10), verlor daheim auch öfter als in der Fremde (5:3), holte in der Folge mehr Auswärtspunkte (37:33) und erzielte auswärts auch mehr Tore (32:27) – eine wohl auch in Zukunft einmalige Ausnahme. Trotz der scheinbar mageren Heimbilanz wurde aber auch der Heimtitel gewonnen.

Zusammenfassend benötigt der Meister auswärts also durchschnittlich

  • etwas mehr als 8 Siege (mindestens 7)
  • knappe 5 Unentschieden (wie daheim nie mehr als 6)
  • knappe 5 Niederlagen (auch nicht mehr als 6)
  • 27 erzielte Tore (am besten über 20)
  • 18 Gegentore (am besten nicht mehr als 21)
  • jedenfalls ein positives Torverhältnis
  • 30 Auswärtspunkte (40% der gesamt benötigten Punkte)

Fazit aus der Statistikecke: nur auf die Heimstärke zu vertrauen bringt ebenso wenig wie auswärts groß aufzutrumpfen, die gelungene Mischung macht es wieder aus. Zu Hause muss man auf Sieg spielen, offensiv spielen, lieber eine Niederlage in Kauf nehmen als zu oft das Remis mitnehmen. Auswärts sollte man ein positives Torverhältnis einfahren, kontrolliert nach vorne und tendenziell auf Sieg spielen. Im Notfall aber anders als daheim eher ein Remis in Kauf nehmen als verlieren. Dies aber in dem Wissen, dass zu viele Auswärtsremis ebenfalls nicht weiterhelfen, will man am Ende ganz oben stehen. Auch andere Teams sind in einer Saison zu Hause eine Macht (dies zeigen die geringen Punkteabstände), der wirkliche Unterschied liegt in den Erfolgen in der Fremde.

Daher für alle Trainer, die Meister werden wollen zusammenfassend in einem Satz: daheim verliert man, auswärts gewinnt man die Meisterschaft.

Christian Ditz, abseits.at

Christian Ditz

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