Verletzungen gehören unweigerlich zum Leben jedes Sportlers. Egal, ob es sich um Profis oder Hobbysportler handelt: Verletzungen bescheren aktiven Athleten täglich lange Pausen. Während... Die Waffen des Verletzungsteufels, Teil 2 – Schambeinentzündung und Muskelfaserriss

Verletzungen gehören unweigerlich zum Leben jedes Sportlers. Egal, ob es sich um Profis oder Hobbysportler handelt: Verletzungen bescheren aktiven Athleten täglich lange Pausen. Während wir im ersten Teil Kreuzbandrisse und Mittelfußbrüche unter die Lupe nahmen, sehen wir uns nun in diesem Artikel eine Karriere bedrohende und eine alltägliche Verletzung genauer an.

Schambeinentzündung: Das Ende der Karriere droht

Hört man die Diagnose, schluckt man erst einmal. Die Schambeinentzündung gehört zu jenen Verletzungen, die nicht durch eine bestimmte Aktion oder Bewegung ausgelöst wird, sondern sich chronisch im Körper entwickelt. Genauer Ort der Entzündung ist die Schambeinfuge, die sich im Beckenknochen befindet. In Mitleidenschaft gezogen werden können dabei auch die Adduktoren, die Bauchmuskulatur oder die Gesäßmuskulatur. Die Hauptursache für eine Schambeinentzündung sind Überbelastung und extreme Belastungen, vor Allem bei Schuss- und Sprintbewegungen. Die Verletzung tritt bei männlichen Sportlern fünf Mal so häufig als bei Frauen auf. Die Probleme bei der Behandlung der Schambeinentzündung sind leider sehr vielschichtig. Hauptproblem der Behandlung ist die Lokalisierung der Verletzung, da die Entzündung des Knochenapparats im Becken in unregelmäßigen Abständen auf die umliegenden Regionen ausstrahlen kann. Das macht eine Behandlung schwierig, weil man nicht weiß, was genau man behandeln soll. An einem Tag ruft die Verletzung Schmerzen in den Adduktoren hervor, an einem anderen Tag plagen den Verletzten Schmerzen in der Bauchmuskulatur.

Ungewisse Ausfalldauer

Wie lange man mit einer Schambeinentzündung ausfällt, ist schwer bis unmöglich vorherzusagen. Das nagt an der Psyche der Sportler, was die Verletzung in einer weiteren Hinsicht tückisch macht. Von einer monatelangen Pause bis zum Ende der Karriere ist mit der Diagnose Schambeinentzündung alles möglich. Steigt ein Spieler nach einer Schambeinentzündung zu früh wieder in das Mannschaftstraining ein, wirft ihn das im Heilungsprozess um Monate zurück. Bei kaum einer Verletzung ist das Wort „Geduld“ ein derart wichtiger Baustein einer kompletten Genesung. Auch die Möglichkeit eines Comebacks der Verletzung ist jederzeit gegeben. Bei erneuter Überbelastung der Adduktoren oder Hüftknochen kann es wieder zu einer Flüssigkeitsansammlung im Knochen kommen, die in weiterer Folge die Entzündung hervorruft. Therapiert wird die Verletzung durch entzündungshemmende Medikamente und Übungen zur Stärkung der Rumpfmuskulatur. Hilft auch diese Therapie nicht weiter, bleibt eine Operation die letzte mögliche Maßnahme, um in den Sport zurückkehren zu können.

Prominente Opfer

Besonders in den vergangenen Jahren wird die Liste der Spieler, die sich über die Diagnose Schambeinentzündung ärgern mussten, alarmierend lang. Peter Hlinka fiel ein Jahr aus, Steffen Hofmann klagte monatelang über Schmerzen und hatte an manchen Tagen Probleme, überhaupt aus seinem Bett aufstehen zu können. Christopher Trimmel, Emin Sulimani, Florian Metz und zuletzt David Mendes da Silva mussten den harten Weg zurück beschreiten. Positiv ist allerdings zu erwähnen, dass der Großteil der Leidenskollegen bereits wieder dem runden Leder nachjagen kann. Trotzdem bleibt die Angst, dass die Verletzung erneut aufbrechen kann. Jüngstes Beispiel ist Arjen Robben, der nach scheinbar überstandener Schambeinentzündung sein Comeback für Bayern München gab und für die EM-Qualifikationsspiele der Niederlande absagen musste. „Er scheint wieder gewisse Probleme am Schambein zu haben“, erklärte Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge

Die Alltagsverletzung: Muskelfaserriss

Der Muskelfaserriss unterscheidet sich in einigen Punkten deutlich von der Schambeinentzündung. Ist die Schambeinentzündung das Ergebnis eines langsamen chronischen Prozesses, so passiert ein Muskelfaserriss in nur wenigen Bruchteilen einer Sekunde. Beim Muskelfaserriss kommt es zum Auseinanderreißen von Muskelgewebe innerhalb eines Muskels. Bei Fußballern erwischt es für gewöhnlich die Unter- oder Oberschenkelmuskulatur, selten ist auch die Gesäß- oder die Bauchmuskulatur betroffen. Der Muskelfaserriss befindet sich auf der Skala der Muskelverletzungen in der goldenen Mitte: die Folgen sind nicht so schwerwiegend wie bei einem Muskelriss, aber auch nicht so harmlos wie bei einer Muskelzerrung. Das gerissene Muskelgewebe zieht sich zusammen und es entsteht eine Entzündung. Der Moment des Risses ist leicht zu erkennen – er wird begleitet von einem plötzlich auftretenden stechenden Schmerz im Muskel. Ob es sich um eine Zerrung oder den Riss einiger Muskelfasern handelt, kann nur unter mikroskopischer Beobachtung geklärt werden.

Fasern reißen jeden Tag

Beim Muskelfaserriss reißt allerdings nicht nur eine Faser im Muskel, sondern mehrere zur gleichen Zeit. Der Riss einer einzigen Muskelfaser passiert jeden Tag im Training und hat keinerlei Auswirkungen auf den Körper und die Leistungsfähigkeit des Spielers. Der Riss bleibt unbemerkt. Bei größerem Ausmaß macht sich die Verletzung aber durch große Schmerzen bemerkbar. Oft ist von der Schädigung ein gesamtes Muskelbündel betroffen – hier spricht man von einem Muskelbündelriss. Mit einer solchen Verletzung ist eine Pause von mindestens sechs Wochen unumgänglich, bei einem Muskelfaserriss benötigt die betroffene Region je nach Ausmaß des Risses drei bis fünf Wochen Schonung. Eine häufige Ursache für das Auftreten von Muskelverletzungen ist ein falsches oder unzureichendes Aufwärmprogramm. Die Muskeln werden dabei extremen Belastungen (wie einem langen Sprint) ausgesetzt, ohne dafür vorher ausreichend vorbereitet und aufgewärmt worden zu sein. Besonders anfällig für Muskelverletzungen sind Außenbahnspieler, da sie durch ihren plötzlichen und explosiven Antritt oft eine schnelle und ruckartige Bewegung durchführen, die einen Riss von Muskelfasern begünstigt. Bestes Beispiel dafür ist Ümit Korkmaz. Der Frankfurter schlägt sich seit Jahren mit Muskelverletzungen im Oberschenkel herum.

Archimedes, www.abseits.at

Stefan Karger

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