Liverpool setzte sich vergangenen Donnerstag in der Europa League zu Hause gegen Anzhi Makhachkala knapp mit 1:0 durch und sicherte sich mit diesem Erfolg... Drei Schlitzohren und die FIFA-Regeln

Liverpool setzte sich vergangenen Donnerstag in der Europa League zu Hause gegen Anzhi Makhachkala knapp mit 1:0 durch und sicherte sich mit diesem Erfolg die Tabellenführung in der Gruppe A. Die Fans sahen eine eher durchschnittliche Partie, die jedoch einen kuriosen Höhepunkt hatte, auf den wir in diesem Artikel eingehen möchten.

In der 80. Minute köpfelte Liverpool-Innenverteidiger Daniel Agger dem gegnerischen Goalie Vladimir Gabulov den Ball aus der flachen Hand und schloss danach spektakulär mit seinem eigentlich schwachen rechten Fuß ab. Anstatt seine schnelle Auffassungsgabe und Kreativität mit einem Treffer zu belohnen, zeigte ihm der Schiedsrichter die gelbe Karte. Diese Entscheidung war absolut richtig, wie wir gleich lesen werden – schauen wir uns aber zuvor diese Szene an:

Vorbild Gary Crosby?

Vielleicht kannte Schlitzohr Daniel Agger den ehemaligen Nottingham-Forest-Spieler Gary Crosby, der im Jahr 1990 im Spiel gegen Manchester City zur selben List griff und den Ball mit seinem Kopf Torhüter Andy Dibble aus der Hand schlug. Das Schiedsrichtergespann gab den Treffer, was damals zu heftigen Diskussionen führte.

Im Jahr 1990 war diese Situation nicht gesondert geregelt, heute ist die Lage aber klar: die Antwort gibt die FIFA aus Seite 116 in ihrem Interpretationshandbuch „Laws of the game“:

A goalkeeper is considered to be in control of the ball:
• while the ball is between his hands or between his hand and any surface (e.g. ground, own body)

• while holding the ball in his outstretched open hand
• while in the act of bouncing it on the ground or tossing it into the air

Das bedeutet also, dass ein Torhüter die volle Kontrolle über den Ball hat, auch wenn er ihn offen auf der flachen Hand hält (vorausgesetzt er hielt ihn vorher mit beiden Händen fest). Selbst wenn der Schlussmann den Ball auf den Boden prellen lässt (Hand-Boden-Hand) oder in die Luft wirft, darf man ihn mittlerweile nicht mehr attackieren. Das gilt seit einigen Jahren auch beim Ausschuss, wie wir im nächsten Absatz lesen werden.

Die „Henry-Regeländerung“

In der Saison 2003/04 erzielte Thierry Henry gegen Blackburn einen Treffer, der nach den damaligen Regeln eigentlich hätte zählen müssen. Blackburn-Goalie Brad Friedel warf den Ball in die Luft, kam aber nicht zum Ausschuss, da Henry den Ball wegspitzelte und anschließend ins leere Tor traf. Der Treffer wurde damals zu Unrecht aberkannt, die FIFA änderte danach aber die Regeln, um die Goalies besser vor Attacken zu schützen. Die Regeln besagen nun, dass der Tormann beim Ausschuss ebenfalls die vollständige Kontrolle über das Spielgerät besitzt, selbst wenn der Ball frei in der Luft ist. Deshalb lauern Spieler kaum noch auf Chancen den Ball dem Tormann abzuluchsen, wenn dieser erst einmal die Kontrolle über diesen hat. Zum Glück gibt es immer wieder Ausnahmen wie Daniel Agger, denn diese kuriosen Szenen sehen wohl fast alle Fußballfans gerne. Ein wenig schade ist es schon, dass solche Schlitzohrigkeiten nicht mehr belohnt werden.

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

Keine Kommentare bisher.

Sei der/die Erste mit einem Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert