Das Dribbling ist eine der spektakulärsten, aber auch umstrittensten Fähigkeiten eines Fußballspielers. Dribbler werden oftmals als ineffektive Schönspieler bezeichnet. Andererseits gelten ihre Fähigkeiten auch... Dribblings und wie man sie bewerten sollte (4) – Methodische Probleme, Ideen zur Weiterführung und die taktische Wichtigkeit des Dribblings

SpielszeneDas Dribbling ist eine der spektakulärsten, aber auch umstrittensten Fähigkeiten eines Fußballspielers. Dribbler werden oftmals als ineffektive Schönspieler bezeichnet. Andererseits gelten ihre Fähigkeiten auch als einmalig, schwer zu kopieren und für viele gehören solche Einzelspieler in jede gute Mannschaft. Allerdings ist es schwierig das Dribbling zu messen.

Eben wegen dieser vielen, in gewisser Weise emotionalen Bindungen zum Dribbling, dem relativ seltenen Vorkommen in einer Partie im modernen Fußball, sowie der schwierigen Beurteilung werden Dribbler untereinander oftmals nicht richtig eingeschätzt. Manche Akteure kommen auf viele Ballverluste, sind dabei aber spektakulär und es wird ihnen kaum negativ ausgelegt. Bei anderen wiederum werden kurze intelligente Dribblings nur dann bemerkt, wenn der Ball verloren geht.

Bei Dribblings trügt uns die Wahrnehmung gerne. Darum konzentrieren wir uns in dieser kurzen Serie auf die Statistik. Welche Spieler gehören zu den besten Dribblern? Mit mehreren unterschiedlichen Maßeinheiten möchten wir uns dieser Frage annähern.Im letzten Teil geht es noch um einzelne methodische Probleme, mögliche Ideen zur Weiterführung und die taktische Wichtigkeit des Dribblings.

Positionelle Unterschiede und Differenzen durch unterschiedliche Rollen?

Wichtig ist natürlich zu wissen, dass die Werte durch die Position und die Rolle im Offensivspiel der jeweiligen Mannschaft stark verzerrt werden können. Einzelne Spieler erhalten Pässe in sehr engen Zonen oder sollen im Konterspiel in Unterzahlsituationen ins Dribbling gehen. In engen Räumen und bei vielen Gegenspielern kann der Spieler natürlich kollektiver attackiert werden, es ist weniger Raum zum Vorbeilegen des Balles am Gegner oder dem Anlaufen offener Räume vorhanden und der Spieler kann kaum Fahrt aufnehmen.

Auch die eigenen Mitspieler spielen eine Rolle. Ein Team mit vielen Spielern in der Offensive kann für den jeweiligen Ballführenden besser und einfacher Räume öffnen, sie können Gegenspieler binden und Überzahlen auflösen, oder auch als mögliche Ablenkung im Dribbling selbst dienen – so hat Mehmet Scholl einst davon gesprochen, dass er bei seinen Dribblings oft Pässe zu einem Mitspieler andeutete, seine Körperposition veränderte und dann einfach am Gegner vorbei in offene Räume lief.

Darum lässt sich auch nicht klären, wer dieser Spieler der beste im Dribbling ist. Die Daten geben nur Indizien zu möglichen Stärken wieder und können nicht erklären, wieso der jeweilige Spieler seine Werte erreicht hat und was diese bedeuten. Diese könnte über eine andere Art der statistischen Analyse geklärt werden, doch auch hier gibt es Probleme.

Effektivitätsmessung?

Theoretisch wäre eine top-down-Analysen ebenfalls möglich. Hierbei würde nicht gemessen, wie genau die Quote des Spielers ist, sondern welche Ergebnisse er dank seiner Dribblings erzielt. Allerdings ist dies bei einem solchen Teilaspekt wohl nicht anwendbar. Manche Spieler haben gänzlich ohne Dribblings hervorragende Effekte auf die Mannschaft und auf die eigenen Tor- und Titelbeteiligungen. So hat Rooney laut diesen Statistiken miserable Dribbling-Fähigkeiten, während Cristiano Ronaldo ebenfalls nur mittelmäßig ist. Für ihre jeweiligen Mannschaften und auch die individuellen Zahlen bei Vorlagen und Toren sind sie jedoch extrem wertvoll.

Anregung zur Veränderung der Datenerfassung

Eventuell sollte darum die Art der Datenerfassung verändert werden. Die jeweiligen Dribblings sollten kategorisiert werden. Für die einzelnen Dribblings sollte es dann einzelne Videos geben, welches Dribbling in welche Kategorie fällt und nach diesen Vorbildern sollten dann Dribblings aufgenommen werden. So könnten auch Dribblings kurz vor der Ballannahme, wo man den Gegner mit einer Körpertäuschung auf dem falschen Fuß erwischt, in die Statistik aufgenommen werden. Die jeweilige Trennung der Kategorien würde eine Analyse der Kategorien, ihrer Effekte, der Erfolgsquoten pro Kategorie und die variable Nutzung auf unterschiedlichen Positionen gemacht werden.

Theoretisch wäre es bei idealer Datenerfassung und –analyse sogar möglich, dass man herausfindet, ob gewisse Spieler bestimmte Aspekte zu häufig nutzen und bei einer anderen Dribblingweise effektiver wären. Womöglich könnten dann sogar bestimmte Spieler – falls sich über Korrelationsanalysen „Dribblinganforderungsprofile“ für bestimmte Positionen herstellen – auf dieser Grundlage umgeschult werden.

Taktische Wichtigkeit des Dribblings

Dabei stellt sich natürlich die Frage, wieso man das denn machen sollte. Das Dribbling ist allerdings eine oft ambivalent und falsch eingeschätzte Fähigkeit. Nicht nur die Kategorisierungen und die richtige Bewertung von Dribblings sind für viele intuitiv schwierig, sondern auch der strategische Nutzen wird oft verkannt.

Ein Dribbling ist letztlich nichts anderes als die Fähigkeit im Offensivzweikampf. Da zu einem Zweikampf natürlich immer zwei und der Ball gehören, besteht eigentlich jeder Zweikampf aus Offensiv- und Defensivzweikampf. Bei einem Fußballspiel finden in einer Partie zwischen 150 und 250 solcher Zweikämpfe statt, wie unter anderem bei der Datenbank von bundesliga.de zu sehen ist. Man kann also davon ausgehen, dass jedes Team im Schnitt 100 Offensivzweikämpfe pro Spiel hat.

Wenn diese konstant für sich entschieden werden können, gibt es weniger Ballverluste, mehr Angriffsmöglichkeiten und eine geringere Anfälligkeit für Konter des Gegners. Außerdem können Dribblings nicht nur beim Vermeiden des gegnerischen Offensivspiels genutzt werden, sondern bei den eigenen Angriffen. Damit ist nicht nur das Überspielen des Gegners und einen darauffolgenden Abschluss gemeint, sondern auch das gezielte Überspielen des gegnerischen Pressings im Mittelfeld oder das Ausspielen eines Gegners und die Infiltration wichtiger Räume wie der Mitte oder den Halbräumen im Zwischenlinienraum, wodurch man den Gegner und Räume auch überladen kann.

Zwar ist Letzteres in Zeiten der Raumdeckung keine automatische Folge von gewonnen Dribblings mehr, aber nach wie vor geschieht es oft; Andrés Iniesta und Lionel Messi zeigen dies beim FC Barcelona seit Jahren perfekt. Bei passender Datenerfassung könnten dann auch Spieler, deren Effektivität nicht beim Abschluss nach Dribblings liegt, sondern zuvor beim Überladen vom Räumen und dem Erzeugen von Chaos beim Gegner, richtig eingeschätzt werden.

René Maric, www.abseits.at

Rene Maric

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