Die Werbung postuliert immer wieder die Untrennbarkeit von Fußball und Alkohol. So wird mittlerweile jedes wichtige Fußballspiel im Fernsehen mithilfe einer Brauerei präsentiert und auf den Rängen gehört der Alkohol ebenso ganz selbstverständlich zum Spektakel dazu. Am letzten Wochenende ging es nach Abpfiff aber auch auf den grünen Rasen bei den Profis feuchtfröhlich zu und die wie auch immer gearteten Erfolge wurden begossen. Doch welchen Einfluss hat Alkohol wirklich auf die sportliche Leistungsfähigkeit?
Sportler gelten als besonders gesund und gesundheitsbewusst. Dennoch herrscht – insbesondere unter vielen Fußballern – die Meinung vor, Alkohol sei eine wichtige Energiequelle, die gut vom Muskel verwertet werden könne.
Zwei Flaschen Bier decken in etwa 10% des täglichen Kalorienbedarfs.
Richtig ist, dass ein Gramm Alkohol ca. 7 kcal entspricht. Dieser hohe Energiegehalt macht ihn letztendlich zum „Lebensmittel“.
Deutlich soll dies am Beispiel des Bieres gemacht werden. Zwei Flaschen Bier zu jeweils 0,5 l mit einem Alkoholgehalt von 4,5% enthalten folgerichtig 45 ml Alkohol. Dies entspricht durch das spezifische Gewicht des Alkohols in etwa 36 Gramm – also 250 kcal. Aufgrund von weiteren Inhaltsstoffen des Bieres kann an dieser Stelle von rund 300 kcal ausgegangen werden. Ein durchaus realistische Durchschnittswert sind zwei Flaschen Bier pro Person pro Tag. Bei einem erwachsenen Mann wird durch diese Zufuhrmenge also ca. 10 % des täglichen Kalorienbedarfs gedeckt.
Lädt die Flasche Bier nach dem Spiel oder Training also die geleerten Energiespeicher wieder auf?
Bei Beantwortung dieser Frage muss zunächst Beachtung finden, dass es sich beim Alkohol weitgehend um sogenannte leere Kalorien handelt, denn alkoholische Getränke – mit dem Bier als gewisse Ausnahme – enthalten keine Nährstoffe wie Mineralstoffe oder Vitamine.
Der Alkoholstoffwechsel
Anschließend rückt der Alkoholstoffwechsel in den Vordergrund. Alkohol wird, obwohl er bei der Gehrung von Kohlenhydraten entsteht, vom Stoffwechsel wie ein Fett behandelt. Er wird also nicht direkt vom Muskel aufgenommen, sondern zunächst in der Leber verstoffwechselt.
Aus dem Kalorienreichtum des Alkohols ergeben sich jedoch keine Vorteile, denn die Kalorien können nur in sehr geringer Menge pro Zeit bereitgestellt werden. Die gesunde Leber kann 8-10 g Alkohol in der Stunde abbauen. Dies entspricht 55-70 Kalorien. Außerdem kann der Alkohol die Kohlenhydrate nicht kalorisch entlasten, denn Fette, die, wie bereits erwähnt, den gleichen Weg benutzen, liegen in ausreichender Menge vor – auch bei hochtrainierten Fußball-Profis.
Auswirkungen auf den Glukosestoffwechsel
Weiterhin wirkt sich Alkohol negativ auf den Glukosestoffwechsel aus. Die Rekrutierung von Glukose (Glukoneogenese) in der Leber wird beeinträchtigt, sodass es bei hohen Belastungen zu einem erhöhten Risiko von Unterzuckerungszuständen, der sogenannten Hypoglykämie kommt. Hinzu kommt eine vermehrte Ausscheidung von Flüssigkeit über die Niere.
Psychologische Effekte des Alkohols
Einige Fußballer schätzen den vom Alkohol verursachten Abbau von leistungsmindernden Hemmungen. Die Wissenschaft hat jedoch eine solche Leistungssteigerung bisher nicht nachweisen können. Richtig ist jedoch, dass Alkohol bei akuter Einnahme toxisch auf das Gehirn wirkt, d.h. er führt zu Hirnfunktionsstörungen. Bei geringer Menge kann dies tatsächlich durch eine Dämpfung von Hemmungsfunktionen zu einer Anregung der Hirnfunktion führen. Allerdings überwiegen die Ausfallerscheinungen schon ab einer geringen „Überdosierung“.
Fazit
Inwieweit der Genuss von Alkohol gesundheitlich vertretbar ist, hängt vor allem von der Dosis ab.
Jedoch kann Alkohol weder im Alltag noch im Sport als Energielieferant gesehen werden. Vielmehr sorgt er sogar für eine Herabsetzung der Regenerationsfähigkeit und zu einem erhöhten Flüssigkeitsverlust. Es lassen sich also aus rein sportlicher respektive physiologischer Sicht keine Argumente für die Flasche Bier nach dem Training finden. Als kulturell gewachsenes Ritual bzw. unter gemeinschaftsbildenden Aspekten hat sie – im Amateurbereich – sicherlich dennoch ihre Berechtigung.
Florian Ingwersen, abseits.at
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Florian Ingwersen
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