Ein schwedisches Forscherteam hat herausgefunden, dass die erfolgreichsten Fußballer auch intelligent sind. Das Team, bestehend aus Torbjörn Vestberg, Roland Gustafson, Liselotte Maurex, Martin Ingvar,... Intelligenz und Fußball: Forscherteam beweist, dass Erfolg vorhersagbar ist!

Ein schwedisches Forscherteam hat herausgefunden, dass die erfolgreichsten Fußballer auch intelligent sind. Das Team, bestehend aus Torbjörn Vestberg, Roland Gustafson, Liselotte Maurex, Martin Ingvar, Predrag Petrovic, arbeitet am Karolinska Institutet Stockholm und der Universität Örebro.

Sportpsychologie an sich ist schon recht alt. Bereits seit den 1920er-Jahren wird der mentale Faktor im Sport untersucht. Die Hauptfelder dabei waren eine lange Zeit Motivationsforschung, Gruppendynamik, mentales Training auf der einen Seite und die Bestimmung des individuellen Talents auf der anderen. In den letzten 20 Jahren entwickelte sich auch eine weitere Disziplin, vor allem in Bezug auf Ballsportarten. Hierbei werden die perzeptuellen und kognitiven Fähigkeiten untersucht. Das heißt, den Wissenschaftler interessiert, wie schnell der Sportler sich schnell ändernde Situationen wahrnimmt (Perzeption) und diese verarbeitet (Kognition). Das Problem an diesen Studien wird folgendermaßen angegeben: Es wurden oft verschiedene Sportarten und dabei „Novizen“ (unerfahrene Spieler) und „Experten“ (erfahrene Spieler) verglichen. Eine Studie konnte feststellen, dass die im Sport verlangten kognitiven Fähigkeiten der Spielintelligenz – Raumwahrnehmung, geteilte Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis, mentale Kapazität – bei außergewöhnlichen Sportlern im Vergleich mit generellen Studien nur dann nicht korrelieren, wenn der IQ unterhalb des Durchschnitts liegt. Es herrscht eine positive Übereinstimmung zwischen den guten Leistungen junger Fußballer und der allgemeinen Kreativität. Kurz gefasst und entwissenschaftlicht sind im normalen Leben kreative und intelligente Jugendliche auch im Sport besser.

Die Testmethode

An der Studie nahmen 57 weibliche und männliche Probanden aus der höchsten und der dritten schwedischen Spielklasse teil. Die gesamte Gruppe war hinsichtlich Alter und Bildungsstand homogen. Der Test zur Feststellung der Intelligenz fand im Oktober 2007 statt und bestand aus drei anerkannten Intelligenzmessungsmethoden. Insgesamt dauerten die Module 40 Minuten. Beim Haupttest Design Fluency mussten unter Zuhilfenahme eines Stifts, ohne zu sprechen und unter 60-sekundigem Zeitdruck viele verschiedene Anordnungsmöglichkeiten von Punkten in einem Quadrat mit einer Linie herausgefunden werden. Jede Lösung durfte nur einmal verwendet werden. Dazu folgten noch zwei zusätzliche Testungen. Der Stroop-Test, bei welchem die Farben von Wörtern festgestellt werden müssen, war der eine. Bei diesem wechseln sich Wörter ab, bei denen die Farbe und das Wort übereinstimmen (blau) oder unterschiedlich sind (grün). Der andere Test war der Trail making test, bei welchem wieder durch Punktanordnung und –verbindung der Zusammenhang zwischen Sehen und Verarbeiten überprüft wird. Die Ergebnisse des Tests wurden zwischen Jänner 2008 und Mai 2010 anhand der Tor- und Scorerstatistiken analysiert.

Die Ergebnisse

Die Untersuchung zeigte, dass die SpielerInnen, die in der höchsten Spielklasse spielten, bei dem Design-Fluency-Test besser abschnitten, unabhängig vom Geschlecht. Auch beim zweiten Test mit der Farb-Wort-Zuordnung konnte nachgewiesen werden, dass die, die beim Test besser waren, in der ersten Liga spielten. Dies galt auch für den Anordnungstest. Die drei Testreihen ergaben, dass die Intelligenz durchaus eine große Rolle spielt und sich intelligente Spieler besser entwickeln als weniger intelligente. Des Weiteren zeigte sich, dass die ausgeprägten exekutiven Funktionen, die Steuerung des Verhaltens unter Berücksichtigung auf sich wechselnde Einflüsse, aus den Spielern einen besseren machen.

Die Kritik

Die Autoren räumen ein, dass die gemessenen Einheiten „Tore“ und „Assists“ wohl nicht zur Gänze aussagekräftig sind. Allenfalls zeigt sich, dass in dem heutigen „riskanten Business“, wie es die Autorengruppe nennt, auch die Intelligenz eine große Rolle spielt, auch wenn Faktoren wie das Organisieren der Defensive oder generell Defensivskills nicht berücksichtigt wurden. Dennoch sei die Studie ein guter Indikator, dass eben nicht nur physische Voraussetzungen der konditionellen und koordinativen Fähigkeiten vorhanden sein müssen, sondern auch messbare Intelligenz.

Status Quo in Österreich

Das Leitbild des ÖFB sieht die Förderung der Intelligenz noch nicht vor. So sieht das Leitbild des ÖFB in der Challenge 2012 für die Akademien folgendes vor:

  • die besten österreichischen Nachwuchstalente zu ver­pflichten,
  • diese Spieler nach einem vom ÖFB vorgegebenen Aus­bildungsprogramm zu schulen,
  • die notwendigen Strukturen im organisatorischen und administrativen Bereich zu schaffen und für einen sozi­alen und persönlichkeitsbildenden Rahmen zu sorgen,
  • die bestehenden Infrastrukturen laufend neu zu verbes­sern und
  • diesen Talenten Voraussetzungen zu schaffen, dass sie sich auf sportlichem und beruflichem Gebiet optimal ent­wickeln bzw. zu Persönlichkeiten reifen können.

Natürlich ist ein Ausschlussverfahren von Spielern, die nicht über einen hohen Intelligenzquotienten verfügen, Schwachsinn. Aber auf Basis der schwedischen Studie sollte die Förderung der kognitiven Fähigkeiten explizit hervorgehoben werden.

Auch wenn die generelle Meinung über die Intelligenz im Volksmund nicht allzu gut und auch die Testmethode noch nicht ausgereift ist, so ist festzuhalten, dass zu einem kompletten Fußballer eben nicht nur die Physis gehört, sondern auch ein hohes Maß an geistigen Fähigkeiten.

Georg Sander, abseits.at

Georg Sander

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