Kindertraining Teil 2 – Koordinationstraining als essentieller Bestandteil
Taktik & Theorie 7.September.2011 Wolfgang Weibl 0
In Teil 1 habe ich oft darauf hingewiesen, dass eine der obersten Maxime beim Kindertraining das variantenreiche Training ist. Die Vielseitigkeit im Training schafft die erforderlichen emotionalen Höhepunkte, die notwendig sind, um möglichst viel zu lernen, sowohl im motorischen als auch im kognitiven und sozialen Bereich. Die Auswahl der Übungen sollte immer in engem Kontakt zur Sportart stehen. Die Vielseitigkeit muss daher immer fußballorientiert sein.
An oberster Stelle stehen Ballbeherrschung und Spielverständnis, sowie die Entwicklung der Handlungsschnelligkeit (Koordination!). Verschiedenste Spielformen unter Raum- und Zeitdruck sind geeignet, die Orientierung im Raum zu verbessern und unterschwellige Reizsetzungen zu verhindern. Daneben soll durch ein vielseitiges, koordinativ ausgerichtetes Schnelligkeitstraining die Entwicklung zum schnellen Spieler eingeleitet werden. Turnerische Übungen sollen Kraft und Körperspannung erzeugen und so einen ganzheitlich ausgebildeten Spieler heranreifen lassen. In der klassischen Trainingslehre spricht man vom „Prinzip des wirksamen Reizes“. Wenn Reize zu schwach sind, oder wenn es ständig dieselben sind, kommt es zu keiner Verbesserung. Dies betrifft sowohl den koordinativen als auch den konditionellen Aspekt. Kinder brauchen ständig neue Reize, um zu lernen. Erreicht wird dies durch die Variation des Übungsgutes und die Variation der Belastung. Ständige einseitige intensive Reize können nicht nur die harmonische Körperentwicklung und dann auch die Gesundheit gefährden, sie verhindern auch die für das Techniktraining so wichtige Entwicklung der koordinativen Fähigkeiten.
Die Schulung der koordinativen Fähigkeiten
Ganz allgemein werden koordinative Fähigkeiten benötigt, um Situationen zu meistern, die ein schnelles und zielgerichtetes Handeln erfordern. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Geschicklichkeit und Gewandtheit. Je höher diese Eigenschaften ausgeprägt sind, desto schneller werden neue Übungen erlernt. Da das Kindesalter das beste Lernalter darstellt, sind die koordinativen Fähigkeiten vorrangig in diesem Altersabschnitt zu schulen.
Unter koordinativen Fähigkeiten versteht man:
• Reaktionsfähigkeit (= die Fähigkeit, z.B. auf Finten, Schüsse usw. schnelle Handlungen zu setzen…)
• Gleichgewichtsfähigkeit (= die Fähigkeit den Körper zum Beispiel nach Attacken des Gegenspielers wieder in eine stabile Position zu bringen)
• Rhythmusfähigkeit (= die Fähigkeit, einen vorhandenen Rhythmus aufzunehmen, in zu verändern und wiederherzustellen)
• Ballgefühl (= die Fähigkeit, feinmotorische Bewegungen mit dem Ball durchzuführen)
• Orientierungsfähigkeit (= die Fähigkeit, sich auf engem Raum zurechtzufinden = räumliche Orientierungsfähigkeit bzw. Flugbahnen und Flugzeiten des Balles richtig einzuschätzen = Timing)
• Koppelungsfähigkeit (= die Fähigkeit zur flüssigen Verbindung von Teilbewegungen, z.B. Dribbling und Torschuss)
Und wieder: Durch Variationen und Kombinationen von Übungen können die koordinativen Fähigkeiten verbessert werden. Ich persönlich verpacke schon beim Aufwärmen sehr gerne koordinative Elemente, ohne dass es die Kids großartig merken. Überhaupt ist es empfehlenswert, die Trainingsgestaltung so anzulegen, dass zu Beginn eher die komplexeren Übungen durchgeführt werden. Je länger das Training dauert, desto mehr leidet die Konzentration und das Umsetzen erfolgt nicht mehr so exakt wie es sein sollte, um sich weiterzuentwickeln. Achten Sie vor allem auf die Genauigkeit der Durchführung der Übungen. Es ist nicht wichtig, wie schnell die Übung gemacht wird, sondern wie exakt sie durchgeführt wird. Das wird natürlich von Kind zu Kind verschieden sein, verlieren Sie aber nicht die Geduld. Notfalls bilden Sie verschiedene Gruppen, in denen sich etwa gleich stark entwickelte Kinder wiederfinden. So verhindern sie Unterforderung bei denjenigen, die etwas weiter sind und Überforderung bei denjenigen, die sich etwas schwerer tun.
Was kann man alles variieren?
• Variation der Ausgangsstellung (sitz, Bauch- Rückenlage…)
• Variation der Übungsausführung (Beidseitigkeit rechts+links, Übungen mit Tempo- und Rhythmuswechsel, Einbeinsprünge, beidbeinige Sprünge…)
• Variation der Bewegungsdynamik (langsam, schnell)
• Variation der räumlichen Struktur von Bewegungen (kleineres, größeres Feld)
• Variation der äußeren Bedingungen (unterschiedliche Bälle)
• Üben ohne Zeitdruck, Üben unter Zeitdruck, Üben ohne Behinderung, Üben mit Behinderung
Wolfgang Weibl, abseits.at
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