Im ersten Teil unserer Serie über Kinderfußball definierten wir die Anforderungen an einer Trainer, der mit Kinder arbeiten soll. Im zweiten Teil gingen wir... Kindertraining Teil 3 – Geistige und körperliche Entwicklung

Im ersten Teil unserer Serie über Kinderfußball definierten wir die Anforderungen an einer Trainer, der mit Kinder arbeiten soll. Im zweiten Teil gingen wir vor allem auf das Koordinationstraining als essentiellen Bestandteil des Trainingsprogramms ein. Hier der dritte Teil unserer Serie über das Trainieren mit den kleinsten Fußballbegeisterten!

Um ein altersgemäßes Training gestalten zu können, sind Kenntnisse bezüglich der psychophysischen Entwicklung von Kindern notwendig:

• Das Vorschulalter (3-6 Jahre)
• Das frühe Schulkindalter (6-8 Jahre)
• Das späte Schulkindalter (9-12 Jahre)

Keine Altersstufe kann für sich allein betrachtet werden. Die Übergänge sind fließend, und jede Stufe baut auf den erworbenen Erfahrungen der vorherigen auf. Ein besonders zu beachtendes Problem im Nachwuchstraining stellt die unterschiedlich schnelle körperliche Entwicklung von Kindern dar. Sogenannte Frühentwickler (Akzelerierte) weisen beschleunigte Aufeinanderfolge der körperlichen Entwicklungsphasen von einem oder mehreren Jahren, so genannte Spätentwickler (Retardierte) verzögerte Entwicklungsphasen von einem oder mehreren Jahren auf. Das biologische Alter entspricht nicht dem kalendarischen. Immer wieder werden von „ergebnisgeleiteten“ Trainern in Wettspielen die Akzelerierten gegenüber den Normalentwicklern oder den Retardierten in der Aufstellung vorgezogen. „Entwicklungsgeleitete“ Trainer geben auch den Retardierten eine Chance. Sehr oft gehen durch die „ergebnisorientierten“ Trainer Talente verloren. Dabei sind gerade die Retardierten durch ihre optimalen Last/Kraft- und Hebelverhältnisse für koordinative und technische Schulung besonders geeignet. Die körperlichen und konditionellen Defizite können später immer noch aufgeholt werden. Bei Akzelerierten wiederum liegt im konditionellen Bereich (und hier vor allem im Bereich der Kraft und der Ausdauer) eine erhöhte Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit vor. In der Gestaltung des Trainings wäre im Hinblick auf eine optimale Reizsetzung dies zu berücksichtigen.

In diesem Teil gehen wir speziell auf das Vorschulalter bzw. die Kleinkindförderung ein. Teil 4 wird sich mit der Grundausbildung im frühen Schulkindalter, Teil 5 mit dem Grundlagentraining im späten Schulkindalter auseinandersetzen.

Das Vorschulalter (3-6 Jahre)

Hochgradige Lernbereitschaft durch Neugierverhalten bestimmt diese Altersgruppe. Konzentration auf eine Sache ist den Kindern fremd. Natürliche Antriebsprozesse bewirken ständigen Aktivitätswechsel. Einmal dies, dann gleich wieder jenes zu machen ist für 4- bis 5-Jährige normal. Verlieren Sie nicht die Geduld. Spiele sind die Lehrmeister der Kinder, sowohl was die motorische, als auch die psychosoziale Entwicklung anbelangt. Einschränkungen des Spieltriebes wirken sich ungünstig auf die geistige Leistungsentwicklung aus. Bewegungsgeschichten, welche die Fantasie der Kinder anregen, sollten im Mittelpunkt stehen. Zu erfahren, wie der Ball rollt und hüpft, Laufen, Balancieren, Werfen, Fangen, Springen und ähnliche Übungen begeistern die Kinder und führen zum Aufbau des für die weitere Entwicklung notwendigen Bewegungsschatzes (siehe Teil „Koordination“).

Neueste Erkenntnisse der Trainingswissenschaft weisen darauf hin, dass der langfristige Leistungsaufbau nicht wie bisher angenommen mit dem organisierten Fußball (ab dem 6./7. Lebensjahr) beginnt. Ausschlaggebend für die Entwicklung der koordinativen Fähigkeiten, die für Topspieler von grundlegender Bedeutung sind, ist das Vorschulalter. Dies bedeutet, dass die Ausbildung in dieser Phase hauptsächlich im Einflussbereich der Eltern liegt. Trotzdem sollte eine Kooperation von Eltern, Kindergarten und Nachwuchstrainern angestrebt werden, um diese Phase nicht ungenützt verstreichen zu lassen.

Übungsformen

Hier ein paar Beispiele zur Anregung. Durchforsten Sie das Internet nach weiteren Übungen (siehe Teil 1) und lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf (Stichwort Variation!)

1. Lustvolle Spiele für Kinder

Ball über die Schnur
Zwei Mannschaften werfen einander über eine Schnur verschiedene Bälle (nicht nur Fußball!) zu. Der Ball muss gefangen werden und darf nicht den Boden berühren. Wem es gelingt, den Gegenstand zu fangen, hat für seine Mannschaft einen Punkt erzielt.

Tigerball
Alle Spieler dribbeln mit ihrem Ball frei im Raum. Ein Tiger versucht nun, einem Spieler den Ball abzujagen. Gelingt dies, wird der Spieler ohne Ball zum Tiger. Variation: Zwei oder mehrere Tiger gleichzeitig.

Reifen besetzen
Reifen liegen verteilt auf dem Boden, einige weniger als Mitspieler. Alle Kinder dribbeln nun mit dem Ball umher. Auf Zuruf des Trainers muss jeder Spieler seinen Ball in einen Reifen dribbeln und sich setzen.

2. Schnelligkeitsübungen

ACHTUNG: Alle Schnelligkeitsübungen sind ermüdungsfrei und mit maximaler Willensstoßkraft durchzuführen. Sämtliche Übungen sollen frequenzbetont und spielerisch durchgeführt werden. Lernen soll „unbemerkt“ erfolgen.

Schandfleck
Fangspiel – Der Abgeschlagene muss die getroffene Stelle mit der Hand zudecken und wird neuer Fänger (beobachten Sie, wie lange die Kinder brauchen um dahinterzukommen, dass wenn sie jemanden an der Wade oder Ferse abschlagen, dieser dann kaum Chancen hat, wieder jemanden zu fangen) – mit und ohne Ball!

Begegnungsstaffel
Die jeweils Ersten jeder Mannschaftshälfte starten gleichzeitig zueinander. Nach ihrer Begegnung, die zum Beispiel durch Übergabe eines Balles erfolgen kann, kehren sie wieder zur eigenen Reihe zurück.

Laufkoordination
Vorwärts, Rückwärts, große Schritte, kleine Schritte, auf den Ballen, auf den Fersen, um die eigene Achse drehen, Laufvariationen über kleine Hindernisse (Hütchen, Bälle, Stangen, Reifen), Skippings, Hopserlauf,…

Sprungkoordination
Hampelmann, beidbeinige Sprünge, einbeinige Sprünge, Beine überkreuzen, Schrittsprünge, Drehsprünge,…

3. Zieh- und Schiebekämpfe

ZIEL: Allgemeine Kräftigung

Ringkampf
Die Partner stehen in einem Ring oder abgesteckten Bereich. Jeder versucht, den anderen hinauszudrängen. Dazu liegen die Hände am Körper an.

Krokodilkampf
Zwei Partner versuchen im Liegestütz einander gegenseitig auf die Finger zu klopfen.

Stehaufmännchen
Die beiden Partner sitzen im Langsitz Rücken an Rücken und hängen sich mit den Armen ein. Beide stehen gemeinsam auf und setzen sich wieder hin.

4. Gewandtheitsschulung

Parcours
Bauen Sie verschiedene Stationen auf, die Sprünge, Würfe, Rollen, Balanceübungen und fußballspezifische Übungen beinhalten.

Wolfgang Weibl, abseits.at

Wolfgang Weibl

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