Seit längerer Zeit verwendet abseits.at bereits sogenannte Radargrafiken zur Visualisierung der wichtigsten Leistungsdaten eines Spielers. Welche Daten herangezogen werden, hängt von der Position ab,... Radargrafik-Update: Neue Vorlage für defensive Mittelfeldspieler

Statistiken, Bilanzen_abseits.atSeit längerer Zeit verwendet abseits.at bereits sogenannte Radargrafiken zur Visualisierung der wichtigsten Leistungsdaten eines Spielers. Welche Daten herangezogen werden, hängt von der Position ab, auf der der jeweilige Spieler eingesetzt wird. Zu den bestehenden Vorlagen gesellt sich nun eine neue dazu, die in diesem Artikel beschrieben wird.

Bisher nutzten wir die Daten, die von Opta auf der offiziellen Webseite der Bundesliga sowie auf laola1.at öffentlich zur Verfügung stehen, um Spieler auf drei verschiedenen Positionen zu charakterisieren: Außenverteidigung, Mittelfeld und Angriff. Gerade die Vorlage für Mittelfeldspieler hatte allerdings einen wesentlichen Verbesserungspunkt, denn sie stützt sich hauptsächlich auf Daten, die für die Offensive relevant sind. Deshalb wurde nun eine explizite Vorlage für defensive Mittelfeldspieler geschaffen.

Neuer Cutoff

Bevor wir jedoch auf den Aufbau der Vorlage für defensive Mittelfeldspieler eingehen, wollen wir einen weiteren neuen Punkt in allen Radargrafiken ansprechen. Die Normierung der Daten erfolgte nämlich bisher auf dem höchsten und niedrigsten Wert in der jeweiligen Kategorie. Das hatte zur Folge, dass zum Beispiel ein Spieler, der im ligaweiten Vergleich den zweit-, dritt- oder viertbesten Wert erzielte, möglicherweise nur mittelmäßig wirkte, weil der Führende eine viel, viel höheren Werte hatte. Andererseits ließen Ausreißer nach unten einen Spieler möglicherweise besser dastehen, als er im Vergleich zu anderen in Wirklichkeit ist.

Aus diesem Grund wurden die Grenzen verschoben und richten sich nun nach dem drittbesten bzw. drittschlechtesten Wert. Das ist eine willkürliche Festlegung. Genauso gut könnte man die besten und schlechtesten 5% heranziehen oder den Betrachtungszeitrum erweitern und mehrere Saisonen berücksichtigen oder verschiedene Ligen zusätzlich in die Wertung nehmen. Aus Gründen der Einfachheit und mangels entsprechender Daten wurde die genannte Grenze gewählt. Oberste Priorität hat aber weiterhin die Einsatzzeit. Spieler, die weniger als 20% der maximal möglichen Einsatzzeit auf ihrem Konto haben, spielen bei der Bestimmung des Cutoffs keine Rolle.

Nur mehr zwei offensive Indikatoren

Sehen wir uns nun den Aufbau der Vorlage an. Die grundsätzliche Struktur bleibt gleich. Zentral über dem Diagramm findet man den Namen des Spielers, links oben den entsprechenden Klub. Die Box im linken unteren Eck gibt Auskunft darüber, welche Liga bzw. welche Saison berücksichtigt ist und natürlich die Vorlage. Das Netz erstreckt sich über die jeweiligen Kategorien, die der Position zugeordnet sind, und ist umso größer, je besser der Spieler im Vergleich mit den anderen defensiven Mittelfeldspielern abschneidet. Die Anordnung der Kategorien erfolgt gemäß ihrem primären Zuständigkeitsbereich, wodurch sich die gesamte Radargrafik in drei große Bereiche gliedert.

Im Vergleich zur allgemeinen Mittelfeld-Vorlage gibt es nun nur mehr zwei Kategorien, die explizit das Offensivverhalten eines Spielers wiedergeben: Scorerpunkte und Torschussbeteiligungen. Zur Erinnerung: früher gab es zusätzlich noch Assits und Torschussvorlagen. Außerdem wurde die Anzahl an erfolgreichen Dribblings gekürzt, weil die meisten defensiven Mittelfeldspieler sehr niedrige Werte haben und sich diese nur marginal unterscheiden. Aus demselben Grund ist auch die Berücksichtigung der Erfolgsquote der Dribblings nicht wirklich aussagekräftig.

Vier Indikatoren in der Defensive

Die Anzahl an Indikatoren in der Defensive wurde hingegen erhöht. Zusätzlich zu der Anzahl an Tackles und abgefangenen Bällen werden bei dieser Vorlage auch klärende Aktionen und Fouls berücksichtigt. Klärende Aktionen sind zwar nicht zwingend ein Indiz dafür, dass ein Spieler taktisch gut agiert, in höchster Not ist es jedoch oft besser den Ball aus der Gefahrenzone zu befördern, als unnötiges Risiko zu nehmen.

Die Wertung der Fouls erfolgt naturgemäß aufsteigend. Je weniger Fouls ein Spieler macht, umso besser ist das für sein Team. Auch dahinter steckt ein intuitiver Ansatz. Nicht selten passieren die Fouls von defensiven Mittelfeldspielern nämlich in Zonen, aus denen Standards zum Torerfolg für den Gegner führen können.

Fünf Kategorien zur Charakterisierung des Passspiels

Den größten Unterschied zwischen der allgemeinen Vorlage für Mittelfeldspieler und der hier erläuterten ist die Charakterisierung des Passpiels. Erstere gibt nämlich nur Auskunft darüber, wie viele Pässe ein Akteur pro 90 Minuten spielt, welche Genauigkeit er dabei erzielt und ob er vergleichsweise viele lange Bälle spielt. Gerade bei defensiven Mittelfeldspielern ist allerdings eine Erweiterung nötig. Wie man im Rahmen unserer umfangreichen Analyse zur Aufbauspiel der „Top 4“ gesehen haben, gibt es nämlich gerade in diesem Bereich empfindliche Unterschiede.

Die ersten beiden genannten Parameter (Passanzahl und Passquote) bleiben erhalten, der Anteil an langen Bällen wurde hingegen durch die Passquote bei langen Bällen ersetzt. Ein langer Ball im Spielaufbau impliziert nämlich nicht zwingend Negatives. Manche Teams nutzen dieses Mittel sogar sehr gezielt. Soll also ein Spieler eines solchen Teams benachteiligt werden? Nein. Auch Spielverlagerungen, die unter Umständen enge Situationen auflösen oder einen ballfernen Spieler in eine günstige Situation bringen, werden als lange Pässe erfasst. Sollen Spieler, die dazu in der Lage sind, benachteiligt werden? Nein.

Eine zusätzliche Erweiterung stellt die Fehlpassquote in der eigenen Hälfte dar. Diese kann auch aus defensiver Sicht gedeutet werden. Unterläuft einem Spieler ein derartiger Fehler, dann kommt der Gegner nämlich in eine sehr günstige Ausgangsposition für einen Konter. Dementsprechend trägt ein Spieler mit niedriger Fehlpassquote in der eigenen Hälfte positiv zur defensiven Stabilität des gesamten Teams bei und sein Wert liegt auf der Achse weiter außen.

Der Passwinkel

Die letzte Kategorie, die neu eingeführt wurde, ist wohl die interessanteste: der Passwinkel. Dieser beschreibt nämlich die Richtung, in die die Pässe eines Spielers gerichtet sind. Die Grundlage für die Berechnung ist die Anzahl an Pässen nach vorne und zurück bzw. nach links und rechts.

Bei der Ermittlung des Passwinkels geht man nun so vor, dass man die Summe an Querpässen (Pässe nach rechts und links) sowie die Anzahl an effektiven Vorwärtspässen (Summe Vorwärtspässen minus Summe Rückwärtspässe) berechnet und diese als orthogonale Vektoren interpretiert. Diese werden addiert und anschließend der Winkel zwischen dieser Summe und den Querpässen ermittelt.

Daraus ergeben sich folgende drei Extremfälle. Ein Spieler, der nur Vorwärtspässe spielen würde, hätte einen Passwinkel von 90°. Analog gilt: Wenn jemand nur zurück spielen würde, wäre sein Passwinkel -90°.  Würden die Zuspiele eines Spielers nur nach links oder rechts gehen, dann wäre der Passwinkel demensprechen 0°. Die nebenstehende Grafik veranschaulicht die Idee nochmal.

Es sei an dieser Stelle betont, dass es sich hierbei lediglich um eine Approximation handelt, da die Passrichtung nur in vier Quantisierungsstufen erfasst wird. Noch dazu impliziert ein Vorwärtspass nicht unbedingt einen Verkleinerung der Distanz zum Tor. Eine genauere Aussage würde sich machen lassen, wenn man jeden einzelnen Pass genau auswerten und anschließend einen Mittelwert errechnen würde. Zusätzlich könnte man die Passlänge ermitteln und ebenfalls in der Radargrafik berücksichtigen. Für eine dermaßen ausführliche Beschreibung fehlen allerdings die Daten – zumindest öffentlich.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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