Statistische Methoden zur Leistungsbewertung im Fußball: Total Shot Ratio
Taktik & Theorie 17.Oktober.2013 Alexander Semeliker 2
Die Bedeutung statistischer Daten in der Fußballwelt nimmt immer schneller zu. Während manche Fußballklubs bereits eigene Abteilungen dazu eingerichtet und Spezialisten angestellt haben, sind auch für die breite Öffentlichkeit mittlerweile zahlreiche Statistiken leicht verfügbar. War in der Vergangenheit noch in erster Linie der Ballbesitz von Bedeutung, wird nun tiefer gegraben und es kristallisieren sich die ersten stichhaltigen Bewertungsmethoden heraus.
Das wichtigste im Fußball sind Tore. Allerdings treten diese Ereignisse vergleichsweise selten auf, was Fußball im Gegensatz zu Handball oder Basketball zu einem „low score game“ macht. Laut sargasso.nl, das eine Million Fußballspiele untersuchte, fallen im Schnitt 2,77 Tore pro Spiel und die Differenz zwischen Tore des Heim- und Auswärtsteams beträgt im Schnitt etwa 0,4 bis 0,5. Eine der Grundregeln der Statistikanalyse ist jedoch, dass eine große Stichprobe nötig ist um aussagekräftige Bewertung tätigen zu können. Aufgrund dessen setzte sich die Anzahl an Schüssen als Bewertungsgrundlage durch.
Was bedeutet Total Shot Ratio?
Schussstatistiken werden seit vergleichsweise langer Zeit erfasst und sind dementsprechend leicht zugänglich. Etabliert hat sich dabei jedoch nicht die simple Anzahl an eigenen Schüssen, sondern die sogenannte Total Shot Ratio. Sie gibt Auskunft über die Chancenverteilung und ist wie folgt definiert:In einem früheren Artikel setzten wir uns mit dem Zusammenhang zwischen Ballbesitz, Schüssen und Toren auseinander. Das Ergebnis davon war, dass die Daten zwar weitestgehend korrelieren, es aufgrund unterschiedlicher Spielstile jedoch zu markanten Abweichungen kommen kann. In der spanischen Primera Division, in der sehr ballbesitzorientiert gespielt wird, bedeuten hohe Ballbesitzzahlen etwa nicht, dass ein Team automatisch öfter aufs Tor schießt als der Gegner. Umgekehrt gilt die Devise „Angriff ist die beste Verteidigung“ in der deutschen Bundesliga so gut wie gar nicht.
Bester Indikator für langfristige Prognosen
Aufgrund der Tatsache, dass in die Berechnung der Total Shot Ratio nur die Schüsse an sich eingehen, fallen damit derartige Phänomene heraus. Sie zeigt wie effektiv ein Team spielt. Damit wird ein kontrolliertes Ballbesitzspiel ebenso honoriert wie ein scheinbar destruktives Mauern. Entscheidend für die Aussagekraft ist aber die starke Korrelation der Total Shot Ratio mit den erreichten Punkten.
James Grayson untersuchte diesen Sachverhalt in seinem Blog. Die obige Grafik zeigt das Ergebnis. Das Bestimmtheitsmaß von R²=0,6601 – R²=1 bedeutet lineares Verhalten – zeigt den großen Zusammenhang zwischen den beiden Variablen. Darüber hinaus gibt die farbige Markierung Aufschluss über die Endplatzierung der jeweiligen Teams. Die schwarzen Punkte kennzeichnen die Titelgewinner, blau sind jene Teams eingezeichnet, die sich für die Champions League qualifiziert haben, und rot die Absteiger. Die Ansammlung an erfolgreichen Teams rechts oben und weniger erfolgreichen links unten streicht die Mächtigkeit der Total Shot Ratio heraus.
Einschränkungen hinsichtlich Nutzung
Ein weiterer Vorteil der Total Shot Ratio ist, dass sie verglichen mit anderen Methoden früher gegen den endgültigen Wert zu Saisonende strebt. Nichtsdestotrotz bedarf es einer gewissen Datenmenge um eine treffende Aussage zu treffe – gemäß den Beobachtungen von Martin Eastwood ist die Streuung ab 15 bis 20 Spielen relativ gleich. Eine weitere Folgerung des Artikels ist, dass man dieses Werkzeug gezielt einsetzen muss.
So lässt sich aufgrund des Wertes der Total Shot Ratio quasi keine Aussage darüber machen, wie viele Tore ein Team schießt. Das ist einleuchtend, da in der Berechnung nur die Schussverteilung eingeht. Umso erstaunlicher ist es, dass man bei einem ungefähren R²-Wert von 0,11 ebenso wenig auf die Tordifferenz schließen kann.
Markante Werte der bisherigen Saison
Zum Abschluss wollen wir uns noch typische und auffällige Werte ansehen. Der Mittelwert aller Verhältnisse einer Liga liegt immer bei 0,5. Für jeden Wert darüber gibt es nämlich stets einen Gegenwert. Hat das Heimteam beispielsweise eine Total Shot Ratio von 0,75, ergibt sich jene des Gästeteams zu 0,25. Der Mittelwert ist 0,5. So kommt der Mittelwert der bisher effektivsten österreichischen Mannschaft, Red Bull Salzburg (0,658), und dem schlechtesten, SC Wiener Neustadt (0,317), diesem Wert bereits sehr nahe. Die beiden Vereine stechen übrigens auch im internationalen Vergleich heraus.
Nimmt man alle verfügbaren Daten, die von WhoScored.com zur Verfügung gestellt werden – diese erstrecken sich über 175 Teams -, gibt es nur fünf Teams, die einen höheren Wert als die Salzburger aufweisen. Es sind dies Borussia Dortmund (0,746), Twente Enschede (0,712), Bayern München (0,707), Juventus (0,704) und der FC Barcelona (0,674). Auf der anderen Seite befinden sich die Wiener Neustädter, deren Wert von niemand unterboten wird. Dass sie dennoch aktuell auf Tabellenplatz sieben stehen, zeigt allerdings, dass auch die Total Shot Ratio den Fußball nicht vollständig beschreiben kann.
Alexander Semeliker, abseits.at
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Alexander Semeliker
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