Die Mitte wird bei vielen Mannschaften, nicht nur im Amateurfußball, gescheut. Dort ist der Gegner meist am Kompaktesten, weshalb man das große Risiko eines... Taktiktheorie: Spielaufbau über das Zentrum und die Halbräume

Taktikboard grün Kreide_abseits.atDie Mitte wird bei vielen Mannschaften, nicht nur im Amateurfußball, gescheut. Dort ist der Gegner meist am Kompaktesten, weshalb man das große Risiko eines Ballverlustes sieht. Deswegen bauen viele Teams über die Flügel das Spiel auf. Dies erscheint zwar sicherer, ist es jedoch in Wirklichkeit nicht. Zudem leidet auch die Variantenmöglichkeit im eigenen Ballbesitz darunter.

Passoptionen

Das Spiel über den Flügel erscheint vielen als sicherer. Auf den Flügeln sei mehr Platz, weshalb man mehr Zeit habe und bessere, sauberer technisch ausgeführte Entscheidungen treffen könnte. Dass per se mehr Platz ist, das stimmt auch. Jedoch ist diese größere Quantität an Raum rein virtuell. Denn dieser Raum kann nur begrenzt genutzt werden, hier spielt die Seitenlinie eine große Rolle. Jene Outlinie wurde von Pep Guardiola einst als „besten Verteidiger der Welt“ bezeichnet, da man nicht „durchkäme. Ein Ball im Out bedeutet sofortiger Ballgewinn für die gegnerische Mannschaft. So hat man grob gesehen am Flügel drei Passmöglichkeiten weniger als im Zentrum und im Halbraum.

darstellug der passoptionen

Mit klugem Anlaufen im Pressing kann man also zumindest eine weitere Passoption versperren, im Kollektiv ist natürlich mehr möglich. Dies ist auch der Grund, weshalb man im Pressing den Gegner meist nach außen leiten möchte, um dort zu attackieren. Die Möglichkeiten des Ballführenden sind beschränkt. Zusätzlich kommt hinzu, dass Dribblings im Aufbau meist verpönt sind. Dies führt dazu, dass viele Außenverteidiger gar nicht die Ausbildung dafür bekommen, solche Situationen diagonal nach innen über ein Dribbling zu lösen. So bleibt meist nur der Pass entlang der Linie, der bei halbwegs ordentlichem Pressing des Gegners entweder abgefangen werden kann, oder bei einem Mitspieler mit der Orientierung weg vom gegnerischen Tor ankommt. Der Rückpass bietet dem Gegner eine Chance noch weiter Druck aufzubauen, und der Pass in die Mitte sollte versperrt worden sein. Natürlich kann man mit den geeigneten Spielern und Mechanismen auch solche Situationen lösen, dennoch sollte man versuchen diese zu meiden oder nur gegnerspezifisch taktisch zu nutzen.

Anforderungen

Natürlich gibt es spezielle Punkte, die man zu erfüllen versuchen sollte, wenn man den Weg über die Mitte im Spielaufbau gehen will.

– Umblickverhalten: Passendes Umblickverhalten, also die Wahrnehmung was um den Spieler herum passiert, ist unabdinglich, um effektiven Spielaufbau durchzuführen. Mit den richtigen Informationen ob man sich drehen kann, oder welche Passoptionen in Folge offen sind, werden Entscheidungen deutlich erfolgsstabiler.

– Struktur: Eine geeignete gruppen- und mannschaftstaktische Struktur hilft dabei Dreiecke und Rauten in der Formation herzustellen und so immer mehrere Passoptionen zu ermöglichen. Nicht nur vertikal und horizontal, auch diagonal sollte es stets sich anbietende Mitspieler geben.

– Training: Wie alles im Fußball, sollte man dies mit Gegnern im Training auch üben. Verschiedene Spielformen können dabei helfen, den Spielaufbau über die Mitte zu trainieren.

David Goigitzer, abseits.at

David Goigitzer

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