Taktiktheorie: Wie bestimmt man die richtige Pressinghöhe?
Taktik & Theorie 30.Oktober.2016 David Goigitzer 0
Nach Anfrage eines abseits.at-Lesers haben wir für euch einen Artikel über die Bestimmung der Pressinghöhe verfasst. Der Leser wollte wissen, wie er für seine Mannschaft herausfinden kann, wie hoch sie in der eigenen Phase ohne Ballbesitz agieren soll. Wir nehmen stets gerne Anfragen von Lesern an und hoffen auch diesmal eine zufriedenstellende Antwort zu finden.
Überblick der Pressinghöhen
Zu Beginn gilt es die drei prinzipiellen Arten des Pressings zu bestimmen. Hierbei kategorisiert man meist in Angriffspressing, Mittelfeldpressing und Abwehrpressing. Zur besseren Vorstellung haben wir das Spielfeld in drei Farben und somit Dritteln geteilt. In diesen Kategorien kann man dann natürlich nochmals genauer beschreiben, ob es sich um eher tiefer oder höher angelegtes Pressing handelt.
Pressingmechanismen
Zwar kann man in der Höhe des Pressings durchaus variieren und Verschiedenheiten kategorisieren, doch die Prinzipien, an die man sich im Spiel ohne Ball halten muss, bleiben die gleichen. Spielverlagerungs-Autor Martin Rafelt hat in seinem Buch „Vollgasfußball: Die Fußballphilosophie des Jürgen Klopp“ das sehr interessante Passagen über Pressing im allgemeinen publiziert.
Druck auf den Ballführenden: um einfache, ungehinderte Dribblings oder Pässe zu verhindern
Kompaktheit vertikal und horizontal: Um Lücken im Defensivverbund zu minimieren und leichter lokale Überzahlen zu schaffen
ballorientiertes Verschieben: um lokal Überzahlen zu generieren und Druck am Ball zu ermöglichen; um naheliegende Absicherung für ausgespielte Gegner zu bieten
Kohärentes Agieren: Gehen wir auf Ballgewinn oder Sichern wir passiv das Tor ab?
Das Bestimmen der Pressinghöhe
Nun stellt sich die Frage, wofür man sich als taktische Variante in der Defensive entscheidet, wie hoch man den Gegner attackieren möchte. Wie bereits angedeutet, sind die Basics bei jeder Höhe dieselben. Das heißt: Man kann (und soll) während des Spiels die Pressinghöhen variieren. Dies macht es dem Gegner schwer sich zu adaptieren und Situationen zu antizipieren. Atlético Madrid ist ein gutes Beispiel für variierende Pressinghöhen. Oftmals beginnt man mit einem hohen, intensiven Pressing im letzten Drittel, während man dann oft in ein Mittelfeld- oder Abwehrpressing zurückfällt. Nur um dann in gewissen Phasen, oder auch bei bestimmten Pressingtriggern (wie zum Beispiel schwach gespielten Rückpässen oder Rückwärtsdribbligns) situativ hoch zu pressen.
Einige Faktoren kann man dennoch explizit nennen.
Wichtig: All die folgend genannten Eigenschaften können und MÜSSEN durch passendes Training verbessert werden und können auch gegnerabhängig sein. Nur weil ein Torwart generell nicht hoch genug und kompakt zu seiner Hintermannschaft agiert, heißt es nicht, dass er oder sie das nicht lernen kann!!
Spielermaterial: Wie schnell sind die Innenverteidiger? Wie erfolgsstabil kann ich Balldruck ausüben und den Gegner zu unkontrollierten Bällen zwingen? Um ein hohes Pressing auszuführen bedarf es zumindest einen dieser beiden Punkte. Schnelle Innenverteidiger können, gepaart mit guter Antizipationsfähigkeit natürlich, Bälle über die Abwehrkette ablaufen. Bei ausreichend Druck auf den Ballführenden könnte die Sprintfähigkeit jedoch nicht so wichtig sein, vorausgesetzt die Innenverteidiger verfügen über sehr gute Antizipationsfähigkeit. Dies gilt auch für den Torhüter, der mit gutem Stellungsspiel viele weite Bälle abfangen kann. Sind die Stürmer nicht arbeitswillig, so ist hohes Pressing ebenfalls nicht möglich. Zweikampfstärke muss nicht unbedingt eine Eigenschaft für Verteidiger sein, auch ein Stürmer kann dadurch punkten und jemand der dies als besondere Stärke hat, kann sich in einem hohen Pressingsystem alleine deswegen schon einen Platz verdienen (siehe Mario Mandzukic).
Offensivstrategie: Zwar wird der Fußball oft in Phasen aufgeteilt, dennoch ist er ein großes Ganzes. Deswegen kommt es auch auf die Strategie bei Ballbesitz an, wie man das eigene Pressing ausrichtet. Als Beispiel: Tiefes Abwehrpressing lockt den Gegner aus seiner Hälfte heraus und vergrößert somit den Raum hinter dessen Abwehr. Mannschaften die auf Konter fokussiert sind und mit sprintstarken Offensivspielern bewaffnet sind, können ein tiefes Abwehrpressing nutzen um eben diesen Raum zu generieren und ihn nach Ballgewinn zu nutzen.
Ist ein wichtiges offensivtaktisches Mittel jedoch der Ballbesitz, dann ist hohes Pressing eine passende Möglichkeit, denn die Mannschaft möchte ja den Ball so früh wie möglich zurückgewinnen, um ihn verarbeiten zu können. Je wichtiger der Ballbesitz ist, desto länger möchte man den Ball natürlich haben, um geordnet und geduldig Optionen aufbauen zu können.
Gegner: Wie agiert der Gegner im Ballbesitz? Hat er aufbauschwache Verteidiger? Schnelle Stürmer? Ein spielstarkes Mittelfeld? Sofern möglich ist eine Gegneranalyse wichtig und sehr hilfreich, um die geeignete Pressinghöhe zu bestimmen. Zudem kann man schwache Spieler ausmachen, auf die das Aufbauspiel geleitet und die angepresst werden sollen. Durch ausreichendes Wissen über den Gegner kann man den Spielplan somit passend auf die eigenen Stärken und die gegnerischen Schwächen anpassen.
Fazit
Wie so oft im Fußball gibt es nicht die eine, richtige Antwort. Wie hoch man das eigene Pressing anlegt hängt von vielen Faktoren ab, einige die auch sehr spezifisch auf die eigene Mannschaft zu beachten sind. Dennoch gibt es eben Grundpfeiler, an denen man sich orientieren kann, um dann herauszufinden, welche Art des Pressings am besten zur eigenen Mannschaft oder zu einem bestimmten Spiel passt.
David Goigitzer, abseits.at
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